Coronavirus Harzer Autokinos starten
Die neue Corona-Verordnung lässt Autokinos in Sachsen-Anhalt zu. In Wernigerode und Halberstadt gehen sie am 14. und 15. Mai an den Start.
Halberstadt/Wernigerode l Wochenlang blieb der Parkplatz hinter dem Marstall in Wernigerode ungenutzt. Löwenzahn und Gräser machen sich breit. Doch schon in der kommenden Woche kehrt wieder Leben in die Kulturstätte – oder vielmehr davor. Der Parkplatz wird zu einem Autokino umfunktioniert.
„Die Leinwand wird vor der Seitenwand aufgebaut“, erläutert Niels Spormann während einer ersten Begehung auf dem Gelände. Spormann ist der Inhaber der Firma Resonanz-Events und gehört zu den Organisatoren des Filmspektakels. Ihm gehört die LED-Leinwand. Diese ist fünf mal drei Meter groß, rund 590 Zoll. „Die auf dem Marktplatz zur WM war kleiner“, bietet er einen Vergleich.
Und was wird auf der Leinwand zu sehen sein? „Das wird erst noch bekanntgegeben. Ein bisschen Überraschung muss ja bleiben “, sagt Andreas Adelsberger, Pächter der Wernigeröder Volkslichtspiele, augenzwinkernd. Ein wenig lässt er sich dann aber doch in die Karten schauen. „Es werden auf jeden Fall Blockbuster von 2019 gezeigt, Kinder- und Musikfilme.“ Damit auch jeder Besucher einen klaren Blick durch die Frontscheibe hat, überlegt Adelsberger halb im Scherz, halb im Ernst, einen Putzservice anbieten zu lassen.
Der Ton wird über das Autoradio in die Wagen übertragen. Das birgt auch Tücken. „Wir sollten ein Batterie-Starter-Set besorgen“, sagt Christian Legler. Er gehört auch zu den Organisatoren des Autokinos in Goslar, welches zu Walpurgis eröffnet hatte. In den ersten Tagen hat er wichtige Erfahrungen gesammelt. „Wir mussten mindestens 15 Mal Starthilfe leisten“, verrät er lachend. „Gerade ältere Automodelle kommen manchmal an ihre Grenzen, wenn das Radio zwei Stunden lang an ist.“ Auch könne es nicht schaden, Bindemittel vorzuhalten – falls ein Pkw Öl verliert.
Doch bis diese Dinge benötigt werden, gilt es andere Details zu klären. Wie viele Autos passen auf den Platz? Wie wird die Ein- und Ausfahrt geregelt? Erlauben es die Behörden, dass Snacks verkauft werden oder gar ein Food-Truck aufgebaut wird? Müssen Schlaglöcher auf dem Weg ausgebessert werden? Fehlt eine Beleuchtung? Muss ein Sicherheitsdienst nachts Patrouille laufen? Alles Fragen, die die Veranstalter – Andreas Adelsberger, Niels Spormann und Christian Legler von Studio D4 – mit den Vertretern der Wernigerode Tourismus GmbH (WTG), Pächterin des Platzes, vor Ort besprechen.
„Wir haben das ganze Jahr über Veranstaltungen im Marstall“, berichtet WTG-Mitarbeiter Roman Müller. Normalerweise. Aufgrund der Corona-Krise herrscht nun aber Zwangspause für die Kulturstätte. „Wir müssen abwarten und Stück für Stück gucken, was möglich ist“, so Müller. Wie er verrät, wird das neue Autokino nicht nur für Filmfans eine Anlaufstelle sein. „Neben der Leinwand wird eine kleine Bühne aufgebaut, auf der Konzerte und Ähnliches stattfinden sollen.“
Start für das Autokino ist am Donnerstag, 14. Mai. Je nachdem, wie schnell alle Genehmigungen erteilt werden, beginnt der Ticketverkauf, kündigt Andreas Adelsberger an. Karten können ausschließlich online gekauft werden. Wie viel soll das Filmvergnügen kosten? „Es wird etwas teurer als ein normaler Kinobesuch.“ Der Aufwand für die Organisation sei ungleich höher. Abgerechnet werde pro Person. „Das wollen die meisten Filmverleiher so. Wir hätten gern pro Auto abgerechnet“, sagt Christian Legler. Pro Auto sind zwei Erwachsene zulässig sowie Kinder – „so viele wie reinpassen“.
Vorführungen sind täglich geplant, an Frei- und Samstagen sowie in den Ferien zwei. Wie lange es das Freilichtkino gibt, hänge von der Resonanz ab und davon, wann der Marstall für andere Veranstaltungen genutzt werden darf.
Ein einmaliges Wochenend-Event ist dagegen das Autokino in Halberstadt. Dafür verwandelt sich der Anger vom Freitag, 15. Mai, bis Sonntag, 17. Mai, in eine Vorführfläche. „Am Sonnabend wollen wir nach Möglichkeit drei Filme zeigen, an den anderen beiden Tagen zwei. Mindestens ein Film wird immer so starten, dass Familien mit Kindern etwas davon haben“, informiert Daniel Szarata (CDU). Der Kandidat um das Oberbürgermeister-Amt in Halberstadt ist der Ideengeber für die Veranstaltung.
Wie er berichtet, passen mindestens 100 Autos auf den Anger. Sechs Euro pro Person soll das Filmvergnügen voraussichtlich kosten, Tickets gibt es ebenfalls ausschließlich über das Internet. „Was gezeigt wird, steht noch nicht fest“, sagt das Stadtratsmitglied. Das sei eines der Details, die noch zu klären seien. Ebenso sei noch nicht ganz klar, wie die Verpflegung ermöglicht wird. „Sofern wir es dürfen, wird der Food Truck von Jens Ganso auf den Platz gestellt“, so Szarata. Das müsse noch mit dem Gesundheits- und Ordnungsbehörden geklärt werden. Und er verspricht: „Wenn die Resonanz gut ist, kann man auf jeden Fall über eine Wiederholung nachdenken.“
Unterstützung bei der Veranstaltung erhält Szarata vom Team des Wehrstedter Hofs und von seinem Parteifreund Thomas Balcerowski, dem Bürgermeister von Thale. Auch in seiner Stadt möchte er für Filmfans einen Anlaufpunkt bieten, kündigt Balcerowski an. „Noch sind nicht alle Details geklärt. Aber bis zum Sommer wird es ein Autokino auf dem Hexentanzplatz geben“, kündigt er an.
Balcerowski setzte sich in der vergangenen Woche vehement und wortgewaltig dafür ein, dass in Sachsen-Anhalt, insbesondere im Harz, Autokinos zugelassen werden. Während diese seit einigen Wochen in beinahe allen Bundesländern aus dem Boden gestampft wurden, waren sie hier untersagt. Erst in der fünften Corona-Verordnung des Landes, die am Sonnabend, 2. Mai, vorgestellt wurde, sind Autokinos explizit erwähnt und erlaubt. Allerdings gelten strikte Abstands- und Hygieneregeln sowie die Zugangsbegrenzungen, betont Franziska Banse, Sprecherin des Landkreises. „Bei Verstößen gegen die Regelungen droht dem Betreiber ein Bußgeld in Höhe von bis zu 1000 Euro.“