Heute einer der größten Arbeitgeber der Region Die Geschichte des Kalk-Abbaus im Oberharz: Von den Anfängen bis zu den Fels-Werken
Von Mitte des 19. Jahrhunderts bis heute: Wie die Kalkproduktion im Raum Elbingerode und Rübeland begann und wie sie nach dem Verkauf der Fels-Werke an eine britische Firma weitergeht.

Rübeland - „Die Natur hat uns hier wunderbare Lagerstätten von hochwertigem Kalkstein hingelegt und wir nutzen diese“, begrüßte der Tagebau- und Werkleiter der hiesigen Fels-Werke, Torsten Dietze, die vielen Gäste, die zur Jubiläumsfeier „50 Jahre Tagebau Elbingerode“ in das Rübeländer Goethehaus eingeladen waren.
Seit einem halben Jahrhundert werden im Tagebau südlich von Elbingerode Millionen Tonnen Kalkstein abgebaut. Zu Branntkalk verarbeitet wird er in den Kalkwerken Rübeland und Hornberg. Daneben läuft auch die Rohsteinproduktion für Baustoffe und den Zuckerstein für die Zuckerrübenfabriken der Region. Weiterhin wird der Kalk für etliche kohlegefeuerte Großkraftwerke zur Rauchgasentschwefelung genutzt. Ebenfalls wird der Kalk in vielen Produkten des täglichen Lebens eingesetzt.
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wird in dem Raum Rübeland-Elbingerode in verschiedenen Werken eine rege Kalkproduktion getätigt. Diese hatten eigene Steinbrüche, die im Laufe der Jahrzehnte den Rohkalkstein lieferten. Doch diese Vorräte neigten sich dem Ende zu, so dass nach neuen Lagerstätten gesucht wurde. Sie fand man südlich von Elbingerode. Nach langem Erkunden stand fest: Hier entsteht ein Tagebau. Das Gelände wurde markiert und ein 14 Meter ehemaliger Tagebau als Ausgangspunkt für das Mammutprojekt ausgewählt.
Fels-Werke im Oberharz: Abbau von Millionen Tonnen Kalkstein
Von der Erschließung berichtete in einem der Vorträge zur Historie Andreas Kuntzsch. Sein Thema war „Erkundung und Aufschluss“. Kuntzsch war Leiter des gebildeten Aufbaustabes und später der Tagebauleiter. Anhand von vielen Lichtbildern erläuterte er den Werdegang der Vorbereitungen, die 1968 begannen.
Da hörten alle von der Schaffung des Bauvorbereitungsplatzes, von dem Bau der schiefen Ebene, die als Zufahrt zur ersten Sohle des Tagebaues diente, von der Montage des Großbrechers FSKB, von dem Aufbau der langen Bandstraße zum Kalkwerk Rübeland, wobei sogar ein Lasten-Hubschrauber eingesetzt wurde, von der Verlegung der Anschlussgleise und von vielen weiteren erfolgreichen Aufschlussarbeiten.

Am 15. November 1973 wurde durch hohe DDR-Politiker der sogenannte Grüne Knopf gedrückt, Abbau und Förderung des Kalksteines begannen. Schon 1974 wurden 3,2 Millionen Tonnen Kalkstein abgebaut.
Steigende Produktion im Laufe der Jahre
„Die Wasserhaltung war für uns ein Alptraum, wir pumpten Unmengen von Grundwasser nach oben und hatten dort einen Fischteich angelegt, wo eine Forellenzucht erfolgte“, sagte Kuntzsch, der auch erzählte, was zum Ausgleich in Elbingerode gebaut wurde: ein Schulhort, eine Trinkwasserleitung von der Zillierbachtalsperre, ein Jugendclub und einiges mehr.
Die Produktionszahlen stiegen kontinuierlich. 1976 wurden sechs Millionen Tonnen gefördert. Doch die Kapazitäten und technischen Voraussetzungen der Bandstraßen stellten Hindernisse dar. „Wir hatten nicht nur geduldige Abnehmer, sondern auch sehr schwierige, wie die Bunawerke. Wenn da mal ein paar Tonnen Branntkalk ausfielen, gab es Theater“, erinnerte sich Kuntzsch, der darauf hinwies, dass der Bruch „Kleiner Stein“ als Reserve vorhanden war.
Fels-Werke an britische Firma verkauft
2012 startete der Aufschluss der dritten Sohle, aus der die ersten Steine im Dezember 2022 gefördert wurden. Zudem wurden die Abbauplanung modernisiert, neue Bandanlagen in der dritten Sohle etabliert, die Siebstation „Grissly“ aufgebaut.
Des Weiteren wurden im Unternehmen Mittelspannung-Elektrostationen neu errichtet, so dass der Regelbetrieb aus der dritten Sohle im Mai 2023 aufgenommen wurde.
Der Betrieb, der inzwischen der englischen Firma SigmaRoc gehört, plant für die kommenden Jahre mehrere Großprojekte: Es soll eine Hangsicherung am Tagebau geben, die Sanierung des FSKB III und die Massenflussoptimierung erfolgen sowie die CO2-Reduktion an allen eingesetzten Energieträgern geplant werden.