1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wernigerode
  6. >
  7. Besitzer erforscht "weiße Flecken" in der Geschichte seines Hauses

"Neue Fassaden – alte Geschichte" (Teil 19) / Breite Straße 17 Besitzer erforscht "weiße Flecken" in der Geschichte seines Hauses

Von Andreas Fischer 11.08.2010, 04:20

In der Serie "Neue Fassaden - alte Geschichten" stellt die Harzer Volksstimme historisch interessante Häuser in Wernigerode vor. Die bisher veröffentlichen "Hausgeschichten" veranlassten Wilfried Lehmbruch, sich intensiver mit der Historie seines Hauses zu befassen. Deshalb führt der Rundgang heute zur Breiten Straße 17.

Wernigerode. Noch vieles ist unbekannt zur Geschichte des Hauses Breite Straße 17, in dem die Pension und Gaststätte "Am Nicolaiplatz" beheimatet ist. Wilfried Lehmbruch, seit 1994 Besitzer dieses Hauses, gehört zu den vielen Lesern der Harzer Volksstimme, die mit großem Interesse die "Hausgeschichten" lesen.

Doch er interessiert sich nicht nur für fremde Häuser, sondern erforscht nun intensiver die Geschichte seines Hauses. Erste eigene Forschungen sind im Gastraum sichtbar. Dort hat er auch mit Hilfe mehrerer Gäste interessante Fotos zusammengetragen, die in vergangenen Jahrzehnten entstanden sind und nicht nur die Veränderungen an seinem Haus dokumentieren, sondern auch des Nicolaiplatzes darstellen.

Stadtarchivar Hans-Peter Mahrenholz ist ebenfalls fündig geworden. Allerdings kennt auch er nicht alle Antworten auf die vielen offenen Fragen. Unstrittig ist, dass an der Stelle des jetzigen Hauses schon ab dem Jahr 1608 ein Vorgängergebäude gestanden hat. Ein Matthies Lütterodt wird in jenem Jahr als Hausbesitzer genannt, ab 1621 ein Friderici Antonius Friedrich. Der "Verwalter zu Mulmke und Michel Koblers Tochter" lebten dort im Jahr 1638. Es folgen unter anderem der Bürgervorsteher Johann Jakob Riebend und dessen Ehefrau sowie Bürgermeister Joh. Andreas Kratzenstein, Bäckermeister Wienbreyer, der Goldarbeiter Ludwig Pape und der Seilermeister Andreas Einhausen. Die folgenden Kaufleute Karl und Heinrich Kahleys sind, wie der Stadtarchivar meint, auch die Bauherren des jetzigen Wohnhauses. Allerdings sei die Aktenlage nicht so eindeutig, dass er für diese Aussage seine Hand ins Feuer legen könne, schränkt er ein.

Originalzeichnungen sind nicht mehr vorhanden. Aber ein Schreiben der Besitzer aus dem Jahr 1877, wonach der Rohbau des Gebäudes fertig sei und die Gebrüder die Bauverwaltung um die Abnahme bitten, sind vorhanden. Belegt sind außerdem Baupläne von Um- und Anbauten der folgenden Jahre.

Erst Modehaus, später Gaststätte

Eigene Forschungen von Wilfried Lehmbruch beweisen, dass dieses Haus 1890 umgebaut wurde und bis 1930 als Modehaus Wedler bestand. Bei diesem Umbau wurde eine niedrige Etage entfernt, wodurch der heutige Gastraum teilweise recht hoch ist. Als Besitzer des Modehauses für das Jahr 1928 ist der Schneidermeister Wilhelm Wedler nachweisbar. Seine Werbung in einer Zeitung spricht von einem Spezialisten für Damen- und Herren-Garderobe, Maßschneiderei, Sport- und Lederbekleidung aller Art. Nur Qualitätsware werde angeboten.

Eindeutig ist die Zeit ab 1930 zu belegen. Von da an wird das Erdgeschoss als Gaststätte genutzt, die Gastwirte sind namentlich bekannt. So wird für die ersten fünf Jahre Willy Schneider genannt und dann von 1935 bis 1948 Johannes Thewes.

Es folgten von 1948 bis 1956 Willi Büttner. Ab 1956 betreibt der staatliche Betrieb "HO-Gaststätten" das Lokal, wobei bis 1982 Willi Engelke als Leiter bekannt ist.

Der jetzige Eigentümer Wilfried Lehmbruch gilt als ein Wernigeröder Gastronomie-Urgestein. Gelernt hatte er zwischen 1968 bis 1970 im "Weißen Hirsch", qualifizierte sich zum Serviermeister, wurde Lehrbeauftragter und arbeitete dort bis 1983 als Oberkellner. Im gleichen Jahr wechselte er als HO-Gaststättenleiter in den "Nico". Dem Kauf des Grundstücks Breite Straße 17 im Jahr 1994 folgten Investitionen, so vor allem in das der Gaststätte benachbarte Papierwarengeschäft sowie in den Pensionsbereich. Zwischen 1998 und 2010 wurden insgesamt neun Gästezimmer eingerichtet. Neben dem Chef arbeiten dort sechs Vollzeitbeschäftigte und zwei Teilzeitkräfte.

Da nach wie vor viele Wernigeröder Stammgäste in diesem Lokal einkehren, hat er schon verschiedene Belege für die Entwicklung des Hauses erhalten. Von der jetzigen Veröffentlichung erhofft er sich zusätzliche Hinweise, die zur Schließung vorhandener Wissenslücken über die Geschichte des Hauses beitragen.