Wandern Heimspiel für Brocken-Benno
Den Tag der deutschen Einheit feiert der Harzklub traditionell auf dem Brocken. Rekord-Wanderer Benno Schmidt schaffte den 8000. Aufstieg.
Wernigerode l Es war die Lüge des Tages – ebenso charmant wie offensichtlich. „Entschuldigt, wenn wir das Programm durcheinander bringen. Ich kann nichts dafür“, sagte Benno Schmidt. Dafür erntete der Rekord-Wanderer Lacher aus dem Publikum – denn bei der traditionellen Harzklub-Feier zum Tag der deutschen Einheit drehte sich alles um Brocken-Benno, wie der Wernigeröder weithin genannt wird.
Der 84-Jährige hat am Montagmorgen seinen 8000. Aufstieg auf den Brocken absolviert – als Führer einer 150-köpfigen Wandergruppe. „So viele standen zumindest auf der Liste“, sagte Benno Schmidt. „Aber es könnten einige nachgekommen sein.“ In Regenumhängen trotzten der Wernigeröder und seine Wegggefährten, die in Schierke aufgebrochen waren, teils strömendem Regen, Wind und ungemütlichen Temperaturen um die fünf Grad.
Als Benno Schmidt um kurz vor 11 Uhr den Goethe-Saal im Brockenhotel betrat, wurde er mit begeistertem Applaus empfangen. Zuvor hatte er sich im Andenkenladen im Erdgeschoss seinen 8000. Stempel abgeholt und ein Souvenir in Empfang genommen – eine Wurzel, verziert mit Kerze in Tannenform und dem Hinweis auf den 8000. Aufstieg. „Ich bin stolz, dass ich es geschafft habe“, sagte Schmidt beim Festakt. Die Faszination für den Gipfel sei ungebrochen. „Der Brocken ist der deutscheste aller deutschen Berge und zieht wie ein Magnet.“ Dort begegneten sich Ost und West immer wieder. Das sei das Verdienst seiner Mitstreiter: „Ohne Harzklub geht gar nichts.“
Oliver Junk, Goslarer Oberbürgermeister (CDU) und Harzklub-Präsident, revanchierte sich mit einem Kompliment. „Brocken-Benno ist ein großartiger Botschafter für den Harz.“ Junk würdigte die Bedeutung des Harzklubs für die deutsche Einheit. „Der Harzklub hat in Ost und West Wege aufgebaut“, sagte er. Das Zusammenwachsen der Region hätte ohne die Organisation mit ihren inzwischen rund 13 000 Mitgliedern und 90 Zweigvereinen nicht so reibungslos funktioniert.
Die Wendezeit im Harz ließ Uwe Heuck, von 1990 bis 1994 Landrat in Wernigerode, Revue passieren. „Wir sind gekommen, um Hindernisse beiseite zu räumen“, sagte er. An den verstorbenen Brockenwirt Hans Steinhoff erinnerte Michael Ermrich, Ehrenpräsident des Harzklubs und Heucks Amtsnachfolger. „Er war ein Harzer, ein Urgestein, ein Schierker, der seine Heimat liebte und sich für sie engagierte“, so Ermrich. Der Familie – Brockenwirtin Ursula Steinhoff sowie Sohn Daniel Steinhoff und Tochter Christiane Hopstock – wünschte er viel Kraft und Erfolg.
Für ein besonderes Schmankerl hatte wiederum Benno Schmidt gesorgt. Als Überraschungs-Stargast hatte er Wolfgang Lippert mitgebracht. Der Entertainer sang mit Brocken-Benno seinen 33 Jahre alten Hit „Erna kommt“.