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Lehrstellen Auszubildende sind in der Stadt Oberharz auch jetzt noch gefragt

Das Ausbildungsjahr 2023 ist gestartet, doch viele Plätze sind noch unbesetzt - auch in der Stadt Oberharz am Brocken.

Von Katrin Schröder 03.08.2023, 09:30
In der Stadt Oberharz am Brocken sind zum Ausbildungsstart noch Lehrstellen frei.
In der Stadt Oberharz am Brocken sind zum Ausbildungsstart noch Lehrstellen frei. Symbolfoto: dpa

Oberharzstadt - Wer noch auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz ist, der hat in vielen Berufen gute Karten – auch in der Stadt Oberharz am Brocken. Längst nicht alle Stellen sind besetzt, wie eine Umfrage der Harzer Volksstimme zum Start des Ausbildungsjahres ergeben hat.

Zum Beispiel im Diakonie-Krankenhaus in Elbingerode: „Egal wo – für Kurzentschlossene ist immer noch Platz“, erklärt Geschäftsführer Martin Montowski. Zahlreiche Ausbildungsberufe werden im Krankenhaus sowie im Ärztehaus Oberharz, der DGD Service GmbH und auf dem Care Campus Harz, einem Ausbildungsverbund für Gesundheits- und Sozialberufe, angeboten.

Dort lässt das Diakonie-Krankenhaus jährlich zehn angehende Pflegefachleute ausbilden. Zwei Plätze davon sind bisher unbesetzt, auch als medizinische Fachangestellte im Ärztehaus und Koch bei der Service-Gesellschaft können Berufseinsteiger noch anheuern. Die Stellen als Kaufmann für Gesundheitswesen und als Fachinformatiker für Systemintegration seien hingegen belegt. Insgesamt beschäftigt die Klinik 30 Azubis, berichtet Montowski – in Elbingerode habe man sich auf den demografischen Wandel eingestellt, Bedarf an neuen Mitarbeitern bestehe jedoch jederzeit. „Die Leute, die wir ausbilden, übernehmen wir in der Regel.“

Weniger Masse, mehr Qualität

Das gelte auch für die Fels-Werke, sagt Unternehmenssprecher Bernd Röwert. Neun Ausbildungsplätze hat der Konzern an seinen Ostharzer Standorten in Elbingerode und Rübeland eingestellt – vier davon als Elektroniker für Betriebstechnik, jeweils zwei angehende Industriemechaniker sowie Maschinen- und Anlagenfahrer und eine künftige Chemielaborantin. „Wir haben alle Stellen gut besetzen können“, so Röwert. In diesem Jahr habe es zwar weniger Bewerbungen gegeben als zuvor, dafür sei die Qualität der Interessenten höher gewesen als bisher. „Das kann aber eine Momentaufnahme sein.“

Unter Bewerbern auswählen konnte der Tourismusbetrieb der Stadt Oberharz am Brocken. Dort lernt erstmals ab Mitte August eine Kauffrau für Tourismus und Freizeit ihr Metier. Mehr als zehn Bewerbungen seien eingegangen, berichtet Carmen Fiedler, die als Ausbilderin fungiert. „Darunter waren viele qualifizierte Bewerber, die Auswahl fiel da schwer.“ Das Ziel sei, für die Kollegen, die altersbedingt in den kommenden Jahren ausscheiden, aus eigener Kraft Nachfolger zu qualifizieren.

Nachwuchs braucht auch die Oberharzer Stadtverwaltung. Dort hätte eigentlich eine neue Auszubildende ihren Dienst antreten sollen – doch die angehende Verwaltungsfachangestellte habe trotz unterzeichnetem Arbeitsvertrag eine andere Stelle angetreten, berichtet Hauptamtsleiterin Bianca Bornschein.

Markt hat sich verändert

Gemeldet habe sich die Bewerberin nicht, aufgefallen sei ihr Abgang erst bei der Anmeldung. Ärgerlich sei dies, weil man bei 15 Bewerbungen und nach zehn Vorstellungsgesprächen überzeugt war, die richtige Kandidatin gefunden zu haben. Dies passiere auch andernorts, wie sie von Kollegen höre. „Der Markt hat sich verändert.“ Mögliche Nachrücker seien nun vergeben. „Wir bemühen uns um Praktikanten, die Fachhochschulreife anstreben“, so die Amtsleiterin.

Frühzeitig versucht die RR Software GmbH aus Hasselfelde, ihre künftigen Mitarbeiter zu binden. „Wir haben sehr gute Erfahrungen mit Schülerpraktika gemacht“, berichtet Geschäftsführerin Mirjam Rößler. Das Unternehmen, das sich auf Computerprogramme für Bildungseinrichtungen spezialisiert, bietet jährlich zwei Ausbildungsplätze für Kaufleute für Digitalmanagement und für Fachinformatiker für Anwendungsentwicklungen. Gerade Letzterer stoße auf großes Interesse und werde stets besetzt, so die Firmenchefin. Zwar sei man personell gut aufgestellt, Nachwuchs sei aber willkommen. „Unser Anspruch ist es, dass wir die Auszubildenden im Unternehmen halten, da wir kontinuierlich Mitarbeiter brauchen.“

Das gilt auch für das Handwerk, doch dort ist die Lage schwieriger – und das schon seit Langem, berichtet Silvio Tronnier. In mehr als 20 Jahren habe er in seinem Meisterbetrieb für Heizungs- und Sanitäranlagen in Benneckenstein vielleicht drei Nachwuchskräfte zu Anlagenmechanikern ausbilden können. „Wir suchen immer Lehrlinge und tun viel dafür, bieten Praktika an, schalten Anzeigen und legen Prospekte aus. Trotzdem ist es sehr schwierig“, berichtet der Firmenchef. Hier müsste aus seiner Sicht das Bildungssystem gegensteuern und Alternativen zum Abitur aufzeigen.

Werbung auf Messe

Das sieht Diana Fiß ähnlich. „Wir haben keine Bewerbungen bekommen“, berichtet die Geschäftsführerin der Gerüstbau Fiß GmbH in Elbingerode. Dabei habe man stets einen bis zwei Plätze zu vergeben. Ein Kandidat sei von der Koba vermittelt worden, sei aber nach dem Vorstellungsgespräch nicht mehr erreichbar gewesen. „Wir versuchen es nun im Herbst auf einer Ausbildungsmesse in Halberstadt“, sagt die Firmenchefin.

Sie verstehe nicht, warum sich niemand melde: Der Beruf sei vielseitig und biete Aufstiegsmöglichkeiten, Fahrtkosten sowie weitere Aufwendungen würden übernommen. „Angeblich will niemand mehr ins Handwerk. Es kann aber nicht jeder studieren oder als Influencer Erfolg haben.“