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Brandeinsatz Löschen mit viel Fingerspitzengefühl

Feueralarm am Samstagmorgen im Ilsenburger Goetheweg. Der Schwelbrand unter dem Dach eines Wohnhauses konnte schnell gelöscht werden.

Von Jörg Niemann 08.02.2021, 00:01

Ilsenburg l Sonnabend, 5.41 Uhr. Vielfältiger Alarm sorgt bei den Ortsfeuerwehren von Ilsenburg, Darlingerode und Drübeck dafür, dass die Nacht vorbei und an ein Ausschlafen nicht zu denken war. „Wir haben die Alarmierung zu einem Mittelbrand in den Goetheweg erhalten“, sagte Ilsenburgs Ortswehrleiter Fabian Gaede, der wahrscheinlich der einzige Feuerwehrkamerad war, der zur Alarmierungszeit nicht geschlafen hat - er kam gerade aus der Nachtschicht.

Der Start der Ilsenburger Feuerwehr lief allerdings nicht ganz so planmäßig wie üblich: „Während alle anderen Fahrzeuge sofort ausrückten, sprang der Motor der Drehleiter nicht an“, berichtete Fabian Gaede nach dem Einsatz. Wie sich herausstellte, hatte sich beim Startvorgang eine Sicherung verabschiedet. Mit Hilfe des Ilsenburger Bauhofes konnte das Fahrzeug relativ schnell repariert werden, doch um vor Ort für alle möglichen Szenarien gewappnet zu sein, löste die Harzer Leitstelle den Einsatz- alarm für die Drehleiter der niedersächsischen Partnerstadt Bad Harzburg aus. Noch während der Löscharbeiten war die Ilsenburger Leiter wieder einsatzfähig und wurde zum Einsatzort beordert.

Unglücklich für beide Leiterfahrzeuge und deren Besatzungen war, das sie eigentlich gar nicht gebraucht worden wären. „Aber das kann einfach keiner wissen, wenn nach der Erstinformation von einem Dachstuhlbrand ausgegangen werden muss. Da wird im Regelfall immer eine Drehleiter benötigt. Es konnte ja beim Ausrücken noch keiner wissen, dass es sich beim Brandobjekt um einen Flachbau handelte“, sagte Fabian Gaede.

Als die ersten Löschtrupps vor Ort ankamen, wurde zunächst erst einmal festgestellt, dass es unter dem flachen Dach eine starke Rauchentwicklung gab. Während ein Team die Erkundung fortsetzte, bauten die anderen Ilsenburger Kameraden die Wasserversorgung auf und wurden dabei von den Drübeckern und Darlingerö-dern unterstützt.

„Wir stellten fest, dass es noch kein richtiges Feuer war, denn dann hätten auch wir das volle Programm durchziehen müssen. So aber hatte - vermutlich durch einen technischen Defekt an einem Kabel - der Dachstuhl mit Glimmen angefangen, so dass wir es nur mit einer Art Schwelbrand zu tun hatten“, sagte der Ortswehrleiter.

Positiv für alle Beteiligten war der Umstand, dass es am Sonnabendmorgen relativ windstill war. So bekam die Glut unter dem Dach nicht die nötige Luftzufuhr, so dass größere Flammen ausblieben. Wäre das Feuer einen Tag später, also mitten in dem am Sonntagmorgen dominierenden Schneesturm, ausgebrochen, hätte die Glut viel Sauerstoff und die Feuerwehr wesentlich mehr Arbeit bekommen. So ging letztlich alles noch relativ glimpflich ab.

Nach Abwägung aller Fakten entschlossen sich die Brandbekämpfer zu einer nicht alltäglichen Löschaktion. „Seit einiger Zeit haben mehrere Feuerwehren sogenannte HighPress-Löscher. Das ist eine Art Handlöschgerät, das mit Schaum arbeitet und das Löschmittel mit besonders hohem Druck verteilt“, erläuterte Ilsenburger Ortswehrleiter. Unter anderem hat die Drübecker Ortswehr ein solches Gerät in ihrem Bestand und war deshalb am Sonnabendmorgen vor Ort. Mit diesem Gerät konnte der Schwelbrand schnell erstickt werden, und eine später ausgeführte Kontrolle der Brandstelle mit der Wärmebildkamera ergab, dass der Einsatz der Technik ein voller Erfolg war und sich keine Glutnester mehr unter dem Dach befanden, erläuterte Fabian Gaede.

Davon profitierten vor allem die vom Brand betroffenen Bewohner des Hauses. Durch den HighPress-Löscher konnte verhindert werden, dass sich hunderte oder gar tausende Liter Löschwasser über deren Wohnräume ergossen. So müssen nach dem Brand nur vergleichsweise geringe Schäden behoben werden, um das Haus schnell wieder bewohnbar zu machen.

Die Hausbewohner selbst verließen zunächst ihre Bleibe, denn unmittelbar vor dem Wassereinsatz wurde die Hauptstromzufuhr gekappt. „Und es verbietet sich von selbst, dies nach dem Ende des Löschangriffs sofort wieder einzuschalten - auch wenn es keine größere Wasserschäden gab“, erläuterte Fabian Gaede.

Die Hausbewohner kamen demnach zunächst bei Bekannten unter. Die von der Stadtverwaltung Ilsenburg angebotene Hilfe wurde nicht in Anspruch genommen, wie Bürgermeister Denis Loeffke (CDU) informierte, der noch am Sonnabendvormittag persönlich vor Ort war und mit den Betroffenen sprach.

Die Bewohner selbst bedankten sich noch am Sonnabend für die schnelle und umsichtige Arbeit der Feuerwehren sowie beim Bürgermeister für die Unterstützung über die sozialen Netzwerke. Für sie geht es nun darum, schnell die Schäden zu beheben.