Militärtechnik Auf Tauchstation im Gartenteich
Ein U-Boot schwebt im in den Teich vom Ostdeutschen Fahrzeugmuseum in Benneckenstein. Der Stahlkoloss kommt aus Dänemark in den Oberharz.
Benneckenstein l Ganz behutsam taucht der 15-Tonnen-Koloss ins Wasser ein. Im Teich auf dem Gelände des Ostdeutschen Fahrzeugmuseums in Benneckenstein läuft ein U-Boot im wahrsten Sinne auf Grund. Dabei handelt es sich um den Turm eines alten U-Boots – zwölf Meter lang und vier Meter hoch, so Mario Tänzer vom Museum. Der Stahl-Koloss ist innerhalb von zwei Tagen rund 700 Kilometer aus dem Norden der Halbinsel Jütland in den Oberharz gebracht worden.
Allein der Transport war eine logistische Meisterleistung, so Tänzer. „Der Lkw dafür war 25 Meter lang.“ Per Schwerlasttransporter mit Routenvorgabe wurde die Strecke überwiegend nachts und ohne größere Zwischenfälle bewältigt. „Beinahe wäre das Projekt in Dänemark gescheitert“, so Tänzer. Das U-Boot war leicht im Sand eingesunken und so habe man sich um lächerliche sechs Zentimeter vermessen. „Ohne die Hilfe des Spediteurs Hans-Dieter Otto wäre das Projekt nicht zu stemmen gewesen“, ergänzt Mario Tänzer. Er habe sich um die Anmeldung, sämtlichen Papierkram sowie den Spezialkran gekümmert.
Eines steht für den Liebhaber historischer Fahrzeugtechnik jetzt schon fest: „ So eine Aktion mache ich nie wieder, das hat mir das ein oder andere graue Haar beschert“, scherzt der 36-Jährige. Beim Zuwasserlassen in Benneckenstein unterstützen Tänzer zwei Taucher im Wasser. Während der Stahlkoloss am Kran hängt, versuchen die Männer vom Tauchsportzentrum Nordhausen den Turm zu stabilisieren. Betonplatten werden unter das tonnenschwere Schiffsteil geschoben. Sie sollen den Koloss in Waage bringen.
Das Wasser ist kalt, die Sicht ist trübe, die Umrisse lassen sich nur ertasten. Am Nachmittag ist es geschafft. Jetzt steht das U-Boot, genauer gesagt, der Turm – beziehungsweise das Segel – wie das Schiffsteil im Fachhjargon genannt wird, kerzengerade im Teich auf dem Museumsgelände an der Wernigeröder Straße. Die Ansicht lässt vermuten, dass der Rumpf unter der Wasseroberfläche verborgen liegt. Ab dem morgigen Donnerstag kann der U-Boot-Turm besichtigt werden. Ein Hinweisschild zeigt den Weg in den „U-Boot-Hafen“.
In alten U-Booten befindet sich im Turm häufig der Kontrollraum. Des Weiteren beherbergt der Turm sämtliche Antennen sowie das Periskop. Das Sehrohr zum Beobachten aus der Deckung heraus, ist nicht mehr vorhanden. Das werde wieder eingebaut, so Tänzer. Später soll der Turm über eine Brücke für die Besucher zugänglich gemacht werden. Diese können dort 2020 die historische Technik bestaunen.
Tänzer bedauert, dass solche Gefährte nur in Küstenregionen zu finden sind. Als er eines abends beim Durchforsten einer Online-Verkaufsplattform eher durch Zufall auf das Schiffsteil aufmerksam wurde, wollte er es unbedingt haben. „Wenn hier kein U-Boot hingehört, wo dann?“, flachst der Benneckensteiner. Ein U-Boot habe dem Harz auf jeden Fall noch gefehlt. Zu welchem Boot der Turm einst gehörte, hat er allerdings noch nicht herausgefunden. Lediglich, dass er 1968-69 von einer deutschen Werft gebaut wurde und für die norwegische Marine im Einsatz war.
Während der 80er Jahre kam das U-Boot nach Dänemark, wo Tänzer es schließlich gefunden hat. Es könnte sein, dass es sich um ein U-Boot der Klasse 205 handelt. Es waren die ersten erfolgreichen deutschen Serien-U-Boote der Bundesmarine nach dem Zweiten Weltkrieg. Diese Küsten-U-Boote dienten der Bekämpfung von gegnerischen Kriegsschiffen in der Ostsee und wurden auf deutschen und dänischen Werften gebaut.
Das Unterseefahrzeug von der Ostseeküste ist die neueste Attraktion in dem Benneckensteiner Museum und der Star für die sechste und vorerst letzte Folge einer TV-Serie. Die Reihe ist unter dem Titel „Roter Stahl – Der Panzer-Clan“ ist seit Dienstag, 27. August, auf dem Privatsender DMAX zu sehen.