Investition Für 12,5 Millionen Euro bekommt Wernigerode eine neue Grundschule
Jetzt heißt es Daumendrücken, damit beim Bau auch alles glatt läuft. Im Herbst 2022 sollen Wernigerodes Francke-Grundschüler in ihr neues Schulhaus ziehen.
Wernigerode - „Wir freuen uns auf unsere neue Schule“, bringt es Christiane Kresse-Wenzel auf den Punkt. Mit „wir“ meint die Chefin der Francke-Grundschule nicht nur die Lehrer, sondern auch die über 200 Kinder, die die Schule in Hasserode besuchen, und deren Eltern. Lange, wirklich lange, haben sie auf diesen Moment gewartet. Mit dem offiziellen ersten Spatenstich ist am Donnerstagvormittag der Baustart für den Neubau des Schulhauses eingeläutet worden.
Im Herbst 2022 – also in anderthalb Jahren – soll das dreistöckige Gebäude mit zehn Klassenräumen, sechs Fachkabinetten samt Anbau für den Hort bezugsfertig sein. Für die Schüler und Lehrer erfüllt sich damit ein langgehegter Traum. Seit 2014 sei diskutiert, geplant und abgestimmt worden, blickt die Schulleiterin zurück.
„Es ist manchmal schwierig, solche Projekte auf den Weg zu bringen“, schlägt OB Peter Gaffert (parteilos) in die gleiche Kerbe. Dabei habe die Franckeschule wirklich schon sehr lange auf der Agenda der Wernigeröder Stadtverwaltung gestanden.
Das alte Schulgebäude entspricht längst nicht mehr den Anforderungen an einen modernen Schulbetrieb. 1978 als Polytechnische Oberschule erbaut, nagt inzwischen der Zahn der Zeit an dem Schulkomplex vom Typ „Erfurt“. Fenster und Dämmung sind verschlissen. Der Speiseraum ist zu klein. Es mangelt an Barrierefreiheit und an Schallschutz. Auch von außen bietet die Grundschule keinen schönen Anblick. Verwaltung und Stadtrat waren sich einig – hier muss sich etwas tun.
Zweimal mit Förderanträgen gescheitert
Trotzdem ging es über Jahre nicht wirklich voran. „Zweimal sind wir mit unseren Förderanfragen gescheitert, obwohl die Anträge akribisch vorbereitet wurden“, so Gaffert. Die Stadt hatte sich um Geld aus dem Fördertopf des „Stark III“-Programmes bemüht, das an eine energetische Sanierung gebunden war. Vergeblich. Erst als man sich 2019 dazu durchrang, mit der Gebäude- und Wohnungsbaugesellschaft (GWW) eine städtische Tochterfirma ins Boot zu holen – auch um die große Investition als Kommune nicht allein und auf einmal stemmen zu müssen – kam Bewegung in die Sache.
„Denn“, gibt OB Gaffert zu bedenken, „solch eine Investition ist auch eine Frage des Geldes. Eine neue Schule gibt es nicht zum Nulltarif.“ 12,5 Millionen Euro kostet das Bauprojekt. „Manch einer wird sicherlich sagen, das ist teuer. Aber teuer ist Bildung nur, wenn keine da ist“, so der Oberbürgermeister. Deshalb sei jeder Euro gut investiert.
Bis zum Baustart mussten noch etliche Fragen geklärt werden, erinnert GWW-Chef Christian Zeigermann. „Zum Beispiel ob Sanierung oder Neubau. Nach einer Untersuchung waren wir aber überzeugt, dass ein Neubau die einzig richtige und nachhaltigste Variante ist.“
Wohnungen und Kaufhalle auf freiwerdender Fläche
Auch der Verkauf des Grundstücks an die Gebäude- und Wohnungsbaugesellschaft stand zur Debatte. Die GWW als Eigentümer hätte gebaut, die Stadt sich als Nutzer der Grundschule eingemietet. Diese Lösung wurde ebenfalls verworfen. Es sei für alle Beteiligten finanziell vorteilhafter, wenn die Stadt die Schule behält und die GWW mit dem Neubau beauftragt, so die Argumentation. Das Wohnungsbauunternehmen wird den Bau nun mit Hilfe eines Kredites finanzieren. Die Stadt wiederum stottert die Summe über 30 Jahre durch jährliche Zahlungen von etwa einer halben Million Euro ab.
Mit Industriebau Wernigerode habe die GWW einen starken Partner als Generalunternehmer gefunden. „Damit haben wir das Rundum-Sorglos-Paket“, so Zeigermann. „Wir geben alles in eine Hand.“ Das Ziel stehe: „Bis Oktober 2022 soll das Gebäude fertig sein.“ Danach werde das alte Schulgebäude abgerissen. Die Sport- und Freiflächen sollen bis August 2023 fertig gestellt werden.
Auf dem freiwerdenden Grundstück, so ist es vorgesehen, sollen unter Federführung der GWW Wohnungen für Familien entstehen, „die sonst kaum Wohnraum in Wernigerode finden“, so Zeigermann. Zudem gebe es Überlegungen, dort noch einen kleinen Einkaufsmarkt zu errichten – sicherlich sehr zur Freude vieler Anwohner, die sich seit der Schließung der Trift-Kaufhalle für eine Einkaufsmöglichkeit im obereren Hasserode stark machen.
Überschattet wurde der offizielle Spatenstich von einer traurigen Nachricht. Peter Schmidt, langjähriger Geschäftsführer und Mitbegründer von Industriebau Wernigerode, ist vor wenigen Tagen ganz plötzlich verstorben. „Er war Hasseröder und Wernigeröder mit Leib und Seele“, so Peter Gaffert. „Und er sollte heute eigentlich dabei sein.“ Das Projekt werde in seinem Sinne fortgeführt, versichert Christian Zeigermann. „Ich denke, er schaut uns von oben zu.“