Eisarena Ein historischer Tag für Schierke
Mit einer Party ist die Schierker Feuerstein Arena eingeweiht worden. Zwei Stunden davor ein Scherenschnitt für ein Feriendorf.
Schierke l Ein gemeinsamer Knopfdruck der Bauherren, Feuerfontänen, die in die Höhe schießen. „Hiermit ist die Schierker Feuerstein Arena eröffnet“, schallt es durch die Lautsprecher. Applaus brandet auf.
Es ist ein schöner Tag für Schierke, ein historischer sogar. Das betonen die offiziellen Redner bei der Eröffnungsparty immer wieder. Die 570-Seelen-Gemeinde am Fuße des Brockens könne nun an seine „ruhmreichen Zeiten anknüpfen“, sagt Wernigerodes Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos). Die Arena gebe Schierke ein Identifikationssymbol, den Wernigerödern eine tolle Veranstaltungsstätte und den Touristen ein Ziel.
Gafferts Worte klingen beinahe ehrfürchtig. Ehrfurcht vor der einst glanzvollen Vergangenheit des Brockenorts als Wintersport- und Touristen-Mekka und vor dem Niedergang, der folgte. Und auch ein bisschen Ehrfurcht vor der eigenen Courage. „Steine haben den Schierkern das Leben und Arbeiten seit jeher nicht leicht gemacht“, sagt Gaffert in Bezug auf die Felsbrocken unter der Erde, die auch die Bauarbeiten der Arena erschwert und verteuert haben. Aber: „Für uns war es bedeutend einfacher, mit diesen Steinen umzugehen als mit denen, die uns in den Weg gelegt wurden.“
Der Umbau des traditionsreichen Eisstadions war nicht nur politisch umstritten, sondern auch von vielen Wernigerödern kontrovers diskutiert, vielfach sogar abgelehnt worden. Viel zu teuer, zu gigantisch, hieß es immer wieder. Das Projekt habe „unglaublich polarisiert“, sagte Gaffert schon vor wenigen Tagen bei einer Pressekonferenz. Die Entscheidung im Stadtrat fiel 2014 denkbar knapp für den Bau der Arena aus. Während der Bauphase begleiteten die Kritiker das Projekt weiter skeptisch – bis zum Schluss. Gestiegene Baukosten – am Ende sind es knapp 9 Millionen Euro bei 5,5 Millionen Euro Landesförderung, eine Rüge des Landesrechnungshofes und hohe Betriebskosten, die den städtischen Haushalt Jahr für Jahr belasten werden, waren Wasser auf die Mühlen der Gegner.
Auch dass der Eröffnungstermin, der 15. Dezember, gehalten wird, wurde angezweifelt. Wer die Baustelle mit gut 60 wuselnden Handwerkern noch vor wenigen Wochen erlebt hat, brauchte viel Fantasie, um sich vorzustellen, dass am Freitag Schlittschuhläufer hier ihre Runden drehen. „Wir schaffen das“, hieß es dann immer wieder. „Wir schaffen das“ – das Mantra der vergangenen Tage und Wochen.
Gaffert sollte Recht behalten. Zu verdanken hat er diese Punktlandung seinem unermüdlichen Team, geleitet von Andreas Meling, und all den Bauleuten, die „trotz aller Schwierigkeiten bis Freitagmorgen gearbeitet haben, die mit uns Steine aus dem Weg geräumt, die aus einer ,Mission Impossible‘ ein Meisterstück gemacht haben.“
Ein Meisterstück, das Neugier weckt – das ist schon am Eröffnungstag zu sehen. Hunderte Schaulustige drängen sich nach dem Ende des offiziellen Aktes auf das Gelände der Feuerstein Arena – viele Schierker und Wernigeröder, aber auch viele von weither Gereiste. Sachsen-Anhalts beste Eiskunstläufer drehen Pirouetten auf dem Eis. Die Eishockeyspieler des ESV Schierke pfeffern die ersten Pucks in die Tore. Eistänzer aus Ilmenau verzaubern mit ihrer Revue „Eisweihnacht“. Groß ist der Andrang, als die Besucher endlich mit Schlittschuhen auf das Eis dürfen. Sogar die Eismaschine, die Mammoth, sorgt für Jubel und Leuchten in den Augen.
Am meisten aber strahlt das geschwungene Dach, das die Eisfläche überspannt. Mit der einbrechenden Dunkelheit kommt es besonders zur Geltung. Es strahlt, und es muss auch strahlen. Denn das ist es, was sich die Bauherren von dem Millionen-Projekt versprechen: Nicht nur einen Aufschwung für den Schierker Eishockeysport, sondern vor allem einen Zuwachs an Touristen für Schierke, Wernigerode, für den ganzen Harz und eine Initialzündung für private Investoren und für weitere Projekte. „Wir müssen mehr Highlights setzen“, betont Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD) in seinem Grußwort. „Wir brauchen besondere Orte, die neugierig machen.“ Wie die GanzjahresErlebniswelt am benachbarten Winterberg. „Schierke braucht diese Seilbahn.“ Deshalb wolle er mit Bauminister Thomas Webel (CDU) weiter daran arbeiten, „damit wir das noch realisiert bekommen“.
Die Investoren des Feriendorfes „Das Schierke“ sind da bereits ein großes Stück weiter. Zwei Stunden, bevor in der Arena Feuerfontänen in die Höhe schießen, knallen ein paar hundert Meter weiter die Sektkorken. Das 196-Betten-Resort öffnet seine Pforten. Und zwar auf geschichtsträchtigem Boden. Das Feriendorf ist auf dem Gelände der einstigen Nobelherberge, dem Hotel „Heinrich Heine“, entstanden. Das Hotel habe „eine spektakuläre Geschichte, eine unglaubliche Tradition und dann einen nie dagewesenen Verfall“ erlebt, blickt Peter Gaffert zurück. „Und wir standen als Stadt machtlos daneben.“
Als sich herausstellte, dass das Hotel nach jahrelangem Leerstand nicht zu retten ist, verkaufte die Stadt das 23.000 Quadratmeter große Grundstück an Hildesheimer Investoren. Für 13,8 Millionen Euro, bei 4,5 Millionen Euro Förderung, wurden 36 Ferienhäuser gebaut. „Wir möchten die Attraktivität dieses Standortes erheblich steigern“, verspricht Frank Wodsack von der Investorengruppe. „Wir wollen hier ein neues Kapitel des Tourismus aufschlagen. Wir glauben an Schierke.“ Wie die Arena hat auch das neue Urlaubsresort bereits Strahlkraft bewiesen. 34 der 36 Ferienhäuser sind belegt – und das am ersten Tag. Es ist ein schöner, ein historischer Tag für Schierke.