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Corona Erste Feuerwehr-Kameraden im Harz geimpft

Von Jens Müller Aktualisiert: 21.4.2021, 18:49
Im Blankenburger Impfzentrum wurden die ersten Feuerwehrkameraden geimpft . Foto: Denny Behrendt
Im Blankenburger Impfzentrum wurden die ersten Feuerwehrkameraden geimpft . Foto: Denny Behrendt Foto: Denny Behrendt

Blankenburg

Sie sind fast immer die Ersten, wenn ein Unfall passiert ist, wenn Menschen in Not geraten sind oder Rettungskräfte weitere Unterstützung bei ihren Einsätzen benötigen: die Kameraden der freiwilligen Feuerwehren. Damit die Retter sich im Einsatz nicht weiter ungeschützt dem Risiko einer möglichen Covid-19-Infektion aussetzen müssen, hatten Blankenburgs Wehrleiter Alexander Beck in seiner Funktion als Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes Harz gemeinsam mit Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse bereits im Dezember vergangenen Jahres einen Vorstoß unternommen. Ihr Ziel: Kameraden der Feuerwehren bevorrechtigt gegen das Corona-Virus impfen zu lassen.

Bei Einsätzen an vorderster Front

Ihren Vorstoß begründeten sie mit der enormen Bedeutung der Einsatzkräfte zur Gefahrenabwehr. „Das Hilfeleistungssystem unseres Landkreises stützt sich maßgeblich auf die ehrenamtlichen, aber auch auf die hauptamtlichen Einsatzkräfte in den Feuerwehren. Dies gelingt uns nur, wenn die Feuerwehren nicht durch eine Covid-19-Erkrankung stark geschwächt oder aufgrund zu spät erkannter Infektionen umfangreich unter Quarantäne gestellt werden müssen. Die stets gefahrengeprägte Arbeit der Feuerwehr ist somit von immanenter Systemrelevanz für unseren Landkreis“, heißt es in dem Schreiben vom 21. März an Landrat Thomas Balcerowski (CDU). Darin verweisen Kai-Uwe Lohse und Alexander Beck auch auf die Bundesimpfverordnung, in der festgelegt ist, dass Personen, die eine „für eine Infektion mit dem Corona-Virus relevante aerosolgenerierende Tätigkeit“ ausüben, mit höchster Priorität geimpft werden sollen. Und dies treffe besonders für die Kameraden der Feuerwehren zu.

Unkalkulierbare Risiken für Retter

„Angehörige des Einsatzdienstes unserer Feuerwehren sind regelmäßig ungeplant und einsatzbedingt Patientenkontakten ausgesetzt, die zur Rettung von Menschenleben zeitkritisch und unvermeidbar sind“, heißt es weiter. So stellen Tragehilfen und Transporte mittels Drehleiter, Verkehrsunfälle mit eingeklemmten Personen in Fahrzeugen und weitere Einsätze im häuslichen Bereich die Feuerwehren vor enorme unkalkulierbare Risiken, die mit den Risiken der im Regelrettungsdienst eingesetzten Mitarbeiter identisch sind. Im Gegensatz zu den Feuerwehrkameraden sind ihre Kollegen aus dem Rettungsdienst jedoch von Beginn an der höchsten Impf-Kategorie 1 zugeordnet worden.

717 Kameraden auf Prioritäten-Liste

Um vor allem jenen Feuerwehrmännern und -frauen diese ebenfalls zu ermöglichen, haben Alexander Beck und Kai-Uwe Lohse einen konkreten Priorisierungsnachweis für jene Feuerwehrangehörige erstellt, die sozusagen an vorderster Front kämpfen und für diese vielfältigen Aufgaben unerlässlich sind. Laut aktueller Auflistung betrifft das immerhin 717 der rund 4000 Feuerwehr-Angehörigen der Einsatzabteilungen im Landkreis Harz. Erstellt wurde diese Liste von den Orts- und Stadtwehrleitern. Ziel sollte sein, dass in jedem Ort im Harzkreis ein minimaler Grundschutz gewährleistet werden sollte, so dass der Bevölkerung bei rettungsdienstlichen Unterstützungsleistungen geholfen werden kann. „Ohne Impfung wäre das ein hohes Risiko, und es besteht die Gefahr, dass Feuerwehren komplett außer Dienst gehen“, so die Befürchtung der Initiatoren, die mit ihrem Vorstoß beim Landrat augenscheinlich offene Türen einrannten.

Positive Resonanz auf Impfangebote

Denn nur eine Woche nach Vorlage ihres Priorisierungs-Konzeptes hatten die ersten Feuerwehr-Kameraden ihre Erst-Impfung erhalten. „Wir sind die ersten in Deutschland, die aktive Einsatzkräfte der Feuerwehren geimpft haben. Auf dem Land sind es eben genau diese, die oft als erste helfen müssen und vor Ort sind“, wertet Alexander Beck die vom Kreisfeuerwehrverband initiierte Priorisierungsaktion als vollen Erfolg. So sei sowohl die Resonanz bei den Kameraden sehr groß - Beck: „Es gibt nur Zustimmung.“ –, als auch die Strahlkraft über den Harz hinaus: „Inzwischen folgen uns viele weitere Landkreise in Sachsen-Anhalt, aber auch in Nordrhein-Westfalen und Sachsen. Selbst Niedersachsen wird im Mai anfangen“, erklärt der Chef des Feuerwehrverbandes.

Dank für die vielfältige Hilfe

Deshalb richtet er einen großen Dank an seine Mitstreiter, an das Team vom DRK Wernigerode, Landrat Thomas Balcerowski und Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse für die Unterstützung, an Carsten Fischer, Uwe Hoffmann und Merve Bentzien vom Impfzentrum des Landkreises Harz sowie an Blankenburgs Bürgermeister Heiko Breithaupt (CDU) für das Bereitstellen der Räumlichkeiten im Sportforum. Dort konnten nicht nur Kameraden aus Blankenburg, sondern aus dem gesamten Harzkreis geimpft werden. Eine zusätzliche Unterstützung erfuhr das Blankenburger Impfteam durch das Unternehmen Harzer Mineralquelle, das Erfrischungsgetränke kostenlos zur Verfügung stellte.

Appell an die Landesregierung

Mit der Zweitimpfung der Kameraden soll das erste große Etappenziel erreicht sein: „Konkret soll in jeder Stadt und Gemeinde im Landkreis Harz eine Minimalstärke von Einsatzkräften für diese Einsatzlagen vordergründig zur Verfügung stehen.“ Zudem richten Beck und Lohse einen Appell an die Landesregierung: „Regieren heißt Verantwortung übernehmen und Managen - Eigenschaften die wir gern stärker von der Landesregierung wahrnehmen würden.“