Demonstration Bei Hasseröder braut sich was zusammen
Während Anheuser InBev offenbar die Lust an Hasseröder verloren hat, geht die Brauereibelegschaft in Wernigerode in die Offensive.
Wernigerode l Den Brauern und Mälzern bei Hasseröder ist die Bierlaune vergangen. „Hinter den Toren der Brauerei gärt es. Die Beschäftigten kämpfen für die Marke Hasseröder und für den Standort Wernigerode“, sagt Manfred Tessmann. Für den Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) verständlich, denn die Traditionsbrauerei sei in ein „Dümpelstadium“ gefallen. „Und genau das haben alle 246 Mitarbeiter satt“, betont Tessmann gegenüber der Volksstimme.
Es habe offensichtlich den Anschein, dass der Konzern Anheuser-Busch InBev als Eigentümer „die Lust an Hasseröder verloren hat“, so Tessmann weiter. Die Verkaufsverhandlungen stocken schon gut ein Jahr lang. Der Ausgang des zweite Anlaufs nach dem Scheitern, die Biermarken Hasseröder und Diebels samt der Brauereibetriebe an einen Finanzinvestor aus Frankfurt zu verkaufen, ist seit Bekanntgabe im Juli nach wie vor offen.
Tessmann kritisiert fehlendes Engagement beim Management: Weder in Werbung fürs Bier noch in Anschaffungen innerhalb der Brauerei werde investiert. Hasseröder brauche dringend finanzielle Impulse – und die Marke einen Push. „Ein gutes Bier hat auch ein gutes Management mit Leidenschaft fürs Bier verdient,“ so der Gewerkschafter.
Und genau dafür wollen am Sonnabend, 17. November, die „Hasseröder“ um 11.30 Uhr vor der Brauerei laut werden, bestätigt der Betriebsratsvorsitzende Torsten Schuster. Es sei eine „Pro-Hasseröder-Bier-Aktion“ unter dem Motto „Unser Herz für Hasseröder!“ geplant. Gemeinsam mit der NGG wolle die Belegschaft der Bevölkerung und vor allen einem künftigen Investor deutlich machen: „Wer uns kauft, bekommt eine Top-Brauerei, eine hochmotivierte Mannschaft und tolle Biere.“ Laut Mitteilung von Schuster wollen die Mitarbeiter selbstbewusst zu Ausdruck bringen: „Wir können und wollen die Hasseröder Erfolgsgeschichte wiederholen.“
So werden in den „30 bierernsten Warnminuten“ keine Feuertonnen aufgestellt und auch keine schwarze Fahne wehen. Untergangsstimmung Fehlanzeige. Vielmehr eine Kampfansage, die Traditionsbrauerei von 1872 in der Harzer Heimat zu erhalten, unterstreicht Schuster. Für den Gewerkschafter eine ganz andere Mentalität als bei den Kollegen in Issum am Niederrhein. Denn bei der Diebels-Brauerei, wo ebenfalls gegen die bisherige Management-Lethargie protestiert werde, herrscht ein schärferer Ton. Am Ende akzeptiert Tessmann die Form der Hasseröder. Wichtig sei, dass gezeigt werde, „es braut sich was zusammen“ und: „ Die Belegschaft lässt sich nicht auf die Schlachtbank führen.“
Von der geplanten Aktion bei Hasseröder ist AB-InBev informiert. Wie die Pressesprecherin Claudia Hauschild auf Volksstimme-Nachfrage mitteilt, sei der Konzernleitung n bewusst, „dass der Verkaufsprozess für die Kollegen vor Ort eine Belastung ist, da gibt es nichts zu beschönigen“. Dennoch müssen sie sich gedulden. „Wir stehen immer noch mit mehreren Interessenten in Kontakt, denen bereits Zugang zu weiteren Informationen zu Hasseröder und Diebels sowie den dazugehörigen Standorten ermöglicht wurde“, heißt es.