Zimmerer Klaus Müller hat legendären Blankenburger Barock-Bau als Modell nachgebaut Luisenburg: Ein Kunstwerk entsteht neu
Ein legendärer Barockbau ist in Blankeburg neu entstanden. Zimmerer Klaus Müller hat die Luisenburg detailverliebt wiedererrichtet - im Maßstab 1:15. Sie schmückt jetzt das Herbergsmuseum.
Blankenburg l "Der Zimmermann ist ein Künstler." Diesen Spruch hat Klaus Müller jahrzehntelang seinen Lehrlingen mit auf den Weg gegeben. Dass die Worte des 75-Jährigen wohl gewählt sind, beweist seine jüngste Arbeit: ein detailgetreuer Nachbau der Luisenburg - im Maßstab 1:15.
Das Original - 1728 auf dem Blankenburger Calvinusberg als Sommerhäuschen von Herzogin Christine Luise errichtet - verfiel Anfang des 20. Jahrhunderts, bis große Teile nach dem Krieg abgebaut wurden. Später wurde das Haus ganz abgerissen. Ein Pavillon erinnert heute an den einstigen Fachwerkbau. Und noch immer lockt die prächtige Aussicht über Cattenstedt und das Harzvorland Wanderer auf den Berg.
Altgeselle Klaus Müller, in Halle geboren, verschlug es 1954 in den Harz. Seine erste Baustelle war der Neubau der Wendefurther Brücke. Insgesamt 26 Jahre arbeitete er in einem Blankenburger Baubetrieb als Zimmerer. "Ich habe wohl an jedem Haus in Blankenburg gearbeitet, und sei es nur, um eine Latte anzunageln", scherzte er bei der Präsentation seines Luisenburg-Modells am Donnerstag im Herbergsmuseum. In der Historischen Gesellenherberge hat das Meisterstück einen würdigen Platz gefunden.
Müller, der bis zum Jahr 2000 für die Werkstätten für Denkmalpflege in Quedlinburg tätig war, musste allerdings einige Hürden nehmen, um den achteckigen Fachwerkbau überhaupt beginnen zu können. Zwar gab es einige Zeichnungen, Berichte und Fotos. Doch allein die Bezeichnung der Maße in "Fuß" bedeutete einige Recherchen. Denn dereinst hatte fast jedes Herzogtum seine eigenen Maße für Zoll, Fuß und Elle. Doch auch die Konstruktion des Daches war nicht einfach nachzuvollziehen. Müller fand allein drei Dachformen, die es galt, zusammenzuführen: ein Zeltdach, ein Mansardendach und darüber ein Kuppeldach sowie vier Gauben.
Einen ganzen Sommer lang arbeitete Müller in seiner "Waschküche" an dem filigranen Modell. Jeder Riegel, jede Säule ist gezapft und mit winzigen Holznägeln verbunden. Wollte man die Luisenburg in Originalgröße nachbauen, könnte man sofort anfangen: Klaus Müller hat die Konstruktion bis ins Kleinste dokumentiert - bis hin zur Holzteileliste. Zählt er das zu verbauende Holz zusammen, kommt er auf 42 Kubikmeter.
Das versetzte auch Blankenburgs Bauamtschef Joachim Eggert ins Staunen: "Das ist mehr als Kunst - das ist eine Wissenschaft."