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Hochwasserschäden Von Ruhe auf Wernigerodes Insel keine Spur

Der Ärger auf der Insel in Wernigerode hält an. Die Hasseröder haben kein Verständnis, dass ihre Straße grundhaft ausgebaut wird.

Von Regina Urbat 29.06.2018, 01:01

Wernigerode l Während die Bauarbeiten auf der Insel planmäßig vorankommen, sitzt der Ärger bei den Anwohnern so richtig tief, sie „treten auf der Stelle“. Die Reparatur der Hochwasserschäden an der Stützmauer der Holtemme und auf der Anwohnerstraße hat das „Inselvolk in Aufruhr“ und „auf die Palme“ gebracht, titelte im März die Volksstimme. „So ist es bis heute geblieben“, sagt Kai-Uwe Scheffler. Der Musiker, dessen Mutter in der Straße Insel ein kleines Haus bewohnt, ließ in der jüngsten Stadtratssitzung im Wernigeröder Rathaus seinem Frust freien Lauf.

Er könne nicht verstehen, warum die Schäden, die das Hochwasser im Juli 2017 angerichtet haben, nicht einfach nur repariert, sondern die Straße nun grundhaft saniert wird. „Die umfangreichen Erläuterungen der Verantwortlichen auf der Einwohnerversammlung dazu haben mich nicht überzeugt“, sagt Scheffler. Er gehe wie andere Anwohner davon aus, dass die Straße samt der Regenwasserableitungen Bestandsschutz hätten. „Aber nein, nun soll alles erneuert und die Grundstückseigentümer an den Kosten beteiligt werden.“ Dass das so manch ein Hausbesitzer finanziell nicht stemmen könne, „weil der Großteil Rentner sind, interessiert ja keinen“, hadert der Wernigeröder, der sich vor allem bei der Regenwasserentsorgung unter Druck gesetzt fühle. „Unser altes Rohr soll plötzlich nicht mehr reichen?“

Scheffler sprach zudem davon, dass es an der Zeit sei, die Straßenausbaubeitragssatzung abzuschaffen, um die Eigentümer an den immer teurer werdenden Ausbauten nicht mehr zu beteiligen. In anderen Bundesländern gebe es bereits solche Beispiele.

In der Ratssitzung antwortete Baudezernent Burkhard Rudo nur kurz. Unter anderem sagte er, dass es sich um ein komplexes Thema handele und es sicher nicht erfreulich sei, wenn Gebühren bezahlt werden müssten. Er unterstrich, dass die Hochwasserschäden nun weitere finanzielle Auswirkungen haben wie zum Beispiel durch die Zerstörung der Abwasserleitung. Und: Die Stadtverwaltung komme laut des Kommunalabgabengesetztes nicht umhin, die Bürger an den Kosten für Regenentwässerung, Straßenbau und Beleuchtung zu beteiligen. Aber, so Rudo weiter, „eine abschließende Klärung steht noch aus“.

Soll heißen, es ist noch offen, wie teuer der Ausbau der Straße samt Einbau neuer Versorgungsleitungen und Regenentwässerung ist und wie sich die Kosten letztendlich aufteilen. Konkret geht es um den zweiten Bauabschnitt, der dem jetzigen folgen muss, um die Hochwasserschäden tatsächlich zu beheben. Das bestätigte gegenüber der Volksstimme Burkhard Hennig. Er ist Leiter des Landesbetriebes für Hochwasserschutz (LHW). Der Betrieb mit Sitz in Magdeburg ist Träger des Bauprojektes und in erster Linie für die Sanierung der Stützmauern entlang des Holtemmebaches verantwortlich. Mit im Boot, wie er sagt, sind als Partner die Wernigeröder Stadtverwaltung (Straße), die Stadtwerke und der WAHB (Versorgungsleitungen).

Bei der Sanierung der Stützmauer muss unwillkürlich in den Straßenkörper eingegriffen werden, beispielsweise beim Setzen von sogenannten Ankern. Dabei können Versorgungsleitungen stören und müssen umverlegt werden. Außerdem klaffte nach dem Einsturz der Mauer im Juli 2017 im Straßenkörper ein tiefes Loch, ein Wohnhaus drohte abzurutschen und Versorgungsleitungen wie der Abwasserkanal gingen zu Bruch. „All das erforderte damals schnelles Handeln“, erinnert Burkhard Hennig. Eine schnelle unbürokratische Vergabe der Arbeiten für die ersten 50 Meter im Kostenumfang von rund 800.000 Euro sei möglich gewesen. Nun, im zweiten Abschnitt, muss eine Ausschreibung nach Vergaberecht erfolgen. Eine Beratung dazu soll im August stattfinden.

Mit Blick auf den Ärger der Anwohner zur Kostenbeteiligung sagt der LHW-Chef Hennig: „Die Entscheidungshoheit liegt bei der Stadt.“