Liebfrauenkirche Klang als Hauptargument für Kulturkirche
Anfang Mai entscheiden Wernigerodes Stadträte über den Zuschuss zur Kulturkirche. Rainer Schulze wirbt für das Millionen-Projekt.
Wernigerode l Im Streit um die Finanzierung der Kulturkirche geht Rainer Schulze in die Offensive. Zu einem Infoabend in der Liebfrauenkirche, die die Kulturstiftung um den SPD-Stadtrat zum Konzertsaal für 550 Zuhörer umbauen möchte, kamen mehr als 100 Wernigeröder – die meisten von ihnen Befürworter des Fünf-Millionen-Euro-Projektes.
Um die Zustimmung für den städtischen Zuschuss von einer Million Euro warb Schulze vor allem mit der überregionalen Strahlkraft des Konzerthauses, die er verspricht. „Wir sind überzeugt, so viele Gäste auch aus anderen Städten anzuziehen, dass sich das Haus ohne Zuschüsse trägt.“ Im Umkreis von 100 Kilometern gebe es keinen ähnlichen Saal.
Zum Vergleich: Das Harzer Kultur- und Kongresszentrum verfügt über mehr als 600 Zuschauerplätze, gilt wegen seiner Akustik aber als ungeeignet für Konzerte mit großem Orchester. Der Fürstliche Marstall bietet bei Konzerten laut Datenblatt des Betreibers, der Wernigerode Tourismus GmbH, Platz für bis zu 437 Besucher.
Schulzes Hauptargument: „Die Akustik in der Liebfrauenkirche ist ein echter Schatz.“ Der Klang im barocken Gemäuer sei so klar wie in der Bachkirche in Arnstadt und der Jesus-Christus-Kirche in Berlin, die etwa die Berliner Philharmoniker für Tonaufnahmen nutzen.
Die Klangqualität im Saal ohne Stützpfeiler solle beim Umbau nicht beeinträchtigt werden.Vor der Sauer-Orgel ist eine Bühne mit Platz für ein Orchester eingeplant. Gegenüber, auf der Seite zur Burgstraße, sollen sich nach den Plänen der Villa Lila Architektengesellschaft die Zuschauerränge erstrecken. Eine Tribüne steigt bis zur ersten Empore der Kirche an, ein zweiter Rang folgt auf dieser.
Dazu soll das Gebäude gedämmt werden, um Lärmschutz für die Anwohner zu gewährleisten. Ausreichend Parkplätze für Konzertbesucher seien vorhanden. „An der Marktstraße gibt es eine Stellfläche, deren Besitzer über eine Aufstockung nachdenkt“, berichtete Rainer Schulze.
Auch von außen würde sich das Erscheinungsbild des Gotteshauses ändern: An der Burgstraße sollen in einem unterkellerten Anbau Foyer, Toiletten und Haustechnik untergebracht werden. „Alles soll sich an die denkmalgeschützte Kirche anpassen“, erläuterte Schulze.
Ob für Umbau samt Sanierung der Liebfrauenkirche fünf Millionen Euro reichen? „Dazu müssten wir in die Kristallkugel schauen können“, sagt Sven Bieler. Der Ingenieur und Planer betont, die Kosten wurden über vergleichbare Objekte errechnet – wie den Bach-Saal in Köthen oder die Konzertkirche in Neubrandenburg. So bleibt die Finanzierung die größte Sorge vieler Stadträte vor ihrem Votum am 3. Mai.