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Motorradtour Genuss statt Tempo - auf Nebenstrecken durch den Harz

Was ein leidenschaftlicher Biker an einer Runde von Thale nach Hasselfelde und zurück schätzt und welche Tipps er für potenzielle Nachahmer hat

Von Erwin Klein 13.07.2024, 14:30
Blauer Himmel mit ein paar Wolken und eine kurvige Landstraße – mehr braucht es nicht zum Biker-Glück.
Blauer Himmel mit ein paar Wolken und eine kurvige Landstraße – mehr braucht es nicht zum Biker-Glück. Foto: Erwin Klein

Über die Motorrad-Fahrer im Harz wird gern geschimpft: Zu schnell, zu laut, zu riskant unterwegs. Und zu viele seien es auch.

Aber es geht auch anders: Auf Nebenstraßen mit wenig Verkehr und ampelfrei entspannt durch die Natur rollen – das geht fast nirgendwo so gut wie im Harz. Man muss nur wissen, wo man abbiegt.Deswegen hier aus Biker-Sicht eine gemütliche Feierabendrunde mit Start in Thale. Es ist schließlich Sommer, die Abende sind lang, das Wetter passt – wenn nicht jetzt, wann dann?

In Thale nehmen wir nicht die übliche Straße nach Friedrichsbrunn, sondern halten uns weiter rechts Richtung Treseburg. Eine Nebenstrecke im besten Sinne: schmal, kurvig, kaum Verkehr. Es geht zügig nach oben, die Straße schraubt sich in schönen Serpentinen ein paar Kilometer hinauf. Die Kurven sind meist eng und unübersichtlich, man muss auf Entgegenkommende aufpassen, aber wir sind ja nicht zum Rasen hier.

Traumstrecke Treseburg - Allrode

Treseburg liegt malerisch im Bodetal, eigentlich ein perfekter Ort für einen kurzen Stopp, aber es geht ja gerade erst los, also weiter.Wir bleiben auf der Straße Richtung Allrode – und jetzt folgt eine Biker-Traumstrecke: abwechslungsreich, eine schöne Tal-Landschaft, kurvig, aber nicht zu sehr, man kann beschleunigen und sich dann wieder in Seitenlage fallen lassen. Genau dafür muss Motorradfahren einst erfunden worden sein, das ist genau das Gefühl, das die meisten Motorradfahrer suchen, wenn sie im Harz unterwegs sind – abgesehen von den Tempo-Süchtigen, die einfach nur schnell sein wollen. Und genau dieses Gefühl finden die wenigsten, wenn sie im Pulk und auf Straßen, auf denen alle fahren, unterwegs sind.

In Allrode kurzes Orientieren, dann geht es entspannt weiter Richtung Stiege. Ein wirklich schöner Ort im Oberharz: Schloss, zwei Teiche, die Stabkirche – aber dafür ist keine Zeit, das nehmen wir nur im Durchfahren mit. Rechts ab geht es nach Illfeld, auch hier wieder eine Nebenstrecke, die sich durch den weitgehend baumlosen Hochharz windet.

In Stiege geht es auf der Nebenstrecke weiter Richtung Illfeld.
In Stiege geht es auf der Nebenstrecke weiter Richtung Illfeld.
Foto: Erwin Klein

Doch dann treffen wir auf die Bundesstraße 81. Die zieht sich von Thüringen aus durch den gesamten Harz und ist auf dem Teilstück bis Hasselfelde einer der Motorrad-Unfallschwerpunkte.

Viele Warnhinweise

Das merkt man sofort, wenn man nach rechts abbiegt: Rüttelstreifen, Leitplanken, die bis auf den Erdboden reichen, reichlich Warnhinweise. Aber eben auch eine einladend breite Piste, die zum Beschleunigen förmlich auffordert. Und wenn man nicht gerade Samstagnachmittags unterwegs ist und ständig auf Mitglieder der Highspeed-Fraktion gefasst sein muss, macht es Spaß, zwischendurch ein paar PS mehr auf die Straße zu bringen.

Durch Hasselfelde rollen wir gemächlich durch und warten auf eine Abzweigung der speziellen Art: Pullman-City, die Westernstadt. Hier sind Biker ausdrücklich erwünscht; Cowboys und Motorrad-Fahrer, das passt ja auch gefühlsmäßig. Beide irgendwie wild und verwegen, in freier Natur und nur nach der eigenen Nase unterwegs.

Ein Platz für Biker

Ein Herz für Biker: Pullman-City und Motorradfahrer – das passt.
Ein Herz für Biker: Pullman-City und Motorradfahrer – das passt.
Foto: Erwin Klein

Na ja, die Biker-Realität ist ein bisschen anders: Die meisten sind inzwischen ältere Herren, die auf ihren Maschinen dem Duft von Freiheit und Abenteuer nachspüren und es dann am Ende des Tages doch ganz gern ein bisschen komfortabel haben.

Auf jeden Fall gibt in der Westernstadt einen extra Parkplatz mit einem hölzernen Bike, auf dem gern Kinder rumturnen. Dazu ein Saloon mit Gelegenheit zum Relaxen und Fachgespräche-Führen mit anderen Motorrad-Kollegen.

Dann geht’s weiter Richtung Norden – vorbei an der Rappbode-Abzweigung, um später rechts nach Wienrode und Timmenrode abzubiegen. Endlich wieder Nebenstraßen, und weil wir schon dabei sind, nehmen wir den Zusatzschlenker über Börnecke, Westerhausen und Warnstedt noch mit. Ein bisschen an der Teufelsmauer entlang cruisen und dann zurück zum Ausgangspunkt.

Alles in allem: Gut 70 Kilometer entspannte Freude in frischer Luft – was will man mehr?