Familie Flachkamp saniert herrschaftliches Haus in direkter Nachbarschaft zum "Bahnhofshotel" Neben der Ruine wird eine Perle aufpoliert
Das Gelände rund um den Blankenburger Bahnhof hat nicht nur Ruinen zu bieten. Eine Familie saniert das Haus in der Kuno-Rieke-Straße 2 - direkt neben dem abrissreifen Bahnhofshotel.
Blankenburg l "Da sehen Sie. Das ist ein Quetschfalz." Frank Flachkamp öffnet und schließt voller Begeisterung eine rund 120 Jahre alte Holztür. Kein Quietschen, kein Knarzen. Perfekt aufgearbeitet von Tischler Jörg Moshake aus Derenburg. Es sind die kleinen Details, die Frank Flachkamp und seiner Frau Gabi nicht nur viel Freude bereiten, sondern sie auch motivieren, ein mächtiges Wohngebäude in der Blankenburger Innenstadt zu sanieren. Das Haus Kuno-Rieke-Straße 2.
Bis vor wenigen Monaten war der Backsteinbau von der Straße aus kaum zu erkennen. Wildwuchs und eine riesige Platane verdeckten den Blick auf die Villa aus dem Jahr 1896. "Wir haben lange mit dem Baumdoktor diskutiert, um den schönen Baum zu retten. Aber er fing an zu faulen. Es wäre nur noch eine Frage der Zeit gewesen, wann er auf der Kreuzung gelegen hätte", schildert Gabi Flachkamp. So wurde der Riese gefällt. Auf dem rund 3800 Quadratmeter großen Areal sollen aber neue Bäume gepflanzt werden. Ihr Traum ist es, einen kleinen Park anzulegen, um auch vom Schandfleck in direkter Nachbarschaft abzulenken: dem Bahnhofshotel.
Allerdings haben Flachkamps noch einiges andere zu bewerkstelligen. Während die Dachdecker derzeit für ein dichtes Dach sorgen, werden im Inneren der Stuck von alten Anstrichen gesäubert und saniert, alte Abwasserrohre abgebaut, die quer durchs Haus verlegt worden waren, Brandmeldekabel installiert und vieles mehr. Die originalen Türen werden sogar so aufgearbeitet, dass sie den aktuellen Brandschutzbestimmungen entsprechen. "Wir haben angefangen, alles herauszunehmen, was nach 1896 eingebaut wurde", erzählt Frank Langkamp. Und das war nicht wenig. Immerhin umfasste das Gebäude bis zuletzt elf Wohnungen.
An der künftigen Nutzung soll sich allerdings einiges ändern. Bis Mitte nächsten Jahres wollen Flachkamps ihren Betrieb von Thale nach Blankenburg verlagern. Ihre Firma produziert individuell auf Kundenwünsche zugeschnittene Schaltnetzteile. Die fünf Mitarbeiter werden dann womöglich in den wohl schönsten Industriewerkstätten des Harzes arbeiten: mit Stuckdecken und Eichendielen aus dem 19. Jahrhundert. Die gesamte untere Etage soll für sie hergerichtet werden - samt Lager und einer Testebene. Im Dachgeschoss entstehen drei Ferienwohnungen mit imposanten Blick auf das Große Schloss, die Barockgärten und den Ziegenkopf. In der ersten Etage werden ein Büro, ein Besprechungsraum und die Wohnung der vierköpfigen Familie untergebracht. Denn ursprünglich hat es die Flachkamps wegen ihrer beiden Söhne (14 und 16) in den Harz verschlagen. Sie waren einst auf der Suche nach einer geeigneten Schule mit Internat und fanden sie im Landschulheim Grovesmühle.
Dass sie ihren Traum von moderner Technik in einem so alten Gemäuer umsetzen konnten, war unter anderem auch Bürgermeister Hanns-Michael Noll (CDU) geschuldet. "Er hat uns am Osterwochenende sofort vier mögliche Immobilien vorgeschlagen", erinnert sich Frank Langkamp. In anderen Orten sei er auf die Woche nach den Feiertagen vertröstet worden. Das kam bei ihm nicht gut an. In Blankenburg, so der gebürtige Wanne-Eickler, habe er große Unterstützung erfahren.
Zum nächsten Tag des offenen Denkmals möchte er allen Interessierten das sanierte Haus zeigen. Ebenso die vielen, sehr interessanten Kleinigkeiten. Und sei es nur ein Quetschfalz.