Umfrage Geld für Kulturkirche spaltet Wernigerode
Kann sich Wernigerode die Kulturkirche leisten? Das wollte die Harzer Volksstimme von ihren Lesern wissen.
Wernigerode l Am Projekt „Kulturkirche“ scheiden sich die Geister. Dabei stellen die Kritiker nicht etwa die Sinnhaftigkeit des Vorhabens der Kulturstiftung Wernigerode. Vielmehr sind sie skeptisch, ob es sich die Stadt leisten kann, in den nächsten drei Jahren eine Million Euro für den Umbau der Liebfrauenkirche in einen Veranstaltungsaal zuzuschießen. Wie sehr die Geldfrage die Wernigeröder spaltet, zeigen auch die Ergebnisse unserer beiden nicht repräsentativen Umfragen. „Kann sich Wernigerode die Kulturkirche leisten?“, wollten wir von Ihnen, liebe Leser, wissen.
Unter den 637 TED-Anrufern stimmten 71 Prozent für das Projekt und nur 29 dagegen. Die Online-Umfrage, die parallel dazu lief, ergibt ein spiegelverkehrtes Bild: 775 Stimmen wurden im Netz abgegeben. Nur reichlich 19 Prozent der Nutzer meinten, Wernigerode könne sich die Kulturkirche leisten. Fast 81 Prozent votierten dagegen für „Nein, die Stadt hat andere Baustellen“.
Am Lesertelefon sprachen sich die Anrufer ausnahmslos für das Projekt aus. „1000 Mal ja“, sagt Susanne Mews. Es wäre ein „absoluter Gewinn“, wenn das Kammerorchester und andere Ensembles dort auftreten und proben könnten.
Susanne Ristau: „Wir brauchen unbedingt einen Ort, der Kultur und Kirche verbindet.“ Es wäre schön, wenn möglichst viele Leute daran Anteil nehmen, so die Leiterin des Wernigeröder Frauenchores. Ihr Ensemble habe bereits für drei Steinde der Liebfrauenkirche gespendet. Die Investition in die Kulturkirche sei „auf jeden Fall besser“ als in die Skipiste in Schierke, sagt Monika Richter. Wie auch Susanne Mews findet sie wichtig, dass die Liebfrauenkirche erhalten wird.
Günter Friese verfolgt die Diskussion um die Kulturkirche mit Interesse, weil seine Enkelin schon Auftritte in der Liebfrauenkirche hatte. „Tolles Haus, tolle Akustik“, so der Ilsenburger. Die Stadt sollte die Chance nutzen, das Gebäude zu sanieren - zumal vier Millionen Euro Fördergeld in Aussicht stehen. Der städtische Zuschuss von einer Million sei zwar „viel Geld“, aber Wernigerode würde als Stadt der Chöre von dem Projekt profitieren.
Ronny Kirlum betont auf der Facebook-Seite der Harzer Volksstimme die Vorteile, die die Liebfrauenkirche als Konzertsaal biete. Sitzplätze wären ansteigend angeordnet, „damit jeder Zuschauer eine optimale Sicht hat und dazu eine noch bessere Akustik. Das Catering ist nicht mehr im Saal und kann somit bei Konzerten durch Kühlschrankgeräusche nicht mehr stören“, so Kirlum. Zudem sei die Stätte nicht nur für die „Elite in Wernigerode“ gedacht, „nein, sie ist für alle Bürger. Und wann hat man die Möglichkeit, für eine Million gleich vier Millionen Euro Förderung zu bekommen?“
Peter Ask fragt sich dagegen, wo die Million Euro herkommen soll. „Weitere Einsparungen, wo? Steuererhöhungen, welche? Eine Frage, die ohnehin unbeantwortet ist, in Bezug zu dem zu erwartenden Defizit“, so Ask auf Facebook. „Ich wäre sofort für die Kulturkirche, wenn nicht andere Dinge vernachlässigt werden“, äußert sich Diana Nehring im sozialen Netzwerk. Wernigerode solle lieber in „Wichtigeres wie Schulen und Kindergärten“ investieren.
Übrigens: Die Diskussion über den Millionenzuschuss wird in den kommenden Wochen in den Fachausschüssen fortgesetzt. Rainer Schulze von der Kulturstiftung lädt für Mittwoch, 11. April, um 19 Uhr zu einer Infoveranstaltung in die Remise ein.