Bis zu 800 Autos drängen Tag für Tag auf das Gelände am Köhlerteich Ansturm auf den Wertstoffhof: Einziger Mitarbeiter hofft auf Verstärkung im Team
Riesenandrang am Wertstoffhof in Wernigerode. Bis zu 800 Fahrzeuge dirigiert Ingo Pätsch dort am Tag über das Gelände. Sie bringen Grünschnitt, Pappe, Sperrholz - und allerhand, was dort gar nicht hingehört.
Wernigerode l "Es gibt Tage, da stehen die Autos bis zum Kreisverkehr am Luftfahrtmuseum", sagt Ingo Pätsch. Er ist der Hüter des Wertstoffhofs am Köhlerteich in Wernigerode. Hunderte strömen seit einigen Tagen auf das Gelände, um ihren Grünschnitt dort kostenfrei zu entsorgen. Pätsch weist Fahrzeuge ein, die auf den Hof drängen, er hilft beim Ausladen, gibt Hinweise und hat ganz genau im Blick, was die Leute entsorgen wollen.
800 Autos mit jeweils zwei bis drei Insassen waren allein am Freitag dort. Ingo Pätsch vermutet, dass seine Kunden den Feiertag am 31. Oktober nutzten, um ihren Garten auf Vordermann zu bringen. "Am Freitag, dem Brückentag, war hier dann die Hölle los. Allein würde ich das nur schwer schaffen", ist er sich sicher.
Unterstützt wird Pätsch seit Kurzem von einem Ein-Euro-Jobber, der namentlich nicht genannt werden möchte. "Wäre er nicht hier gewesen, hätte ich zumachen müssen. Deshalb hoffe ich, dass er eingestellt wird", sagt Pätsch. "Er ist eine wahnsinnige Hilfe." Zum 1. April könnte es klappen, spekuliert er. Denn zig Dinge parallel erledigen - das sei nicht immer einfach.
Gut 100 Kubikmeter an Gartenabfällen, zwei Sperrmüll-Container à 22 Kubikmeter und einer für Holz und Möbelteile fallen hier pro Tag an. "Und in letzter Zeit muss ich immer häufiger neue Container bestellen und volle entleeren lassen", sagt er.
Den Grund sieht er in den immer strikteren und komplizierteren Regeln für das Verbrennen von Gartenabfällen. "Seitdem nicht mehr überall und jederzeit verbrannt werden darf, entsorgen viele Äste und Laub lieber schnell hier", sagt er. "Und es werden immer mehr."
Nicht nur Wernigeröder, sondern Menschen aus ganz Sachsen-Anhalt können ihre Altlasten auf dem Wernigeröder Hof entsorgen - und das kostenlos. Für diesen Service nehmen viele eine längere Anfahrt in Kauf.
"Oft stehen hier auch Autos in der Schlange mit niedersächsischen Kennzeichen. Die muss ich wieder wegschicken", erklärt er. Der Wertstoffhof für Bürger aus Goslar, Vienenburg und Bad Harzburg ist in Bettingerode. "Aber da ist nichts gratis, da kostet selbst der Grünschnitt", weiß der Hüne.
Ganz legal haben Annette und Martin Ruß aus Darlingerode in Wernigerode ihr Laub entsorgt. "Wir fahren etwa viermal im Jahr auf den Wertstoffhof", sagt die Klavierlehrerin. "Es ist klasse, dass es dieses Angebot gibt. Ich verstehe nicht, warum manche Menschen ihren Grünschnitt am Straßen- und Feldrand entsorgen."
Für Ältere wurde der Wertstoffhof vor wenigen Monaten aufgerüstet. Eine neue, breite Treppe mit Podest ermöglicht das sichere Abladen des Grünschnitts. Zuvor stand dort eine wackelige, rutschige Leiter. "Toll, wie schön das jetzt geht", schwärmt eine Rentnerin, während sie einen Korb mit Ästen auf das Podest trägt.
Die Leute bringen nicht nur Grünschnitt. "Manche haben Tüten voller Spielzeug dabei", so Pätsch. "Das nehmen wir nicht an. Auch alte Reifen sind nicht erlaubt." Sogar Essensreste habe eine Frau einmal abgeben wollen. "Mir ist schleierhaft, warum jemand Essensreste durch die ganze Stadt zum Wertstoffhof fährt." Gelbe Säcke nehmen Pätsch und sein Kollege zwar auch an - allerdings nur in Ausnahmefällen.