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Geschichte und Imkerei Honigbienen (fast) zum Anfassen

Ein Projekt zum Thema Wild- und Honigbienen wird in Darlingerode vorbereitet. Der Heimatverein des Ortes und der Imkerverein aus Wernigerode arbeiten eng zusammen.

Von Jörg Niemann 19.05.2021, 21:30
Werner Förster, der Vorsitzende des Darlingeröder Heimatvereins, vor einer in einem Baum untergebrachten Beute, die aber zurzeit noch nicht besetzt ist.
Werner Förster, der Vorsitzende des Darlingeröder Heimatvereins, vor einer in einem Baum untergebrachten Beute, die aber zurzeit noch nicht besetzt ist. Foto: Jörg Niemann

Darlingerode - Schon das zweite Jahr in Folge herrscht eine weitgehend gespenstische Stille auf dem Gelände des Darlingeröder Heimatvereins. Die Pandemie hat das Vereinsleben zum Erliegen gebracht, die Heimatstube ist geschlossen. Doch in einer der hinteren Ecken des Geländes dominiert eifrige Geschäftigkeit. Dafür sind allerdings nicht die Menschen, sondern zwei Bienenvölker verantwortlich, die dort zu Testzwecken stehen.

„Wir haben zwar noch mehr Völker, doch die stehen zurzeit bei den Imkern zu Hause, denn hier werden sie noch nicht gebraucht“, sagt Werner Förster, der Vorsitzende des Darlingeröder Heimatvereins und zugleich CDU-Ortsbürgermeister und leidenschaftlicher Imker.

Weitere Bienenvölker sollen folgen

Die beiden Bienenvölker haben eine Art Vorreiterrolle. Sie stehen dort, wo später einmal weitaus mehr Völker in unterschiedlichsten Behausungen, den sogenannten Beuten, zu sehen sein sollen. Der Heimatverein und der Imkerverein Wernigerode, der lange Zeit vom Darlingeröder Wilfried Götze geleitet wurde, planen nämlich, allen Interessenten das Thema Imkerei und Honig näher zu bringen. Dazu sind schon seit Monaten vielfältige Initiativen in die Wege geleitet worden, die ihrer Vollendung entgegensehen. „Das gesamte Projekt könnte schon lange seine Arbeit aufgenommen haben, aber die Pandemie hat uns zurückgeworfen“, sagt Werner Förster und erläutert die Vorhaben, die in Zukunft auf dem Vereinsgelände hinter dem Heimatmuseum im Darlingeröder Winkel umgesetzt werden sollen. „Wir wollen gemeinsam mit den Imkern einen Lehr- und Versuchsbienenstandort auf unserem Vereinsgelände errichten. Das bietet sich an, da wir als Heimatverein ein relativ großes Grundstück mit Obstbäumen und Wiese zur Verfügung haben, das durchaus mehr genutzt werden kann“, sagt Förster. Die Imker kümmern sich wiederum um die Bienenvölker und die fachliche Beratung der Besucher.

Als positiver Nebeneffekt ist es auch möglich, dass die Imker für ihre zentralen oder dezentralen Weiterbildungen sowie Züchterlehrgänge den Versammlungsraum des Heimatvereins nutzen können. „Durch die Zusammenarbeit ergeben sich viele Möglichkeiten für beide Vereine. Und wer Glück hat und bei seinem Besuch auch noch auf ein geöffnetes vereinseigenes Backhaus trifft, der kann sich sogar einen Bienenstich abholen – allerdings einen frisch gebackenen“, sagt Werner Förster augenzwinkernd. Denn dass jemand von den fliegenden Schaubienen gestochen werde, sei ziemlich unwahrscheinlich. Zum einen sollen nur ruhige Völker den Besuchern präsentiert werden und zum anderen gibt es von den Fachleuten Hinweise und Verhaltensregeln.

Bedeutung für die Nahrung

Das Informationsprojekt der beiden Vereine soll über Wild- und Honigbienen informieren, die Bedeutung von Insekten in der Natur darlegen und auch den Naturschutzgedanken pflegen. Vor allem Kindern soll erklärt werden, wie wichtig Insekten- allen voran die Bienen – bei der Nahrungsproduktion für die Menschen sind.

Daneben werden den Interessierten auch die imkerspezifischen Werkzeuge gezeigt, so die Schutzkleidung, aber auch Honigschleuder und nicht zuletzt die vielfältigen Arten von Beuten. Eine dieser Schaubeuten ist so konstruiert, dass sie eine Glaswand besitzt so dass das Treiben in einer Beute einschließlich die Präsentation einer Königin beoachtet werden kann.

Schüler sollen Bienen pflegen

Ein ganz spezielles Vorhaben haben die Heimatfreunde und die Imker schon vor mehr als einem Jahr angeschoben und es sollte eigentlich schon Anfang 2020 starten. „Eine Klasse der Marianne-Buggenhagen-Schule aus Darlingerode hat sogar schon ein eigenes Bienenvolk, doch die Pandemie und die für die Förderschulen ganz besonders strengen Hygieneregeln haben bis heute verhindert, dass wir mit den Kindern an unserem Projekt arbeiten konnten. Sobald es aber möglich ist, wollen wir endlich starten und mit unserer Arbeit den Biologieunterricht an der Schule erweitern“, sagt Werner Förster.

Bei allem Engagement und aller Ideen hat der Darlingeröder Heimatverein aber auch mit einem finanziellen Problem zu kämpfen. „Die lange Zeit des Stillstands hat sich auch in unserer Vereinskasse niedergeschlagen. So schön die Perspektiven bei eigenem Immobilienbesitz für einen Verein auch ist, so problematisch wird dies, wenn laufende Kosten anfallen, aber keine Einnahmen erzielt werden können. Deshalb werden einige Investitionen im Zusammenhang mit dem Bienenprojekt wohl auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden müssen“, sagt Förster.

Zurzeit summen nur zwei Bienenvölker auf dem Vereinsgelände - die restlichen Beuten befinden sich bei den Imkern daheim.
Zurzeit summen nur zwei Bienenvölker auf dem Vereinsgelände - die restlichen Beuten befinden sich bei den Imkern daheim.
Foto: Jörg Niemann