Wandern Baumstamm teilt Harzer Hexenstieg am Wendefurther Berg
Der Harzer Hexenstieg ist ein beliebter und viel begangener Wanderweg. Auf einem Teilstück am Wendefurther Berg liegen umgestürzte Bäume und erschweren Wanderern das Fortkommen. Eine Lösung ist in Sicht – aber nicht auf die Schnelle.
Altenbrak - Das Wanderschild weist bergab. Der Harzer Hexenstieg wird am Wendefurther Berg zum schmalen Pfad, der sich buchstäblich über Stock und Stein windet. Unter einem umgestürzten Baum kann Tanja Gräfling gebückt hindurch gehen. Wenige Meter entfernt liegen mehrere mächtige Stämme kreuz und quer über dem Weg. „Deshalb haben sich die Wanderer zu beiden Seiten Trampelpfade gebahnt“, sagt sie. Doch dort versperrt ein weiterer Baumstamm den Weg – sehr zum Ärger von Tanja Gräfling.
Sie sei viel im Wald unterwegs, mal mit ihren Hunden, oft mit Wandergruppen, die sich bei ihr melden. Die Wanderszene sei sehr vernetzt und der Hexenstieg beliebt, sagt Tanja Gräfling. Viele gingen von Hasselfelde aus den Hexenstieg über die Windenhütte, die Harzköhlerei Stemberghaus und den Forellenhof in Altenbrak in Richtung Rappbodetalsperre und besuchten dabei die Stempelstelle 62, den Talsperrenblick an der Talsperre Wendefurth. Von dort könnte man dem Hexenstieg in Richtung Rübeland folgen oder via Hüttenrode oder Cattenstedt nach Blankenburg wenden. „Das ist eine tolle Tour, die auf 15 Kilometern viel bietet“, sagt sie – wenn nicht die Bäume im Weg wären.
Wer die Strecke mit dem Fahrrad oder auf dem Pferd zurücklegen wolle, habe keine Chance. Ebenso ergehe es Wanderern, die zwar gut laufen, sich aber nicht über den Baumstamm schwingen können, sagt die 54-Jährige. Bei den Schlammlöchern, die sich bei Nässe auf den Trampelpfaden bilden, müsse man sich ebenfalls in Acht nehmen. „Ich bin dort schon böse gestürzt.“
Keine Alternative
Ausweichmöglichkeiten gäbe es nicht. „Es ist wirklich der einzige Weg. Ich bin alles abgegangen. Es gibt keine Alternative“, sagt Tanja Gräfling. Deshalb empfehle sie Gruppen, die die Gegend erkunden wollen, von Altenbrak Richtung Todtenrode und Allrode auszuweichen. Viele führen gleich weiter nach Quedlinburg. „Es ist schade, weil man damit den Bereich um Blankenburg, Allrode und Wendefurth auslassen muss“, so Tanja Gräfling.
Schon seit zirka zwei Jahren lägen die Baumstämme dort, doch auf Hinweise und Bitten, das Hindernis zu beräumen, habe bisher niemand reagiert. Klaus Dumeier kennt das Problem. „Das lässt sich leider nicht so einfach lösen“, sagt der Vizepräsident des Harzklubs und Geschäftsführer der Harzer Wandernadel, auf Volksstimme-Nachfrage.
Das größte Problem bestand darin, herauszufinden, wem das Waldstück gehört und wer demnach für die Beseitigung der Baumstämme verantwortlich wäre. „Das ist genau an der Grenze“, so Dumeier. Lange sei daher unklar gewesen, ob es dem Landesforst gehört oder einem privaten Waldbesitzer. Licht ins Dunkel brachte erst Revierförster Tom Hartung vom Landesforstbetrieb Oberharz: Vor Ort konnte er anhand der Koordinaten und per satellitengestützter Messung feststellen, wo genau die Grenzen zwischen den verschiedenen Flurstücken verlaufen.
Eigentümer gefunden
Klar ist nun: Das fragliche Terrain gehört zur Gemarkung Altenbrak und wird im Auftrag eines privaten Eigentümers von der Oldershausen Hofos GmbH verwaltet. Das Unternehmen bewirtschafte zahlreiche Waldflächen im Harz, berichtet Mitarbeiter Christian Wolf – unter anderem auch den Bereich am Wendefurther Berg. Er habe unter anderem von den Harzklub-Mitgliedern vor Ort von den umgestürzten Bäumen erfahren. „Wir arbeiten sehr eng zusammen.“ Hoffnung auf schnelle Abhilfe verbreitet Wolf aber nicht. „Wir schaffen es zeitlich und technisch nicht, das kurzfristig zu erledigen. Wir wissen momentan nicht, wo uns der Kopf steht“, sagt er mit Blick auf das Sterben der Fichten und zunehmend auch der Buchen in den Harzer Wäldern.
Hinzu kommt, dass für den Abtransport der Stämme schwere Technik benötigt werde. „Es geht um 150 Jahre alte Bäume. Die kann man nicht einfach so wegschaffen“, sagt auch Florian Vaupel vom Harzklub-Zweigverein Rübeland.
Bevor hundertprozentig geklärt war, wer für diesen Teil des Hexenstiegs verantwortlich ist, hat er sich mit weiteren Vertretern des Harzklubs, des Harzer Tourismusverbandes und des Tourismusbetriebs der Stadt Oberharz am Brocken vor Ort getroffen. Dabei sei klar geworden, dass die Zweigvereine, die grundsätzlich für die Unterhaltung der Wanderwege verantwortlich seien, dort nichts ausrichten können.
Schweres Gerät ist nötig
Sie dürften es nicht einmal, bestätigt Christian Wolf. Die Mitglieder wären bei Arbeiten, die über das Freischneiden und Beräumen in geringerem Umfang hinausgingen, nicht versichert. Holz, das dem Eigentümer gehört, dürften sie nicht abtransportieren. Weil das Gelände schwer zugänglich und unwegsam ist, müsse dafür ohnehin schweres Gerät her.
Geplant ist, die Seilkrantechnik einzusetzen, die derzeit an der Landesstraße zwischen Treseburg und Allrode im Einsatz ist. Dort werden zur Verkehrssicherung sturzgefährdete Bäume in Straßennähe gefällt und abtransportiert. Wenn man dort fertig sei, wandere die Technik zum nächsten Einsatzort. Es sei noch nicht absehbar, wann sie am Wendefurther Berg ankommen wird. „Wir werden uns aber definitiv darum kümmern“, sagt Christian Wolf.