Umleitung An Wernigerodes Kupferhammer rumpelt es
Lärm, Staub und Abgasgestank - die Bewohner des Kupferhammers in Wernigerode leiden wieder unter einer Umleitung.
Wernigerode l Im Schrank von Familie Krebs klirren die Gläser und Teller. Wieder donnert ein Laster über die Kupferhammer-Straße in Wernigerode. Seitdem ihre sonst weniger frequentierte Straße Umleitungsstrecke für die Hauptverkehrsader am Ortseingang in Richtung Halberstadt (L 82) ist, „haben wir kaum eine ruhige Minute“, klagt Maximilian Krebs. Vor allem in den Abendstunden und morgens vor 6 Uhr sorge Schwerlast- und Berufsverkehr vor ihrer Haustür dafür, dass die Bewohner „kein Fenster öffnen können, geschweige denn in Ruhe auf der Terrasse entspannen“, so der Familienvater.
Neben dem Lärm seien der Gestank von Abgasen und aufgewirbelter Staub die größten Sorgen, pflichtet ihm sein Nachbar Erhard Harbordt bei. „Unsere Straße ist einfach nicht für diesen Massenverkehr geeignet.“ Der Kupferhammer sei zu schmal, die Asphaltdecke ein Flickenteppich, und die Gehwege seien zu eng.
„Mein Enkelsohn hat Angst, wenn er den Schulweg Richtung Stadtfeld meistern muss.“ Für Gehbehinderte mit Rollator, Eltern mit Kinderwagen, Grundschüler und Senioren sei es „lebensgefährlich, wenn sich zwei 40-Tonnen-Laster begegnen und auf den Fußweg ausweichen müssen“, führt der Wernigeröder weiter aus.
Die Forderung der Kupferhammer-Bewohner: Schluss mit der Umleitung vor ihren Haustüren. Stattdessen sollte der Verkehr von der Straße Am Hopfengarten zum benachbarten Gewerbegebiet Smatvelde und weiter auf die Schmatzfelder Straße (B 244) geleitet werden. Dafür müsste die Hopfengartenstraße verlängert werden und eine Brücke über die Holtemme neu gebaut werden. So würden die gestressten Anlieger von Dreck und Lärm verschont bleiben. Dazu gehören übrigens neben den Kupferhammer-Bewohnern auch die Laubenpieper der Kleingartenanlage.
Wenig Hoffnung für einen Brückenschlag ins Smatvelde macht Bauamtsleiter Jörg Völkel. Dafür gebe es noch gar kein Planungsrecht, auch würde die Finanzierung im Raum stehen. „Aber die Bewohner im unteren Kupferhammerabschnitt haben recht, dass etwas passieren muss“, sagt Völkel. Ihr Beschwerdeschreiben, das im Rathaus bereits vorliegt, „wird beantwortet.“ Den Ärger könne der Amtsleiter verstehen, zumal die Bausubstanz der Straße „schlichtweg sehr schlecht ist“. Eine Reparatur sei langfristig wenig „nutzbringend“, weil die Betonplatten weiter hin- und her wackeln und die Oberfläche reißen würde. Deshalb komme nur ein grundhafter Ausbau infrage - „jedoch erst mittelfristig“.
Das bedeutet, so Jörg Völkel weiter, für den Zeitraum 2019 bis 2022 werde der Ausbau der Kupferhammer-Straße samt Fußweg in den städtischen Haushalt aufgenommen. Zum Ausbau gehöre zudem ein Planfeststellungsverfahren. Die Kosten schätzt Völkel auf 2,5 Millionen Euro.
Die von den Bewohnern geforderte „große Lösung“ mit Verlängerung der Hopfengarten-Trasse über die Stichstraße zum Gewerbegebiet Smatvelde und einer neuen Holtemme-Brücke müsste „sauber überlegt werden“. Immerhin würde diese Variante dreimal teurer werden als der Ausbau.