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Corona Cafés und Restaurants in Wernigerode öffnen ihre Außenterrassen wieder

Wernigerodes Gastronomen lassen es auf den Versuch ankommen. Seit Freitag bewirten sie wieder Gäste – allerdings nur draußen und nach Vorlage eines negativen Corona-Testergebnisses. Dennoch sind sie dankbar für die Chance, die das Pilotprojekt ihnen bietet.

Von Ivonne Sielaff Aktualisiert: 10.4.2021, 11:09
Sophie Helmstedt aus Wernigerode zeigt ihr negatives Corona-Ergebnis.
Sophie Helmstedt aus Wernigerode zeigt ihr negatives Corona-Ergebnis. Foto: Matthias Bein

Wernigerode. „Ich habe auf gemacht, weil ich es einfach wollte“, sagt Carmen Halm vom Ratsstübchen. Seit Freitag stehen wieder Stühle und Tische vor ihrem Restaurant in der Breiten Straße. Wolldecken liegen über den Lehnen. Denn sollten Gäste kommen, dürfen sie nur draußen bewirtet werden. Immerhin. Das Pilotprojekt zur Öffnung der Außengastronomie, das das Wirtschaftsministerium für neun Städte des Harzkreises genehmigt hat, ist für die Wernigeröder Gastronomin ein Hoffnungsschimmer. „Wir hatten monatelang geschlossen und wollen es jetzt einfach probieren. Es muss ja irgendwie weiter gehen.“

Vor Tommi’s Pub in der Marktstraße tut sich ebenfalls etwas. Kellnerin Katrin Köhler bestückt einen Aufsteller mit Informationen. Inhaber Thomas Fessel kontrolliert, ob die Abstände zwischen den Tischen ausreichend sind. „Ich habe sofort gesagt: Wir sind dabei“, sagt er. Es sei positiv, dass es endlich wieder losgehe. „Wir brauchen doch eine Perspektive.“

Ich habe sofort gesagt: Wir sind dabei

Thomas Fessel, Inhaber von Tommi’s Pub

Das sieht Clemens Ziervogel vom benachbarten Restaurant Marktblick ganz ähnlich. „Auch wir kleineren Gastrobetriebe müssen zeigen, dass es uns noch gibt.“ Deshalb habe er sich von seiner Frau zur Teilnahme am Pilotversuch überzeugen lassen. Der Außer-Haus-Verkauf sei in den vergangenen Wochen nur schleppend gelaufen. Er hoffe nun auf seine Stammkundschaft.

Negatives Testergebnis ist Voraussetzung

Um bewirtet zu werden, müssen Gäste ein negatives Testergebnis vorlegen, das nicht älter als 24 Stunden ist. Die kostenlosen Corona-Tests sind in den Testzentren an der Angerspitze, an der Schwimmhalle und in mehreren Apotheken möglich – entweder mit der Handy-App PassGo oder mit Registrierung per Personalausweis.

Positive Testergebnisse werden automatisch ans Gesundheitsamt gemeldet. Ein negatives Resultat gilt sozusagen als Eintrittskarte für die Außenbereiche der teilnehmenden Gaststätten, Cafés und Kneipen.

Simona Plaisant hat es ausprobiert. Sie genießt ihr Getränk vor dem Café am Markt in Wernigerode, wartet auf ihr Mittagessen. „Ich wollte einfach mal wieder raus“, sagt sie. Vor einigen Monaten sei sie selbst positiv gewesen, habe Silvester in Quarantäne verbracht. „Das war wirklich schlimm.“ Die Testprozedur am Vormittag sei „ unproblematisch“ gewesen. „Das Ganze hat keine zwei Minuten gedauert. Und 15 Minuten später hatte ich das Ergebnis auf dem Handy.“

Nachfrage im Testzentrum sprunghaft angestiegen

Am Nachmittag füllen sich die Tische und Stühle in der Innenstadt allmählich. „Wenn ich aus dem Fenster auf den Markt schaue, sieht es fast aus wie früher“, freut sich Rathaussprecherin Kristin Dormann. Insgesamt zehn Gastronomiebetriebe seien am ersten Testtag in Wernigerode am Start.

„Es ist fast so, als sei wieder Normalität eingekehrt. Für uns als Stadt ist das ein gutes Gefühl.“ In den Testzentren sei die Nachfrage am Freitag sprunghaft angestiegen, so Dormann. „Bis 14 Uhr waren es schon 80 Personen.“

Auch unter anderem in Quedlinburg, Blankenburg und Ilsenburg haben Gastronomen ihre Außenterrassen und Biergärten geöffnet oder planen dies fürs Wochenende und die nächsten Tage. Sie hoffen nun auf besseres Wetter und viele Gäste. In Halberstadt dagegen ist keine Außenbewirtung möglich. Die Sieben-Tage-Inzidenz der Kreisstadt liegt dafür deutlich zu hoch.

Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD) ist ebenfalls am Freitag in Wernigerode unterwegs. Zusammen mit OB Peter Gaffert (parteilos) und Landrat Thomas Balcerowski (CDU), der das Projekt für den Harzkreis angeschoben hat, nimmt er im Café am Markt platz. „Das hier sind keine leichtsinnigen unkontrollierten Öffnungsschritte“, so Willingmann. „Es ist vielmehr die konsequente Umsetzung der Forderung nach einem Leben mit dem Virus, solange es keinen flächendeckenden Impfschutz gibt.“ Kreative Ansätze seien gefragt. „Einschränkungen und Lockdown sind schließlich keine Dauerlösung.“

Minister Willingmann setzt sich für Fortsetzung ein

Gibt es also eine Chance auf Verlängerung oder gar Ausweitung des Pilotprojekts über den 30. April hinaus? „Grundsätzlich schon“, heißt es dazu auf Volksstimme-Nachfrage aus dem Wirtschaftsministerium. Voraussetzung sei, dass die neue, ab dem 19. April geltende Eindämmungsverordnung eine Regelung für Modellprojekte enthalte, so Sprecher Matthias Stoffregen. Gleichzeitig müsse der Landkreis die Verlängerung beantragen. Wirtschaftsminister Willingmann wolle sich für eine Fortsetzung einsetzen. „Wenn die Modellprojekte erfolgreich verlaufen, könnten sie Vorbild sein für weitere Öffnungsschritte in Sachsen-Anhalt.“ Möglich seien die Modellversuche in den Bereichen Beherbergung, Gaststätten und Handel.

Dreh- und Angelpunkt ist dabei weiter die Sieben-Tage-Inzidenz. Liegt diese an fünf aufeinanderfolgenden Tagen über 200, müsse der Landkreis dies „unverzüglich“ dem Ministerium melden, informiert Manuel Slawig, Sprecher der Kreisverwaltung. Was aber noch nicht unbedingt das Aus für das Projekt bedeuten muss. Der Landkreis könne Gründe vortragen, die eine Fortführung des Projektes rechtfertigen.

„Denkbar wäre hier, dass der Inzidenzwert der Modellkommunen deutlich unter 200 liegt“, so Slawig. Seien die Gründe nicht tragfähig, könne das Land die Genehmigung zurückziehen. Auch der Landkreis selbst könne das Projekt stoppen. Beispielsweise wenn der Inzidenzwert in den Modellstädten über 200 steige oder wenn die Leistungsfähigkeit des Gesundheitsamtes nicht mehr gegeben sei.