Bauprojekt Wernigeröder laufen Sturm gegen Skihalle
Eine Bürgerinitiative in Wernigerode wehrt sich gegen die Skihallen-Pläne. Der Stadtrat soll über eine Grundstücksoption entscheiden.
Wernigerode l Bürger der Stadt schlagen Alarm. Sie wehren sich gegen die weltgrößte Skihalle, die am Stadtrand von Wernigerode an der B 244 gebaut werden soll und haben sich in einer Bürgerinitiative organisiert. Sie sprechen von Zerstörung einer „traumhaften Landschaft“ mit natürlichen Lebensräumen für schützenswerte Flora und Fauna, sollte das touristische Großprojekt im Mühlental realisiert werden. Im Sinne eines verantwortungsvollen Umgangs mit Natur und Stadt lehnt die Initiative beispielsweise die dauerhafte Überdachung des Astberges entschieden ab.
Sprecher der Initiative ist der Arzt Dr. Jürgen Metker. In ihrer ersten Pressemitteilung wendet sich die Initiative für ein ruhiges Mühlental mit unbebautem Astberg an den Wernigeröder Stadtrat. Dieser hat die Mitgliedschaft im „Klimabündnis“ beschlossen, was eine Verpflichtung wie die Co2-Reduzierung alle fünf Jahre um zehn Prozent bedeutet. Die Betreibung einer solchen Mega-Skihalle sei Energieverschwendung und umweltschädigend. Die Initiative „bittet“ den Stadtrat, die an ihn gerichtete Option für einen Grundstücksverkauf für die Skihalle am Astberg abzulehnen.
Nach den Plänen einer Gruppe um Initiator Klaus-Dieter Götze handelt es sich bei der Kaufoption um eine etwa sechs Hektar große Wald- und Wiesenfläche. Auf dieser soll für 80 bis 100 Millionen Euro das Astberg-Wintersportzentrum mit zwei Skisprungschanzen, Abfahrtshang, Langlaufloipe, Sessellift und Gäste-Transportbahn nach dem Vorbild der Vogtland-Arena mit Bob- und Rennschlittenbahn, Hotel, gastronomischen Einrichtungen und einem Eventbereich mit Platz für 10.000 Zuschauern entstehen. Mit im Boot als Investor soll der österreichische Baukonzern Porr sein, was die Konzernsprecherin Sandra Bauer gegenüber der Volksstimme weder dementiert noch bestätigt. Sie teilte mit: „Seitens Porr gibt es keine Finanzierungszusage. Sobald die Finanzierung klar ist, stehen wir gerne als Baupartner zur Verfügung. Schöne Grüße aus Wien.“
Die „Option“ liegt zurzeit bei Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos). Zuvor hatten sich alle Stadtratsfraktionen das Skihallen-Projekt von Götze präsentieren lassen und sind, bis auf die SPD, grundsätzlich dafür, dem visionären Vorhaben eine Chance einzuräumen. Im Hauptausschuss wurde der Oberbürgermeister beauftragt, zielführend eine Grundstücks-option einzuleiten.
Dies will Peter Gaffert nun nicht mehr im Alleingang tun, weil die von ihm geforderte „klare Finanzierungsaussage des Investors“ nicht vorliegt. Er möchte bei einem so weitreichenden Vorhaben mehr Sicherheit als nur das nochmalige Bekenntnis des Ski-Enthusiasten Götze zur Bauabsicht mit finanzieller Beteiligung eines Investors.
In der Hauptausschusssitzung am 16. August werde Gaffert deshalb die besagte Grundstücksoption erneut zum Thema machen und einen Stadtratsbeschluss dazu einfordern, teilte Rathaussprecher Tobias Kascha mit.
Der ehemalige internationale Skisprungrichter Götze hat für die Zögerlichkeit wenig Verständnis. „Die Stadt geht kein finanzielles Risiko ein“, so der 68-jährige Wernigeröder. Es sei ein privat finanziertes Projekt und seit Februar bekannt, dass Porr erst mit dem Vertrag über die Grundstücksoption bereit ist, Geld für alle notwendigen Gutachten zur Verfügung zu stellen. Immerhin gehe es um eine sechsstellige Summe.
Mit der Bürgerinitiative konfrontiert, sagt Klaus Dieter Götze: „Ich bin jederzeit bereit, mit ihr ins Gespräch zu kommen, um aufzuklären und über ihre Bedenken zu reden.“