Rechte Gruppierung Fraktionen stellen sich hinter Amtschef
Mehrere Stadratsfraktionen in Wernigerode unterstützen Rüdiger Dorff. Der Hauptamtsleiter war in einer rechten Organisation aktiv.
Wernigerode (ksh/dl) l Die Stadtratsfraktionen von CDU/Haus & Grund, SPD und Linke stellen sich mit einer gemeinsamen Erklärung hinter den Wernigeröder Hauptamtsleiter Rüdiger Dorff. Die Volksstimme hatte über die Vergangenheit des 45-Jährigen berichtet. Der Jurist war als Student vor rund 20 Jahren Bundesvorsitzender des rechtsextremen Bundes Heimattreuer Jugend (BHJ), der später im Freibund aufgegangen ist. Derzeit ist Dorff als möglicher Kandidat für den Vize-Oberbürgermeister-posten im Gespräch, da Sozialdezernent Andreas Heinrich zum Jahresende in den Ruhestand geht.
„Von der Diskussion irritiert" zeigt sich Roland Richter, Vorsitzender der gemeinsamen Fraktion von CDU sowie Haus & Grund. „Für mich ist Rüdiger Dorff ein sympathischer, korrekter, engagierter und fair auftretender Mitarbeiter der Stadtverwaltung." Er hege keine Zweifel an seiner loyalen Arbeit und habe bei ihm niemals „undemokratische Gedanken" erkennen können.
Dem pflichtet SPD-Fraktionschef Kevin Müller bei. Die Vorwürfe seien seit Langem bekannt und von der Fraktion seinerzeit kritisch beleuchtet worden. Gleichwohl bestehe mit Dorff eine „vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit". Müller: „Wir haben ihn in den letzten Jahren als integren Vertreter der Stadt kennengelernt, der seine fachliche Kompetenz stets zum Wohl der Stadt und allen Bürgerinnen und Bürger einsetzt." Es gebe keinen Grund, an der Person Dorff und seiner Haltung zur Demokratie zu zweifeln.
Er wolle sich nicht an einer „Kampagne" gegen Dorff beteiligen, lässt Linke-Fraktionschef Thomas Schatz wissen. Dass der Hauptamtsleiter in jungen Jahren rechter Aktivist war, sei ihm seit etwa zehn Jahren bekannt. Er habe den damaligen Justiziar persönlich mit den Vorwürfen konfrontiert. Dorff habe die Fakten eingeräumt und versichert, sich von rechtsradikalem Gedankengut gelöst zu haben. „In der Zusammenarbeit mit Rüdiger Dorff habe ich seither keinen Anlass gesehen, daran zu zweifeln."
Auch der Wernigeröder CDU-Stadtverband stellt sich hinter das Parteimitglied. Dorff habe nie ein Geheimnis aus seiner Vergangenheit gemacht und bereits vor Jahren innerhalb des Stadtverbandes erklärt, dass er sich gegen jede Form von Rechtsextremismus wende, sagt der Vorsitzende André Weber. Er schätze Dorff als „wertkonservatives CDU-Mitglied" sowie als „integre und weltoffene Persönlichkeit", schreibt Weber. Für eine „mediale Skandalisierung" gebe es keine Grundlage. „Dies wird dem Menschen Rüdiger Dorff nicht gerecht und beschädigt nicht nur seine Person, sondern auch das Ansehen der Stadt Wernigerode." Die Nachfolge von Andreas Heinrich sollte in einer sachlichen Abwägung geregelt werden.
Von Ende der 1980er- bis Ende der 1990er-Jahre war Rüdiger Dorff zunächst beim BHJ und später beim Nachfolger „Der Freibund" aktiv – zeitweilig als Bundesvorsitzender. Nach Informationen von Miteinander, dem Netzwerk für Demokratie und Weltoffenheit in Sachsen-Anhalt, wurde der BHJ mehrfach in Berichten des Verfassungsschutzes erwähnt, nicht aber „Der Freibund". Seit 2002 arbeitet Rüdiger Dorff in der Wernigeröder Stadtverwaltung. Heute ist er Leiter des Haupt- und Rechtsamtes.