Brauchtum Ein altes Handwerk lebt
Das Programm zum Köhlerfest bei Hasselfelde ließ keine Wünsche offen. Dabei wurde die Tradition der Harzer Köhlerei vermittelt.
Hasselfelde l „Vor etwa 20 Jahren wurde hier der Europäische Köhlerverein, jetzt Köhlerverband, gegründet. Es waren nicht einmal 20 Mitglieder. Heute sind es rund 3000 in insgesamt zwölf Ländern“, ließ Peter Feldmer vor der offiziellen Eröffnung des traditionellen Köhlerfestes am Sonnabend die Erfolgszahlen sprechen. Er ist dessen Vizepräsident, außerdem vom Harzer Köhlerverein Hasselfelde der Präsident. Weiter betonte Feldmer: „Holzkohle war die Voraussetzung für die Entwicklung der Menschheit. Für die Nachwelt muss die Köhlerei erhalten bleiben.“
Karl Josef Tielke, Präsident des Europäischen Köhlerverbandes, ergänzte: „Die Verarbeitung von Erz war einst nur durch Holzkohle möglich. Denn man braucht über 1000 Grad, um es zum Schmelzen zu bringen. Heute ist Holzkohle nur bekannt, wenn es ums Grillen geht. Dafür ist sie fast zu schade.“
Tielke sagte weiter, dass es den Köhlerberuf „eigentlich gar nicht mehr gibt“. 99 Prozent der Mitglieder im Verband würden dieses Handwerk nur noch zur Brauchtumspflege betreiben. Er freue sich aber, dass die Köhlerei seit 2014 zum sogenannten immateriellen Kulturerbe, also zum Kulturgut, gehöre. „Das ist für uns eine öffentliche Auszeichnung.“ Tielke hat übrigens sein Amt seit 2013 inne und lebt im westfälischen Paderborn.
Höhepunkt der Fest-Eröffnung war die Aufnahme von drei neuen Köhlerbuben, wie sie hier genannt werden, in den über 100 Mitglieder starken Hasselfelder Verein. „Ich freue mich schon darauf, einen eigenen Meiler zu bauen“, freute sich der zehnjährige Glenn Madsack.
Daniel Grohnert (11) meinte: „Es ist schön, zusammen mit Freunden draußen zu sein.“ Und Florian Heidenreich (11) findet es interessant, Holzkohle nach traditioneller Art herzustellen. Mit einem lautstarken „Gut Brand!“ wurden sie im Verein begrüßt. Außerdem durften die drei unter fachkundiger Anleitung auf einen Meiler steigen und ihn mit Glut füllen.
Des Weiteren wurde im Rahmen der Eröffnung Claudia Trute als Köhlerliesel verabschiedet. Sie erhielt von Peter Feldmer als Anerkennung ein großes Holzthermometer. Ihre Nachfolgerin ist Romy Schröder. Sie repräsentiert nun den Verein bei verschiedenen Veranstaltungen. Für den musikalischen Rahmen sorgte der Köhlerchor. Den symbolischen Fassbieranstich übernahm Ronald Fiebelkorn (CDU), Bürgermeister der Stadt Oberharz am Brocken.
Die großen und kleinen Besucher konnten sich über die Tradition der Köhlerei vor Ort anschaulich informieren. Hierzu stand das Museum zur Verfügung. Zudem sind auf dem Gelände des Stemberghauses alte Transportmittel ausgestellt, welche auf die schwere körperliche Arbeit hinweisen. Ebenfalls ist eine sogenannte Köte aus Holz zu sehen. Das war ein kleiner Aufenthaltsort für mehrere Arbeiter.