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Bauprojekt Eisarena Schierke gerettet

Wernigerode will 500.000 Euro vom Bau des Feuerwehr-Gerätehaus in Schierke abzweigen, um die Eisarena fertig zu bauen.

Von Dennis Lotzmann 20.07.2017, 01:01

Wernigerode l Die Bauleute auf der Eisarena-Baustelle in Schierke fiebern der Dachmontage entgegen. In den nächsten Tagen werden die Stahlteile aus dem polnischen Katowice geliefert. Im Wernigeröder Rathaus versucht man derweil händeringend, Geld für die Fertigstellung der Arena aufzutreiben.

Weil das Land den Förderhahn für das mittlerweile 8,445 Millionen Euro teure Projekt zugedreht hat, fehlen der Stadt knapp 500.000 Euro. Das Geld soll nach Angaben von Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos) im laufenden Haushalt umgeschichtet werden. Dies ist aber nur mit Zustimmung des Stadtrats möglich.

Am Mittwochnachmittag hat Gaffert die Fraktionschefs über den Lösungsvorschlag der Verwaltung informiert. Geplant ist, 500.000 Euro vom Neubau des Depots für Feuerwehr, Bauhof und Bergwacht in Schierke abzuzweigen. 1,6 Millionen Euro sind dafür in den Haushalt 2017 eingestellt, können aber nicht vollständig verbaut werden.

„Für uns ist wichtig, dass erst einmal nichts gestrichen werden muss“, so Roland Richter, Chef der CDU/Haus&Grund-Fraktion. „Am Ende des Tages sind wir als Stadt in der Lage, die Restsumme selbst zu stemmen. Das ist ein wichtiges Signal.“ Gleichzeitig drängt der CDU-Politiker auf eine Aufarbeitung von eventuellen Planungsfehlern im Vorfeld der Bauarbeiten. Kritisch sehe er die fehlerhafte Untersuchung des Baugrundes. „Hier sollte nachgehakt und Schadenersatz gefordert werden.“

Die SPD-Fraktion dringt ebenso auf einen Abschluss der Arbeiten. „Eine Verzögerung wäre unverantwortlich und würde weitere Folgekosten verursachen“, so Fraktionschef Kevin Müller gegenüber der Volksstimme. Wenn jetzt als Sofortlösung 500.000 Euro entsprechend umgeschichtet würden, sei das eine gute Lösung. „Wir dürfen dann aber bei der Haushaltsplanung für 2018 das Schierker Gerätehaus nicht aus dem Blick verlieren“, betont er.

Auch für Sabine Wetzel, Vorsitzende der Fraktion Bündnis 90/Grüne/Piraten, steht außer Frage, dass das Projekt zu Ende geführt werden muss. „Eine Investruine hilft uns bei der Entwicklung Schierkes nicht weiter“, so die Bündnisgrüne, die von vornherein klarstellt: „Eine Erhöhung der Elternbeiträge oder Steuern wird von uns nicht mitgetragen.“ Auch die notwendigen Investitionen in Kitas und Grundschulen stünden nicht zur Disposition.

Der Vorstoß der Verwaltung sei vernünftig, um die Arena zu vollenden und wie geplant im Dezember ins Laufen zu bringen. Wie Kevin Müller erinnert auch die Bündnisgrüne an das Gerätehaus. „Wenn wir im Schierke investieren, den Ortsteil gestalten und Touristen anlocken, brauchen wir eine funktionierende Feuerwehr. Das ist im Moment nicht der Fall. Deshalb muss das neue Gerätehaus 2018 unbedingt kommen“, so Sabine Wetzel. Das müsse bei der Etatplanung bedacht werden, schließlich würden die dafür reservierten 500.000 Euro jetzt anderweitig ausgegeben und seien erstmal weg.

Die Sicht von Linke-Fraktionschef Thomas Schatz deckt sich mit Wetzels Position. Aufgeschoben sei nicht aufgehoben. „Die 500 000 Euro werden uns 2018 fehlen und müssen an anderer Stelle eingespart werden.“ Den Förderstopp wertet Schatz als neue Phase in der Schierker Ortsentwicklung. „Auf die Visionen folgt nun das Hoffen und Bangen.“ Es räche sich, dass „den Mächtigen in Verwaltung und Rat die Prestigebauten nicht groß genug sein konnten“. Schatz will sich weiter für eine Ortsentwicklung einsetzen, diese müsse aber dauerhaft bezahlbar bleiben.

Hintergrund: Schon in der Planungsphase für die Arena mussten die Kosten stetig nach oben korrigiert worden. Beim Baubeginn im Mai 2016 waren 7,1 Millionen Euro veranschlagt worden. Das Land hatte eine Zwei-Drittel-Förderung aus dem Topf „Stadtumbau Ost“ signalisiert. Wegen des felsigen Baugrunds und Preissteigerungen in der Baubranche liegen die Ausgaben inzwischen bei 8,445 Millionen Euro. Unter anderem diese Kostensteigerungen wurden kürzlich vom Landesrechnungshof gerügt. 6,7 Millionen Euro Landesmittel flossen bisher in das Projekt. Die Arena soll am 15. Dezember eröffnet werden.