Blaulicht Großeinsatz wegen Chlorgasexplosion im Waldbad Elend
Alarm im Waldbad Elend: Eine Chlorgasexplosion hat am Dienstag für Aufregung im Oberharz-Ortsteil gesorgt. Ein Großaufgebot von Feuerwehrleuten und ABC-Spezialisten war im Einsatz.
Elend - Die Einsatzwagen reihen sich entlang der Straße Am Waldbad auf. Am Tor zum Freibad und dahinter eilen Feuerwehrleute hin und her. Sie haben alle Hände voll zu tun: Im Technikgebäude des Elender Waldbades hat es eine Explosion gegeben. Laut Leitstelle Harz ging um 12.37 Uhr ein Notruf ein: Bei einem Unfall sei ein Gefahrenstoff ausgetreten.
Dabei handelte es sich um Chlorgas, berichtet Lucian Straube von der Firma Montagebau Straube aus Limbach-Oberfrohna bei Chemnitz. Er war vor Ort, um die Chlordosierungsanlage des Waldbads in Betrieb zu nehmen, so Straube. Nach der Mittagspause kehrte er zurück ins Technikgebäude auf dem Freibadgelände. Dort sei plötzlich ein 250-Liter-Behälter, ungefähr so groß wie ein Regenwasserfass, mit Chlorgranulat mit einem lauten Knall explodiert. „Ich habe die Luft angehalten und bin gleich raus“, sagt der Sachse – Chlorgas ist hochgiftig und kann tödlich wirken.
Als erste waren die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Elend vor Ort. Die Kameraden sicherten den Unfallort ab und forderten Verstärkung an, berichtet der stellvertretende Ortswehrleiter Attila Projahn. „Mit unserem Apparat allein konnten wir nichts ausrichten.“ Weil gefährliche Stoffe im Spiel waren, wurde Großalarm ausgelöst, so Stadtwehrleiter Dirk Rieche, der den Einsatz leitete. Vor Ort waren 88 Einsatzkräfte mehrerer Feuerwehren aus dem Oberharzer Stadtgebiet sowie des Fachdienstes ABC des Harzkreises mit den Abteilungen für Gefahrenabwehr, Dekontamination und Logistik.
Sicher im Schutzanzug
In Chemikalien-Schutzanzügen und unter Atemschutz gingen die Einsatzkräfte am Ort der Explosion zu Werk, unterstützt von den Kameraden, die in sicherer Entfernung für den nötigen technischen Rückhalt sorgten.
Zunächst wurde mit einem Wasserschild die ausgetretene Chlorgaswolke niedergehalten, erklärte Rieche. Das Gas, das leichter als Luft ist, würde sich sonst ausbreiten. Entstehen konnte es, weil das Chlorgranulat aus der Dosierungsanlage mit Luft, Wasser und im Kontakt mit technischen Geräten wie Akkus reagiert. Daher musste der Stoff, der vermutlich die Explosion ausgelöst hat, aus dem Gebäude entfernt und entsorgt werden.
Damit sollte die Gefahrenquelle beseitigt sein, dennoch kam es zu weiteren Explosionen. Eine erneute Erkundung und die Analyse von Materialproben aus dem Gebäude ergab jedoch, dass keine Gefahr mehr drohte. Die Ursache für die Havarie sei zwar noch nicht abschließend geklärt, so Rieche. „Wir gehen aber von einem technischen Defekt aus.“ Die erst drei Jahre alte Chlordosierungsanlage sei völlig zerstört. Neben dem Unternehmen, das die Anlage installiert und gewartet habe, sei am Abend auch ein Vertreter der Herstellerfirma vor Ort eingetroffen.
Niemand verletzt
Was die Havarie für das Waldbad bedeutet, ist derweil noch offen. „Das Wichtigste ist, dass niemand zu Schaden gekommen ist“, sagt Ralf Gläsing, Vorsitzender des Waldbadvereins Elend. Die Mitglieder betreiben das Freibad in Eigenregie. Gerade haben sie rund 150.000 Euro in eine neue Anlage zur Wasseraufbereitung investiert, die sich ebenfalls in dem Gebäude befand. Der Großteil der Kosten wurde mit Leader-Fördergeld finanziert.
Die technischen Voraussetzungen für die Badesaison waren damit geschaffen. Nun sollte noch das Gelände abschließend hergerichtet werden. „Wir waren so gut wie fertig“, sagt Ralf Gläsing. Nun sei die Frage, ob der Zeitplan gehalten werden kann. Am Freitag, 25. Juni, sollte das Waldbad für Besucher seine Türen öffnen, für Sonnabend, 26. Juni, ist die traditionelle Irische Nacht geplant. „Das wirft uns natürlich zurück“, so Gläsing.
Derweil absolvierten Kameraden aus Elbingerode und Hasselfelde einen weiteren Einsatz: Ein Radfahrer hatte sich gegen 15.04 Uhr auf dem Weg an der Talsperre Mandelholz den Oberarm gebrochen. Mit dem Schlauchboot brachten die Feuerwehrleute Notarzt und Rettungssanitäter über die Talsperre zu dem Verletzten auf der straßenfernen Seeseite. Nach der Erstversorgung am Unfallort wurde der Mann der Leitstelle zufolge per Boot über den See gebracht.