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Oswald Wengerodt überwindet gesundheitliche Probleme mit Malen "Arbeit ist mein Lebenselixier"

Von Andreas Bürkner 22.12.2011, 04:27

Jahrzehntelang hat Oswald Wengerodt sein Können an der Meisterschule Blankenburg anderen vermittelt. Selbst blieb dem Maler bis zur Rente kaum Zeit, bestenfalls im Urlaub. Seit seinem (Un-) Ruhestand kann er sich diesem widmen und viele erfreuen.

Blankenburg l Mit seinem Talent hat Oswald Wengerodt schon viele Menschen erfreuen können. Doch nur wenige kamen in den Genuss der kleinen "Weihnachtsmann-Teufelchen", die der Blankenburger in Anlehnung an seine Arbeiten für das Teufelsmauer-Buch als Weihnachtsgeschenk nur an gute Bekannte verschickte.

Doch diese faszinierenden Bildchen sind nicht seine einzigen Werke, im Gegenteil. "Alles, was das Leben erforderte, habe ich gestaltet", sagt er und zeigt nicht nur Skizzen, Bilder und Karikaturen, sondern auch Plakate und Schriften. "Ich gestalte auch mit allen Materialien", betont er, "von Bleistift bis Ölfarbe."

Er habe das von der Pike auf gelernt, erzählt der 88-jährige Blankenburger. "Schon als Kind habe er gern gezeichnet und deshalb später eine Malerlehre in Ilmenau aufgenommen", unweit seines Geburtsortes im thüringischen Gräfinau-Angstedt. Später hat er sein Können perfektioniert und als Fachlehrer und Dozent an der Meisterschule Weimar anderen vermittelt. "Das war aber nicht mit den heutigen Möglichkeiten zu vergleichen." Der Umzug der Schule nach Blankenburg, in die "rote Kaserne", wie die Einrichtung an der Hasselfelder Straße genannt wurde, brachte ihn vor fast 60 Jahren in den Harz, zusammen mit seiner Frau Ingrid, die er in Weimar kennengelernt hatte. "Sie ist mir eine so große Hilfe", weiß er spätestens seit seinen gesundheitlichen Problemen. Zwangsläufig führten sie ihn zu einem strengen Tagesablauf, auch weil ihm Ärzte nur eine begrenzte Lebensdauer bescheiden wollten.

"Trotzdem bin ich 88 Jahre alt geworden", scheint er selbst zu staunen und den Grund zu kennen. "Die Arbeit ist mein Lebenselixier." Ohne regelmäßige Tätigkeit würde es ihm viel schlechter gehen, meint er. Seit 1988 in Rente blieb ihm endlich die Zeit, Versäumtes nachzuholen.

Derzeit bereitet er für das 800-jährige Bestehen Blankenburgs eine Ausstellung mit teilweise nicht mehr vorhandenen Anblicken vor. "Wenn ich etwas sehe, ist es im Kopf gespeichert", erklärt er. Dann könne er es auch später noch malen.

Inzwischen hat er auch die Umgestaltung des Ratssaales angeregt. "Ich hatte in den 50-er Jahren mal nach einem alten Stich ein Wandbild gemalt", erklärt er, "doch das wurde später einfach mit Farbe überstrichen." Eine Kopie davon hänge inzwischen im Rathaus, "aber mit Mängeln". Diese will er per Hand beseitigen. "Es gibt noch viel zu tun", kennt sein Eifer keine Grenzen.

Als ob er es mit dem zögerlichen Winterstart geahnt hätte, gibt es auf den individuell gestalteten Karten zum Jahresende keine "Weihnachts-Teufelchen", sondern einen Schneemann mit einer Rose - Oswald Wengerodt ist immer für Überraschungen gut.