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Kultur Digitale Tour durch die Sankt-Antonius-Kirche in Hasselfelder

Die St. Antonius-Kirche in Hasselfelde ist der Mittelpunkt der Stadt. Wer das Gotteshaus kennenlernen möchte, kann auf einen digitalen Rundgang zurückgreifen. Dafür muss man nicht einmal sein Heim verlassen.

Von Katrin Schröder 09.07.2021, 18:50
Der frühere Kantor Gottfried Köhler (rechts) hat eine digitale Führung für die St. Antonius-Kirche in Hasselfelde erarbeitet. Das Angebot sei unkompliziert in der Handhabung, sagt Pfarrer Karsten Höpting (links).
Der frühere Kantor Gottfried Köhler (rechts) hat eine digitale Führung für die St. Antonius-Kirche in Hasselfelde erarbeitet. Das Angebot sei unkompliziert in der Handhabung, sagt Pfarrer Karsten Höpting (links). Foto: Katrin Schröder

Hasselfelde - Eine kurze Berührung reicht, dann vergrößert sich das Bild: Die bunten Chorfenster in der St. Antonius-Kirche in Hasselfelde sind in Großaufnahme und allen farbenfrohen Details zu bewundern. Gottfried Köhler wischt über den Bildschirm seines Tablet-Computers – nun erscheint erneut der Text, in dem die Motive erläutert werden. Der ehemalige Kantor hat eine digitale Kirchenführung erarbeitet, die jeder interessierte Besucher auf Smartphone, Tablet oder anderen Computern ansehen kann.

Die Idee für den virtuellen Kirchenrundgang hat Gottfried Köhler schon seit längerem beschäftigt. Um über die Geschichte von Gotteshäusern und ihre Besonderheiten zu informieren, liegen oftmals Broschüren und Flugblätter in den Vorräumen aus. Und obwohl man auch über die St. Antonius-Kirche einiges zu berichten hätte, war dies in Hasselfelde bisher nicht der Fall.

Materiellen Aufwand gescheut

Gottfried Köhler weiß warum. „Das ist ein materieller Aufwand“, sagt der frühere Kantor. Denn nicht nur Papier und Druck schlagen zu Buche, sondern auch eventuelle Kosten für einen Grafiker – und dann wisse man nicht, wie groß die Nachfrage sei und ob die Broschüren in den Regalen verstauben würden.

Im Internet habe er eine zeitgemäße Alternative entdeckt. „Durch Zufall bin ich auf eine App gestoßen, mit der man solche Führungen machen kann“, berichtet Köhler. Angeboten wird das Programm von der Firma Digiwalk aus Sindelfingen, die Nutzern ermöglicht, mit ihrer Hilfe selbst Stadtführungen, Ausstellungsrundgänge und ähnliche Touren in digitaler Form zu erstellen.

Gottfried Köhler hat sich in die Technik eingefuchst und passend zum 170-jährigen Kirchenjubiläum die Tour ausgearbeitet. „Ich bin Rentner, ich habe Zeit“, sagt er 65-Jährige mit einem Lächeln. Außerdem verfügt der Kirchenmusiker, der seit 1987 in der Gemeinde tätig war, über ein umfangreiches Archiv und ein ebensolches Wissen. „Das ist zum Beispiel die Kirche, wie sie aussah, als ich hier angekommen bin“, sagt Köhler und zeigt ein Foto des Innenraums.

Reise mit elf Stationen

Dort startet die Online-Rundreise durch die neogotische Basilika, die elf Stationen hat und vom Altar über die Fenster und die Orgel bis zu den Gottesdiensten führt. „Das ist wie ein großer Schrank mit Schubladen, die ich aufziehen kann“, sagt Gottfried Köhler und weist auf die grünen Balken, die sich per Klick oder Berührung aufklappen lassen.

Dort erfährt man neben Daten und Fakten rund um die 1851 eingeweihte Kirche unter anderem, wie viele Pfeifen die Orgel hat und warum in St. Antonius ganzjährig Weihnachten herrscht. Hinzu kommen Informationen und Bilder zur Stadtgeschichte. „Ich denke, dass selbst eingefleischte Hasselfelder noch etwas Neues finden“, so Köhler.

Die Besucher können mithilfe des digitalen Rundgangs manches sogar besser kennenlernen als mit bloßem Auge. „Man kann auch Dinge darstellen, die man sonst nicht so gut sehen kann“, sagt Köhler – zum Beispiel das Seitenfenster im Chorraum, das aus dem Innenraum kaum einsehbar ist.

Übersetzt in vier Sprachen

In vier Sprachen können sich Einheimische und Gäste informieren: Deutsch, Englisch, Spanisch und Niederländisch. „Bei der Übersetzung hatte ich Hilfe aus der Familie“, sagt Köhler. Bei der niederländischen Variante haben die Wirte des Hotels „Druidenstein“ in Trautenstein geholfen.

Eine eigene Station steht unter dem Motto „Schöne Details entdecken“. Hier hat Köhler Fotos von Schmuckelementen zusammengestellt, die Besucher in der Kirche suchen und finden können – wie bei einer Schnitzeljagd. Für Kinder sei das eine willkommene Abwechslung, so Köhler. „Und es ist ein Fenster in die Vergangenheit.“ Ebenso wird auf Sehenswertes im Außenbereich hingewiesen. Man kann bei der digitalen Kirchenführung nicht nur sehen, sondern auch hören – zum Beispiel die Orgel und die Kirchenglocken, deren Klang per Audio-Datei bereitgestellt wird.

Seit Anfang Juli ist das Angebot freigeschaltet, auf Plakaten in der und um die Kirche herum wirbt die Gemeinde dafür. Dort findet sich neben einer Gebrauchsanleitung ein QR-Code, den man mit dem Smartphone einlesen kann und der den Nutzer direkt zum Rundgang bringt. Man kann dann oder auch zuvor die zugehörige App herunterladen.

Das funktioniere ohne Probleme, auch wenn man nicht mit dem Smartphone aufgewachsen ist, sagt Pfarrer Karsten Höpting, der die App mit den Konfirmanden ausprobiert hat. „Man muss nicht sonderlich technikaffin sein, um das Angebot zu nutzen.“ Am heimischen PC ist das ebenfalls möglich – unabhängig von Öffnungszeiten und, wenn man die Tour vorab herunterlädt, auch ohne Internetverbindung. Für den Kirchenrundgang muss man nicht einmal das Haus verlassen, so Köhler. „Man kann das auch zu Hause auf dem Sofa ansehen.“