Landratswahl Ein Macher will‘s jetzt wissen
Am 5. Juli wählen die Harzer einen neuen Landrat. Thomas Balcerowski ist der Kandidat für CDU und FDP.
Thale l Der Blick von der Bülowhöhe ist phänomenal: Thale, das Bodetal – und etwas entfernter der Vorharz und Halberstadt. „Bei gutem Wetter sieht man sogar die Magdeburger Domspitzen“, sagt Thomas Balcerowsi. Der Aussichtspunkt in 370 Metern Höhe unweit der Rosstrappe ist einer der Lieblingsplätze des 48-Jährigen. „Ich komme oft hier her, wenn ich vor großen Entscheidungen stehe - um den Kopf frei zu bekommen und ein bisschen Abstand zu haben.“
Eine große Entscheidung hat Thomas Balcerowski bereits vor einigen Monaten getroffen. Thales Bürgermeister tritt als Landratskandidat für die CDU an. Ein Schritt, den er reiflich durchdacht hat. Landrat Martin Skiebe (CDU) habe vor einiger Zeit entschieden, sich am 5. Juli nicht wieder zur Wahl zu stellen. „Wenn Skiebe weiter gemacht hätte, würde es den Kandidaten Balcerowski nicht geben.“ 2013 - vor der vergangenen Landratswahl – sei man schon einmal auf ihn zugekommen. „Damals habe ich abgelehnt. Das hing mit dem Alter meiner beiden Söhne zusammen. Ich wollte für sie da sein.“
Inzwischen ist Balcerowski vierfacher Vater, will es jetzt aber trotzdem wissen. „Ich bin 48. Wenn ich noch mal beruflich durchstarten will, dann genau jetzt.“ Zumal man im Amt des Landrats einige Zeit brauche, um Spuren zu hinterlassen. Er habe lange überlegt, ob er die Herausforderung annehmen soll, habe mit dem CDU-Kreisvorstand gesprochen, mit Martin Skiebe selbst und nicht zuletzt mit seiner Frau. „So eine Entscheidung treffe ich ja nicht für mich allein.“ Die Familie sei für ihn sehr wichtig. „Sie ist der Mittelpunkt. Das trage ich auch nach außen.“ Aber seine Frau unterstütze ihn.
Politische Erfahrung kann der Christdemokrat durchaus vorweisen. Durch die Wendezeit war sein politisches Interesse schon in jungen Jahren geweckt. „Ich habe die Wende damals sehr bewusst wahrgenommen“, blickt der Thalenser zurück. „Ich habe Niedergang gespürt und die Doppelzüngigkeit der Politik.“ Mit seinen Freunden sei er demonstrieren gewesen, habe sich beim Neuen Forum engagiert. 1990 trat er dann in die CDU ein, engagierte sich in der Jungen Union. Nach einer Berufsausbildung im Eisenhüttenwerk Thale studierte er ab 1992 Jura an der Martin-Luther-Universität in Halle, arbeitete ab 1999 als Rechtsanwalt in Quedlinburg.
Im gleichen Jahr wurde er in Thale in den Stadtrat gewählt, wurde relativ schnell Fraktionschef der CDU. „Durch meine juristische Ausbildung kannte ich die Mechanismen und wusste, welche Dinge gehen und welche nicht.“
2001 der nächste Schritt: Balcerowski bewarb sich um den Posten des Bürgermeisters. „Zum Erstaunen aller und auch zu meinem Erstaunen setzte ich mich im ersten Wahlgang gegen die drei anderen Kandidaten durch.“ Damals sei er mit 28 Jahren der jüngste hauptamtliche Bürgermeister in Sachsen-Anhalt gewesen. „Die Thalenser haben Mut bewiesen, dass sie einem 28-Jährigen das Vertrauen schenkten.“
Die erste Bewährungsprobe seien für ihn die Anschläge vom 11. September 2001 gewesen. „Die Leute hatten Kriegs-angst, auch hier in Thale. Wir wussten ja noch nicht, was hinter den Anschlägen steckte.“
Danach sei es beruflich wie politisch Stück für Stück für ihn weiter gegangen. 2004 stieg er zum CDU-Fraktionschef im Kreistag auf. „An der Seite des damaligen Landrats Michael Ermrich habe ich die Kreisfusion mitgestaltet“, erinnert sich Balcerowski. „Das war eine spannende Zeit. Wer bekommt was im Harz?“ Wichtig sei ihm damals der Ausgleich gewesen. „Es sollte keine Gewinner und keine Verlierer der Kreisfusion geben.“
Was ihn antreibt? „Es macht mir wahnsinnig viel Spaß, Dinge entstehen zu sehen und voranzutreiben - und auch die Dankbarkeit der Menschen zu erleben.“ Natürlich gebe es nicht nur glückliche Tage. „Es gibt viele Nackenschläge. Aber um so mehr freut man sich über Erfolge - nicht nur für mich, sondern für die ganze Stadt.“
Balcerowski weiß durchaus, was er aufgibt, sollte er im Juli zum neuen Landrat gewählt werden - nämlich sein Amt als Bürgermeister, das er seit 19 Jahren inne hat. „Es ist nicht so, dass ich mich in Thale unwohl fühle“, sagt der 48-Jährige. „Im Gegenteil.“ Von vielen Seiten habe er gehört, dass es die Thalenser bedauern würden, wenn er nach Halberstadt geht. „Das ist auch eine Form von Anerkennung für mich.“
Der Wahltag selbst gehöre übrigens der Familie. „Wir werden wandern gehen oder spazieren oder vielleicht baden.“ Und sehen, was passiert.