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Hochwasserschäden Baustelle für Spezialisten in Wernigerode

Die Stützauer an der Holtemme in Wernigerode ist nur provisorisch geflickt. Nun soll Schutz vor erneutem Hochwasser geschaffen werden.

Von Regina Urbat 28.11.2018, 00:01

Wernigerode l Die Baustelle in Wernigerode zieht Schaulustige an. Von der Fußgängerbrücke über die Holtemme in Höhe der Hochschule Harz aus lässt sich die Bautätigkeit gut beobachten. Im Bachbett transportiert ein Bagger Mineralgemisch. Vorsichtig senkt sich die Schaufel beim Abkippen vor riesigen Schachtringen. Die runden Betonkolosse, jeder wiegt bis zu neun Tonnen, sind bereits in Reih und Glied vor die Stützmauer gesetzt worden. Sie sollen die Baugrube schützen, quasi zwischen Mauerkante und der Schachtringreihe im Holtemmebach eine Arbeitsebene schaffen.

„Anders geht es nicht, wenn man im Wasser bauen muss“, sagt Johannes Frankenfeld und fügt hinzu: „Wir können ja nicht das Mauerwerk brutal aufreißen, zumal unmittelbar an der Kante ein Wohngebäude steht.“ Der junge Bauingenieur leitet das Spezialtiefbauprojekt, das im Auftrag des Landesbetriebes für Hochwasserschutz (LHB) durch die Experten der Wernigeröder Niederlassung von Umwelttechnik und Wasserbau realisiert wird. Mehr als eine halbe Million Euro kostet die grundhafte Reparatur der Stützmauer auf einer Länge von etwa 50 Metern.

Es handelt sich um das Teilstück, das durch das Juli-Hochwasser 2017 komplett zerstört wurde und wo eine Anwohnerin in die reißenden Fluten gestürzt und zu Tode gekommen ist. Der Gedanke an das tragische Schicksal der Rentnerin macht noch heute viele betroffen.

Die Hochwasserschäden, zu denen an der Hochschule auch das abgerissene Wehr, die zerstörte Fischtreppe, die abgerutschte Sohle in der Holtemme sowie ein tief klaffendes Loch in der Straße Insel gehörten, sind ein langwieriger Prozess, „sie alle zu beheben“, sagt Christoph Ertl vom LHB. Er schätze den Zeitumfang auf zwei, drei Jahre. Wobei der erste Bauabschnitt auf der Insel Ende Oktober fertig wurde.

Nun wird es Zeit, die völlig defekte Mauerwand, die bisher nur mit Sand gefüllten Bigbags und Säcken geflickt wurde, zu reparieren. „Noch eine Schneeschmelze wird das Provisorium wohl nicht überstehen“, sagt Johannes Frankenfeld. Obwohl der Winter naht, soll jetzt gebaut werden – in einem aufwändigen Verfahren. Gegen die Mauer werden Betonschichten gespritzt, auf einer Höhe von drei bis vier Metern und am Ende 25 Zentimeter stark.

Alle eineinhalb Meter werden Zugpfähle eingelassen, bis zu 15 Meter lang, um im Felsbereich verankert zu werden. Zusätzlich wird die Mauer mit sechs Meter langen Druckpfählen gesichert, die in der Sohle verankert werden. Ganz zum Schluss, erläutert der Bauleiter weiter, wird die Stützmauer mit einer Stahlbetonscheibe mit Struktur in Maueroptik verblendet, so wie bereits flussaufwärts an der Insel-Straße zu sehen ist.

Musste für die Zuwegung in den Bach ein Teil der Mauer direkt vor dem Audimax der Hochschule Harz abgerissen werden, so wie gegenüber neben der Hochschulbrücke eine sogenannte Aufstandsfläche eingerichtet wird. Dort wird für das Trockenspritzverfahren der Beton gemischt.

„Es wird eng, deshalb hoffen wir erneut auf das gute Miteinander, wie bei der Sanierung auf der Insel“, sagt Johannes Frankenfeld. Die Fertigstellung der Stützmauer wird vom Winter abhängen. „Bei Minusgraden und gefrorenem Wasser müssen wir unweigerlich pausieren.“