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Kritik an Verpachtung des Walter-Hartmann-Stollens / Blankenburger rät zur Verwahrung "Alte Grubenräume sind kreuzgefährlich"

Von Jens Müller 11.12.2013, 02:14

In der Stadtratssitzung soll über die Verpachtung des Walter-Hartmann-Stollens entschieden werden. Zwei Vereine bewerben sich darum. Der Blankenburger Klaus Bittner sieht die Pläne kritisch. Er rät aus Sicherheitsgründen zu einer endgültigen Verwahrung.

Blankenburg l Die Fotos, die Klaus Bittner präsentiert, zeigen lose Mauersteine, bröckelnde Fugen, marode Holz-Türstöcke, knietiefes Wasser. Es sind Bilder vom Walter-Hartmann-Stollen, aufgenommen beim letzten Holzausbau 1998. Der Blankenburger habe bereits 1990 im Auftrag des Metall-Leichtbaukombinats (MLK) damit begonnen, den Stollen zu sichern. Kurz danach wurden die Arbeiten gestoppt, weil das Gelände nicht mit dem MLK privatisiert wurde. Erst auf Bittners Initiative hin seien 1998 wieder Arbeiten aufgenommen worden.

"Die Stadt als Rechtsnachfolger tat sich damals schwer. Ich habe kein Gehör gefunden", beklagt Bittner. Erst die Wernigeröder Kreisverwaltung um Ordnungsdezernent Bernhard Petzold habe seine Bedenken aufgegriffen und Reparaturarbeiten initiiert. Denn im Stollen war die Gewölbeausmauerung an manchen Stellen schon eingebrochen.

"Grund für diesen Verfall ist auch der Lkw-Verkehr auf dem Baumschulenweg", ist sich Bittner sicher. Diese Straße führt genau über den Stollen. Da außerdem rund 1000 Kubikmeter Wasser pro Tag über den Stollen aus dem Berg abgeleitet werden, leide der Holzausbau. "Dort kann man keine Leute \'reinschicken. Die alten Grubenräume sind kreuzgefährlich", sagt Bittner. Sollte dort ein Teil einbrechen, würde sich aus dem Verfall ein Pfropfen bilden und das Wasser sich in den nachgeschalteten Räumen anstauen - bis der Druck zu groß werde. "Dann kommt ein Wasservolumen aus dem Stollen wie in einer kleinen Vorsperre im Harz." Zwar sah das Bergamt in Halle dieses Szenario vor rund 15 Jahren nicht als realitätsnah an, bestätigte aber immerhin, dass eine solche Gefahr durchaus vorhanden sei.

Deshalb rät Bittner dazu, den Stollen gar nicht mehr für die Öffentlichkeit, nicht einmal für Bergbauvereine zu öffnen, sondern für immer zu verwahren. "Dauerhaft ausbauen geht nur im Stahlausbau mit Pfettung in Dimensionen, wie Leitplanken auf der Autobahn", meint Bittner, der selbst lange Jahre in den Harzer Gruben gearbeitet hat. Auch die Wasserführung, die sogenannte Rösche, müsse erosionsgeschützt neu hergestellt werden. "Die Kosten dafür liegen im sechsstelligen Bereich", schätzt Bittner und hegt Zweifel, dass ein Verein dies schultern kann.

Am Donnerstag, 12. Dezember, sollen Blankenburgs Stadträte darüber entscheiden, ob der Verein Lehrbergwerk Braunesumpf oder der Bergverein zu Hüttenrode das Gelände pachten kann. Beide Gruppen wollen dort Informationspunkte zur Montangeschichte aufbauen. Das Lehrbergwerk will sich dabei mehr Fachleuten widmen und vorrangig Naturschutzaspekte berücksichtigen. Die Hüttenröder setzen auf Publikumsverkehr und Geschichtsaufarbeitung, besonders zur NS-Zeit, in der Zwangsarbeiter im Stollen schuften mussten. Beide Vereine betonten, dass alle Arbeiten unter größten Sicherheitsaspekten ablaufen sollen.