Erinnerungen an ehemaliges Krankenhaus in der Lindestraße Alumnat ist fast verschwunden
Das ehemalige Krankenhaus in der Blankenburger Lindestraße, oft nur kurz Alumnat genannt, ist fast vollständig abgerissen. Viele Blankenburger blicken wehmütig auf das geschichtsträchtige Haus zurück, das einem Neubau weicht.
Blankenburg l Wehmütig verfolgt Helga Perpeet den Abriss des ehemaligen Blankenburger Krankenhauses in der Lindestraße. "1948 habe ich meine Ausbildung als Schwesternschülerin begonnen. Damals in der Chirurgie in der ehemaligen Ludwig-Rudolf-Straße", erinnert sie sich. Bereits anfang 1949 kam sie schließlich ins Alumnat, wo eine innere Abteilung untergebracht war. Bis 1980 hat Helga Perpeet dort gearbeitet und die wechselvolle Geschichte des Hauses hautnah miterlebt.
Gern blättert die 82-Jährige in einer Zeitschrift über den Luftkurort Blankenburg aus dem Jahre 1907, in der unter anderem auch für den Schulstandort geworben wird. Dort wird auch auf die Rhotert\'sche Realschule verwiesen, die in der Helsunger Straße gebaut worden war. Ihr angegliedert war das sogenannte Alumnat - ein Internat für die Schüler -, nur einen Steinwurf entfernt in der Lindestraße.
Kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs beherbergte das stattliche Gebäude zunächst die Kommandantur der russischen Besatzer. Sie zog später in die ehemalige Thälmannstraße. Das Alumnat wurde zum Krankenhaus umfunktioniert. "Schon 1948 bestand dort eine innere Abteilung", weiß Helga Perpeet. Geführt wurde das Haus zunächst von Diakonissen, die aber aufgrund der politischen Situation zurück in ihr Mutterhaus nach Wiesbaden beordert wurden.
Anfang der 1950er Jahre zog "die Innere" in die Thiestraße um - ins ehemalige Sanatorium. In der Lindestraße wurde schließlich erst eine Chirurgie, später eine gynäkologische Station aufgebaut. Es folgten Ende der 1950er/Anfang der 1960er Jahre eine Orthopädie und später eine Hals-Nasen-Ohren-Abteilung.
"Wir hatten wunderbare Zimmer und haben uns dort sehr wohlgefühlt", denkt Helga Perpeet gern an ihre Arbeit und das Haus in der Lindestraße zurück. "Es war einmalig schön", sagt sie, auch wenn die Anfangszeit unter der strengen Regie der Diakonissen kein Zuckerschlecken war. Vielen Kollegen von einst blute förmlich das Herz, wenn sie dieser Tage die Abrissbagger bei der Arbeit sehen.
Auch Peggy Streich findet es schade, dass von dem ehemaligen Krankenhaus nichts übrig bleibt - außer dem historischen Sandsteinportal mit dem Porträt des Erbauers Willbrandt Rhotert. "Denn das Alumnat wurde kurz vor der Schließung erst mit niegelnagelneuen OP-Containern ausgerüstet und einem Hubschrauberlandeplatz. Es wurden Leitungen erneuert und vieles mehr. Wir haben uns gefreut", schreibt die Volksstimme-Leserin. "Aber nein, jetzt wird das Geld gespart, was damals unbedingt noch ausgegeben werden musste. Denn jetzt werden die Patienten des Harzklinikums über die B6 n gekarrt", kritisiert sie - "Obwohl alles da war: eine gute Orthopädie-Abteilung und eine über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Entbindungsstation." Wenn über steigende Geburten in Wernigerode, Quedlinburg und Halberstadt gesprochen wird, dürfe nicht vergessen werden, dass in Blankenburg keine Kinder mehr geboren werden - außer als Hausgeburten, macht Peggy Streich deutlich.
Nach dem Abriss des ehemaligen Krankenhauses soll an gleicher Stelle ein Neubau entstehen. Die Neinstedter Anstalten planen ein Haus mit qualifizierten Wohn- und Betreuungsangeboten für Menschen mit geistiger Behinderung.