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Naturschutz Ist der Wolf Fluch oder Segen?

Der Wolf ist zurück im Harz. Der Vorsitzende der Jägerschaft Wernigerode weiß um die Befindlichkeiten.

Von Regina Urbat 08.02.2019, 00:01

Wernigerode l Ein Wolf streift in den Wäldern um Wernigerode herum und spaltet unter den Volksstimme-Lesern die Gemüter. „Damit war zu rechnen, dass sich Freund und Feind des Raubtieres gleich zu Wort melden“, sagt Frank Lüddecke. Er leitet als Vorsitzender die Jägerschaft im Altkreis Wernigerode und kennt all die Argumentationen für und wider des unter strengem Schutz gestellten Wolfes. Ebenso die Ängste, die in der Natur des Menschen begründet sind.
Als Leiter des Wernigeröder Wildparks im Christianental sei er erst kürzlich von einer Besucherin gefragt worden, ob im angrenzenden Wald der Wolf sei. „Ich schaute verdutzt und fragte warum?“ Die Frau habe ihm dann klipp und klar geantwortet, dass sie mit ihren Kindern niemals dort wandern würde, wo ein Wolf sein Unwesen treibt. „Für mich eine Aussage, die man nicht unterschätzen sollte“, sagt Lüddecke. Bei aller Wolfs-Euphorie, „für den Tourismus im Harz lässt sich sicher mit anderen Tieren besser werben“.
Prinzipiell, fügt Lüddecke hinzu, akzeptiere die Jägerschaft den Wolf. Es gebe aber auch eine gewisse Unsicherheit. Vor allem nach der aufgeheizten Debatte in den Medien, als in der zweiten Januarhälfte ein holländischer Jagdgast im Raum Potsdam einen Wolf erschossen hat. Deshalb hat Frank Lüddecke seinen Jägern eindringlich geraten: „Waffe runter, wenn der Wolf kommt.“
Den Wolf also in Ruhe zu lassen, sei das eine. Andererseits verlangen die Jäger eine „vernünftige, wissenschaftlich fundierte Lösung für die Zukunft“, betont der Vorsitzende. Entscheidungsträger aus Politik und Naturschutz müssten endlich an einen Tisch. Was bislang diskutiert werde, sei einfach unbefriedigend. „In anderen Ländern wie in Skandinavien wird es vorgemacht“, sagt Frank Lüddecke. Dort gibt es klare Regelungen im Umgang mit dem Wolf.
Was den Wernigeröder persönlich sehr ärgert, sei der enorme finanzielle Aufwand, den das Land für das Raubtier betreibt. „Wir leisten uns ein Wolfskompetenzzentrum und Wolfsmobil“, hadert Lüddecke. Aus seiner Sicht ein völlig unausgeglichenes Verhältnis zum „Aufwand“ für die „nutzbringenden Bienen“.