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Stadtelternrat nutzt Sitzung, um Vorfall am Wernigeröder Gerhart-Hauptmann-Gymnasium zu besprechen Eltern sprechen über Schüsse in der Raabe-Schule

Von Julia Bruns 28.02.2013, 02:16

Wernigerode l Die Nerven von Cary Barner liegen blank, als sie am Dienstagabend den Stadtelternrat zu einem schon vor Wochen vereinbarten Treffen im Stadtfeld-Gymnasium begrüßt. Die Tagesordnung wird verkürzt. Die Sitzung solle dazu genutzt werden, sich über den Vorfall im Gerhart-Hauptmann-Gymnasium auszutauschen. Einige Eltern hören zu diesem Zeitpunkt zum ersten Mal von der Tragödie.

Cary Barner berichtet, sie selbst habe schon um 9.30 Uhr am Telefon von ihrer Tochter - selbst Schülerin am Hauptmann-Gymnasium - erfahren, dass eine Achtklässlerin eine Schreckschusspistole auf Mitschüler gerichtet hat. "Ich bin sofort zur Schule gefahren. Ob die Ampeln wirklich alle grün waren - ich weiß es nicht mehr", so die Rechtsanwältin.

Fassungslosigkeit über das Geschehene auch bei Margrit Kaufmann, Kreisschulamtsleiterin: "Man denkt immer, es ist so weit weg. Und jetzt ist es hier passiert." Es werde eine Weile dauern, bis die Betroffenen diesen Tag verarbeitet haben. Aber: "Wir müssen damit umgehen lernen." Ihr zufolge habe die Reaktionskette vorbildlich funktioniert.

Die Eltern diskutieren, ob ein Amoksignal in der Raabe-Schule für schnellere Abläufe gesorgt hätte. Letztlich sind sich alle einig: jedes System hat Schwachstellen - besonders wenn der Angriff aus den Reihen der Schüler kommt.

Sebastian Beutel, Pfarrer aus Wasserleben, gehört ebenfalls zur Schar der besorgten Eltern, die ihre Kinder aus der Schule abholen wollten. Sein Sohn Johann-Christoph besucht die 5.Klasse und hatte Unterricht im Raabe-Gebäude, als die Schüsse fielen. "Wir haben durch Zufall von den Ereignissen erfahren", sagt sein Vater.

Ehefrau Michaela hatte mit einer Bekannten der Familie telefoniert, selbst Lehrerin im Hauptmann-Gymnasium. Sie berichtete dem Ehepaar von dem Amoklauf. "Wir haben dann im Sekretariat angerufen", sagt Sebastian Beutel. Dort sei ihm die Auskunft erteilt worden, die Schüler würden bis 12.40 Uhr betreut, "können aber auch von ihren Eltern abgeholt werden".

Michaela und Sebastian Beutel entschieden sich für letzteres und fuhren gegen 12Uhr zur Raabeschule. "Als Eltern durften wir das Gebäude aber nicht betreten", schildert der Wasserlebener die Situation vor Ort. Die Lage sei "unübersichtlich gewesen", einzelne Kinder standen auf dem Pausenhof, andere verließen gerade das Schulhaus. Erst einige Zeit später trafen sich Mutter und Sohn. Die Familie fuhr gemeinsam nach Hause.

"Gerade als Eltern von außerhalb war das beklemmend", sagt Sebastian Beutel. Dass es vor Ort und in einer solchen Extremsituation an der nötigen Übersicht der Lehrerschaft gefehlt hat, "ist kein Vorwurf, aber eine Feststellung, die beim nächsten Mal helfen kann", so der Pfarrer aus Wasserleben. Sein Sohn Johann-Christoph habe die Ereignisse gut überstanden.