Feuer am brocken Waldbrand bei Schierke im Nationalpark Harz - aufkommender Wind erschwert Löscharbeiten
Mit einem Großaufgebot kämpft die Feuerwehr seit Donnerstag gegen einen Waldbrand im Nationalpark Harz. Auch am Freitag geht die Feuerwehr wieder verstärkt gegen die Flammen an.
Schierke/vs/dpa - Der Waldbrand nahe Schierke im Nationalpark Harz ist vorerst räumlich unter Kontrolle - das könnte sich aber im Laufe des Tages wieder ändern. "Wir sehen die Tendenz, dass heute mit ansteigender Temperatur und auffrischendem Wind die Ausbreitung wieder schneller fortlaufen wird", sagte Einsatzleiter Marco Söchting am Freitag. Die Löscharbeiten sind jedoch nach wie vor erschwert. „Es gibt Bereiche, in die können wir fußläufig nicht rein“, sagte Söchting weiter.
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Die Einsatzkräfte müssten versuchen, das Feuer von einem sicheren Standpunkt aus zu löschen. „Wir haben dort sehr viel trockenes Gehölz, auch Totholz genannt, was über Nacht und auch gestern tagsüber bis in die Baumwipfel gebrannt hat“, führte Söchting aus. „Mit auffrischenden Winden brechen sie oben ab.“
13 Hektar Wald brennen derzeit noch im Harz bei Schierke
Nach aktuellen Erkenntnissen ist derzeit noch etwa eine Fläche von 13 Hektar betroffen, wie der Landkreis Harz in Sachsen-Anhalt am Freitagmorgen mitteilte. Die Versorgung mit Löschwasser sei stabil, so Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse. Dennoch seien die Löscharbeiten schwierig, da zerklüftete Hanglagen und hohe Todholz-Bäume das Gelände sehr fordernd und gefährlich machen. Im Laufe des Tages soll es zudem zunehmend windig werden - ebenfalls eine Herausforderung für die Einsatzkräfte.
Aktuell wachse die Zahl der Einsatzkräfte auf 300 an, sagte Lohse am späten Vormittag. Wenn man die Feuerwehrleute mitzähle, die ausgetauscht wurden, seien bislang etwa 500 Leute an den Löscharbeiten beteiligt gewesen. Die Einsatzkräfte kommen den Angaben zufolge aus ganz Sachsen-Anhalt und teilweise auch aus Niedersachsen. Unterstützt werden sie von drei Löschhubschraubern, einem Hubschrauber der Bundeswehr und zwei Hubschraubern der Bundespolizei.
Hubschrauber der Bundeswehr unterstützt Feuerwehr beim Waldbrand bei Schierke
Der Transporthubschrauber CH-53 der Bundeswehr sei am Freitagmorgen in Holzdorf an der Grenze zu Brandenburg gestartet und inzwischen im Einsatzgebiet im Harz angekommen, sagte eine Sprecherin des Landeskommandos Sachsen-Anhalt . Der Hubschrauber könne mit einem 5000 Liter fassenden Wasserbehälter beim Löschen helfen. Die Bundeswehr habe in Blankenburg eine Betankungsstation, wo das Gerät neuen Kraftstoff aufnehmen könne.
In der Nacht hatten sich die Feuerwehren etwas zurückgezogen und waren nur mit den nötigsten Einsatzkräften am Brandort.
Am Donnerstagnachmittag (11. August) hatten viele Einwohner Schierkes gebangt: An der Quesenbank im Nationalpark Harz östlich des Brockenortes war ein Waldbrand ausgebrochen, die Flammen zogen von den Schienen der Harzer Schmalspurbahnen Richtung Bahnhof.
Waldbrand bei Schierke: 150 Feuerwehrleute waren am Abend im Einsatz
„Das ist das Szenario, das wir immer befürchtet haben“, sagte Wernigerodes Stadtwehrleiter Marco Söchting gegen 17.30 Uhr an der Einsatzzentrale am Schierker Stern. Zu diesem Zeitpunkt versuchten alle verfügbaren Feuerwehrleute aus der ganzen Umgebung, den Brand unter Kontrolle zu bringen. Ein Flugzeug kreiste immer wieder über dem Gebiet.
Der erste Alarm sei gegen 14.15 Uhr eingegangen. Danach wurden immer mehr Einsatzkräfte hinzugerufen, so dass die Ortswehren aus Minsleben und Silstedt den Stadtschutz für Wernigerode übernahmen. Am frühen Abend kämpften 150 Einsatzkräfte – auch aus dem Gebiet der Stadt Oberharz am Brocken, Blankenburgs, Ilsenburgs, aus dem Nordharz und Halberstadt – gegen die Flammen, die sich hangaufwärts fraßen. „Der personelle Aufwand ist riesig, aber unsere einzige Chance“, erläuterte Söchting.
Bis kurz vor 20 Uhr soll sich das Feuer laut Einsatzleitung auf einer Fläche von 35 Hektar ausgebreitet haben. Dabei löschten die Kameraden zunächst an zwei Brandstellen im Wald zwischen der Wormke und dem Schierker Bahnhof, Gerüchte über einen dritten Brandherd machten sich breit. Die Landesstraße 100 als einzige Zufahrt des Ortes wurde komplett gesperrt, hieß es auf Volksstimme-Anfrage aus der Rettungsleitstelle des Landkreises Harz.
Waldbrand Harz: Bahnstrecke von Drei Annen Hohne nach Schierke dicht
Für die Löscharbeiten wurden zudem zwei Wasserwagen der Harzer Schmalspurbahnen GmbH (HSB) angefordert, informierte Sprecherin Heide Baumgärtner auf Volksstimme-Nachfrage. Damit die Wagen ungehindert rangieren können, sei die Bahnstrecke zwischen Drei Annen Hohne und Schierke gesperrt worden.
„Dieses Feuer wird uns noch die ganze Nacht beschäftigen, wahrscheinlich auch noch morgen den Tag über“, prognostizierte Wernigerodes Stadtwehrleiter. Gegen 17.30 Uhr waren die Einsatzleitung des Landkreises und ein Polizeihubschrauber zum Löschen auf dem Weg nach Schierke. Der Fachdienst Ost des Harzkreises – eine Katastrophenschutzeinheit, die sonst vor allem außerhalb dessen Gebietes zum Einsatz kommt – rückte ebenfalls zum Brockenort aus.
Geschockt von der Nachricht zeigte sich Schierkes Ortsbürgermeisterin Christiane Hopstock (CDU), die gerade zum Urlaub im Riesengebirge weilt. Sie erinnerte ebenso wie ihr Stellvertreter Jens Weidlich daran, dass die Einwohner des Ortes sich angesichts der zunehmenden Trockenheit seit Jahren vor einem Waldbrand wie diesem im Nationalpark fürchteten.
Nach Bränden am Brocken im April wird aufgerüstet
Hintergrund: Der am Donnerstag ausgebrochene Waldbrand ist nicht der erste, der die Schierker in diesem Jahr in Atem hält: Erst Ende April sorgten zwei Waldbrände binnen dreier Tage am Brocken für Aufregung. Danach berief Sachsen-Anhalts Forstminister Sven Schulze (CDU) einen runden Tisch zum Waldbrandschutz im Harz ein – mit Vertretern mehrerer Landesministerien, der Feuerwehr, des Nationalparks, der Harzer Schmalspurbahnen (HSB) und der Kreisverwaltung sowie Forstbesitzern.
Danach wurde technische Aufrüstung versprochen – unter anderem mit Überwachungssensoren im Wald und Künstlicher Intelligenz zu deren Auswertung. Landrat Thomas Balcerowski (CDU) kündigte im Juli an, ein privates Löschflugzeug für den Harz an den Start bringen zu wollen. Im Landkreis gilt seit Dienstag (9. August) die zweithöchste Waldbrandgefahrenstufe 4.