Machbarkeitsstudie für Erlebnisgebiet am Winterberg Ein Skizirkus für Schierke
"Natürlich. Schierke" ist der Name der Machbarkeitsstudie, in der die
Entwicklung des Winterberggebietes zum Erlebniszentrum untersucht worden
ist. Im Schierke-Ausschuss ist die Studie nun präsentiert worden.
Wernigerode/Schierke l Skipisten, Sessellifte, Naturdorf, Sommerrodelbahn - "wir wollen kein Disney für Schierke. Das Erlebniszentrum am Winterberg soll so naturverbunden wie möglich sein", so Helmut Müller vor den Mitgliedern des Schierke-Ausschusses. Der Projektentwickler aus Salzburg hat mit weiteren Fachleuten im Wernigeröder Rathaus die Machbarkeitsstudie "Natürlich. Schierke" vorgestellt. Zwei Jahre habe sein Team an dem Konzept gearbeitet. "Nicht für uns, sondern für Sie. Sie müssen sich damit wohlfühlen."
Das Areal eigne sich für alpines Skifahren. "Die Hangneigung liegt für einen Großteil der Pistenflächen zwischen 10 und 25 Prozent", so Helmut Müller. "Das ist nicht zu steil und nicht zu flach - ideal für Familien und Anfänger." Drei Stationen sind vorgesehen: Von der Talstation am Parkhaus gelangen die Besucher mit einer Kabinenbahn zur Mittel- und schließlich zur Bergstation. Skifahrern stehen vier Pisten auf einer Gesamtfläche von 36,22 Hektar zur Verfügung, 34,70 Hektar davon werden beschneit. "Zusammen mit Braunlage wäre das ein 50 Hektar großer Skizirkus", so Müller. "Dies könnte das große Skigebiet außerhalb der Alpen werden." Für Skilangläufer werden darüber hinaus neun Rundloipen mit einer Gesamtlänge von 47 Kilometern angeboten. Ein Teich mit Plattformen und Eisskulpturen, Rodelbahnen, ein Kinderland mit Igludorf und Anfängerpisten ergänzen das Winterangebot. Für die wärmeren Monate sind unter anderem eine Kartstrecke, Themen- und Wanderwege, Radwege und Spielplätze vorgesehen. Attraktionen wie der Heißluftballon und das Höhenabenteuer "Harzer Hexenritt" könnten ganzjährig angeboten werden.
Für die Schaffung von Abfahrtspisten und Loipen müssten 42,7 Hektar Wald gerodet werden, informierte Umweltexperte Frank Armbruster. Das bedeute einen massiven Eingriff in die Landschaft, welcher nur durch umfangreiche Ersatzaufforstungen zu kompensieren sei. Von den Eingriffen seien Vogelarten wie Schwarzspecht, Baumpieper und Tannenhäher betroffen. "Für sie müssten neue Lebensräume geschaffen werden", so Armbruster.
Lohnt sich das Projekt finanziell? Mit dieser Frage hat sich Immo Klaus Drobnik beschäftigt. Der Berater rechne mit einem Gesamt-Investitionsvolumen von 37,8 Millionen Euro. "Der Großteil der Finanzierung (25 Millionen Euro) müsste über Investoren erfolgen". Die Beteiligung sei für die privaten Geldgeber profitabel, ihr Anteil werde mit 7 Prozent fest verzinst. Die restliche Summe werde durch Fördergeld (6 Millionen Euro) und den Eigenanteil der Stadt (6,8 Millionen Euro) aufgebracht. Die Wirtschaftlichkeit des Projektes sei stark abhängig von der Auslastung, so Drobnik. Dennoch sei dank der Vielzahl von Angeboten mit einer ganzjährig hohen Auslastung zu rechnen. Er habe verschiedene Szenarien durchgespielt, so zum Beispiel eine Wintersaison mit 30 Skitagen und einen Winter mit 90 Skitagen verglichen. Am Ende kommt der Finanzexperten zu einem positiven Ergebnis. "Das Projekt ist gewinnversprechend und daher für Investoren attraktiv."
"Das Erlebnisgebiet wird zum Herzstück für Schierke werden", meldete sich Michael Wiecker (CDU) nach der Präsentation zu Wort. Jedoch befürchte er einen Massenansturm an den Winterwochenenden. "1000 Autos oder mehr, da reicht das Parkhaus nicht aus." Außerdem kritisierte er, dass die Piste, die nach Schierke führt, nicht beschneit werden soll. Peter Schmidt hatte den Vortrag als Gast verfolgt. Er störte sich daran, dass die Piste, die vor dem Kaffeehorst endet, keine Anbindung an das Braunlager Skigebiet habe. "Wenn alle Skifahrer ihre Skier abschnallen und um den Hang laufen, endet das im Chaos." Außerdem regte er wie auch Uwe-Friedrich Albrecht (CDU) und Sabine Wetzel (Grüne) eine Seilbahn zum Wurmberg an, damit Wanderer diesen von der Bergstation aus erreichen können. Generell könne sie die Euphorie nicht teilen, so Sabine Wetzel, sie sorge sich um die Umwelt. "Ich möchte die Natur noch in zehn Jahren genießen können."
Solange die Schanze auf dem Wurmberg stand, sei ein Sessellift aus Platzgründen nicht möglich gewesen, informierte Helmut Müller. Nach dem Abriss der Anlage habe sich die Situation geändert. "Die Studie ist noch nicht der finale Masterplan. Es ist noch nicht Ende der Fahnenstange." Man könne weiter gemeinsam daran arbeiten. Eine Beschneiung der Piste zum Dorf hin lohne dagegen nicht. Das Gefälle sei zu niedrig, so dass Abfahrtski und Rodeln nur schwer möglich seien.
"Es ist deutlich geworden, wie komplex das Projekt ist", so Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos). "Für eine kleine Stadt wie Wernigerode eine große Herausforderung." Er sehe aber großes Potenzial für Schierke. Die Studie sei eine hervorragende Basis für die kommende Arbeit. Dennoch wolle er die Euphorie dämpfen. "Es geht nicht gleich morgen los", sagte der Stadtchef. "Vor uns liegt eine Vielzahl von weiteren Schritten."