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Kellergewölbe unter dem Refektorium werden gezielt freigelegt 800 Jahre alte Heizung im Kloster entdeckt

Von Jörg Niemann 10.01.2013, 02:29

Im Kloster Ilsenburg sind Mitarbeiter einer Beschäftigungsgesellschaft mit dem Freilegen von Gewölben unter dem Refektorium beschäftigt. Dabei hat es interessante Funde und Entdeckungen gegeben - wie eine in der Region bislang nicht bekannte Hypokaustenheizung.

Ilsenburg l Mehrere Mitarbeiter einer Arbeitsförderungsgesellschaft sind momentan in der "Unterwelt" des Ilsenburger Klosters aktiv. Sie legen in Abstimmung mit Denkmalschützern im südlichen Teil des Klosters alte Kellergewölbe frei, die in Verlauf der Zeit zugeschüttet worden waren.

"Wir schätzen das Alter der Heizung auf etwa 800 Jahre."

Bernd Minnich, Klosterverwalter

In diesen Tagen wird der erste Teil der Arbeiten abgeschlossen und ein erstes Resümee gezogen. "Das interessanteste Ergebnis der bisherigen Arbeiten ist das Freilegen von Teilen einer sogenannten Hypokaustenheizung. Wir schätzen, dass diese Heizung, die unter dem Refektorium liegt, etwa 800 Jahre alt ist", erklärt Klosterverwalter Bernd Minnich. Bei der Heizung wurde im Kellergewölbe ein Feuer angezündet, das wiederum die Steine und somit auch das Refektorium erwärmte. "Eine solche Heizung wurde von den Römern entwickelt und wahrscheinlich durch die ersten Ilsenburger Mönche, die aus Fulda kamen, gebaut. Die hatten z. B. in England viel mit den Römern zu tun und deren Bauten hier offenbar nachgeahmt. Das würde auch erklären, warum es keine vergleichbare Heizung in Klöstern der Harzregion gibt", resümiert Bernd Minnich.

Die Existenz einer Hypokaustenheizung wurde schon vor Jahren vom Blankenburger Heinz A. Behrens für möglich gehalten. Da die Kellergewölbe aber allesamt verschüttet waren, war es damals nicht möglich, einen entsprechenden Beweis anzutreten.

"Wir sind ganz gespannt, was wir hier noch alles finden werden."

Rainer Jansen, Mitarbeiter

Außerdem seien die Arbeiter auch auf Reste eines damals üblichen Gipsfußbodens gestoßen. Auch einige Knochenreste tierischen Ursprungs wurden an das Tageslicht zurückgeholt. Sensationen blieben bei den Arbeiten allerdings aus.

In wenigen Tagen soll mit dem Ausgraben von weiteren Teilen des Kellergewölbes begonnen werden. "Wir sind alle ganz gespannt, was wir im nächsten Abschnitt finden werden", erklärte Rainer Jansen aus Ilsenburg, einer der Mitstreiter am Grabungsprojekt, den, wie seine Kollegen auch, das Jagdfieber gepackt habe. Leider, so berichten die Arbeiter, laufe ihr Beschäftigungsprojekt im Frühjahr aus.

Warum die Kellergewölbe unter dem Refektorium fast bis an den Rand mit Geröll zugeschüttet wurden, kann sich niemand so recht erklären. Vermutet wird, dass dies die einzige Möglichkeit war, spielende Kinder in ihrer Neugier zu bremsen, die die Kellergewölbe zum Abenteuerspielplatz erklären wollten.

Und noch eine Erkenntnis brachten die Arbeiten laut Minnich mit sich. Die Feuchtigkeit im Refektorium ziehe nicht "von unten" herauf. Dazu sei es in den freigelegten Gewölben viel zu trocken gewesen.