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Benneckenstein und die Völkerschlacht vor 197 Jahren: Eine alte Sitte und die Rückkehr von sieben Friedenseichen

Von Jürgen Kohlrausch und Burkhard Falkner 18.10.2010, 04:21

Wenn heute die sanierte Straße Benneckenstein-Tanne offiziell freigegeben wird, soll auch eine Eiche gepflanzt werden. Sie ersetzt den ersten von sieben Bäumen, die auf eine lange Tradition zurückgehen.

Benneckenstein. Die Aufregung war groß, als Anfang April 2009 an der Tanner Chaussee, heute Wernigeröder Straße, eine alte Eiche gefällt wurde. War es doch die letzte von einst insgesamt sieben Friedenseichen. Sie waren aus Freude und Dankbarkeit über den Sieg von Preußen, Österreich und Russland über Napoleon – genau heute vor 197 Jahren, am 18. Oktober 1813 bei Leipzig – gepflanzt worden.

Denn Benneckensteins Bevölkerung hatte zuvor unter der französischen Besetzung ab 1806, seit der Niederlage Preußens bei Jena und Auerstedt besonders zu leiden gehabt: Truppendurchmärsche, Zwangskontributionen, Requirierungen, Plünderungen, Zwangsrekrutierungen und hohe Steuern machten das Leben schwer.

So löste die Kunde vom Sieg in der Völkerschlacht große Freude aus. Zum Andenken daran bildete sich auch die Sitte heraus, jeweils am 18. Oktober einen Fackelabend zu veranstalten. Auf den Anhöhen rings um Benneckenstein wurden Heckenfeuer und daran speziell hergestellte Spanfackeln entzündet und im Kreis geschwungen. Bis 1965 wurde regelmäßig, danach nur noch sporadisch gefeiert. Letztmalig am 18. Oktober 1989.

Mit der Herstellung der Fackeln wurde schon Wochen vorher begonnen. Die Prachtstücke waren aus Fichtenholz, mit einem Eisenring am Griff und mussten mehrere Tage lang im Backofen trocknen. Sie wurden mit Spänen gefüllt und mit Petroleum getränkt. In den Abendstunden ging es dann hinaus auf die Anhöhen, jeder Ortsteil hatte seinen eigenen Fackelplatz. Die entzündeten und im Kreis geschwungenen Fackeln verwandelten sich in fauchende funkensprühende Feuerräder, deren Anblick die fernen Betrachter beeindruckte.

Auch die Friedenseichen am Ortsausgang Richtung Tanne beeindruckten lange Zeit. Sie sind verschwunden, aber noch nicht ganz. Heute zur Straßenfreigabe soll eine erste neue Eiche gepflanzt werden.