Neubauprojekt Kleine Bahn fürs Rodel-Abc
Die Rennschlittenbahn am Barenberg bei Schierke ist marode und soll durch einen Neubau ersetzt werden.
Brocken l Einer der prominentesten Fans des Projektes ist kein Geringerer als der aktuelle Gesamtweltcup-Sieger und Weltmeister der Rennrodel-Doppelsitzer, Toni Eggert. Zum 98. Brockenstammtisch warb der Ilsenburger im Goethesaal für einen Neubau der Bahn, auf der er selbst 1997 die Landesjugendspiele gewonnen hatte. Damals stand er übrigens mit der Blankenburgerin Tatjana Hüfner auf dem Podest, die jahrelang bei den Damen die Weltelite anführte. Die Schierker Rennschlittenbahn, auf der zwei der erfolgreichsten deutschen Rodler der jüngeren Vergangenheit ihre ersten Erfolge feierten, ist allerdings derart marode, dass sie nur noch mit riesigem Aufwand präpariert werden kann, wie RBV-Chef Dirk Klaus erläuterte. Da es aber weit und breit keine adäquate Trainingsstätte gebe, habe sich der Verein für einen Neubau entschlossen. „Uns bleibt nichts anderes übrige, um die Tradition unserer Sportart zu erhalten“, erklärte Projektleiter Jörg Augustin. Der Traum einer neuen Bob- und Rodelbahn sei aber auf ein Mindestmaß reduziert worden. Das Projekt sehe eine reine Anfängerbahn vor: 300 Meter lang, mit fünf Kurven und aus Vollbeton mit einer sehr glatten Oberfläche. Eine Kunststoffbahn sei zwar etwas günstiger, so Augustin, aber viel lauter. „Da hätte der ganze Ort etwas davon“, scherzte er. Der Bahnkörper solle auf dem jetzigen Gelände gebaut werden und damit in gebührendem Abstand zum Landesforst.
Aus seiner Sicht profitieren davon nicht nur die Schierke, sondern auch die Rodelvereine aus Ilsenburg und Blankenburg. Deshalb unterstützen auch die jeweiligen Kommunen dieses Bauprojekt, so Augustin, der auf eine 50-prozentige Förderung durch das Land Sachsen-Anhalt hofft. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 683 000 Euro. Die Gesamtfinanzierung stehe, so Augustin. Was fehlt, seien noch behördliche Abstimmungen mit dem Landesverwaltungsamt. „Störende Nebeneffekte“ erwarten die Rodler nicht, da sie keine Umwelt-Beeinträchtigungen sehen, nur natürliches Wasser verwenden, das beim Tauprozess wieder in den Naturkreislauf abgegeben werde. Statt Halogen- werden LED-Strahler die Bahn künftig erhellen. Da die Anlage nur rund 200 Meter vom Parkhaus „Am Winterbergtor“ entfernt liegt, könnten von Besuchern auch die Sanitäranlagen am Parkhaus genutzt werden.
Für die Vereisung der Bahn, so erläuterte Dirk Klaus, seien Temperaturen von minus drei Grad notwendig und ein Wassersprühnebel, mit dem eine rund ein Zentimeter dicke Eisschicht aufgetragen werden müsse. Aktuell sei für das Präparieren unheimlich viel Manpower und Schneematsch notwendig, wie er erklärte. „Wir sind oft nächtelang an der Bahn und tun alles, damit der Frost reingeht“, so Klaus.
Für Toni Eggert biete eine neue Bahn super Chancen, nicht nur den Rodelsport wieder nach Schierke zu bringen, sondern auch weitere Poten-ziale zu erschließen und Nachwuchs zu finden. „Der größte Benefit ist, dass Kinder vor Ort eine Sportart ausprobieren können“, erklärte er. Trotz der kleinen Bahn hätten Sportler aus der Region wie Norbert Hahn, Bernhard Glass, Reinhard Bredow, Susi Erdmann, Tatjana Hüfner und viele andere überdurchschnittliche Erfolge erzielt. „In der Nationalmannschaft haben wir Harzer den Ruf, eigenwillig und Sturköpfe zu sein“, sagte Eggert. „Aber genau das ist der Grund, weshalb wir uns so durchgesetzt haben.“ Deshalb sei aus seiner Sicht auch keine internationale Wettkampfbahn nötig wie in Altenberg oder Königssee. „Solch eine kleine Bahn reicht aus, um das Rodel-ABC zu erlernen“, ist Toni Eggert überzeugt. Zudem, so Dirk Klaus, könne sie auch anderweitig genutzt werden: für Gäste-Bob-Fahrten und Trainingslager von Sportlern aus anderen Teilen der Republik.
Daniel Steinhoff, der zum Brockenstammtisch geladen hatte, erklärte, dass der Harz ohne Rennschlittensport nicht vorstellbar wäre. Er selbst hatte als aktiver Rodler Spartakiaden und Bezirksmeisterschaften in Schierke erlebt, und war im Doppelsitzer mit Andreas Bernhard sogar Vize-DDR-Meister. „Deshalb haben wir uns gesagt: ,Der jetzige Zustand der Bahn darf so nicht bleiben.‘“ Auch andere Schierker Unternehmen seien „Feuer und Flamme“ und würden das Projekt unterstützen, um einen weiteren „kleinen Baustein“ für die Schierker Ortentwicklung entstehen zu lassen. In zwei Jahren, so die Pläne, soll die Anlage fertig sein. Ein prominenter Gast zur Einweihung hat sich mit Toni Eggert bereits angesagt: „Es wäre mir eine große Ehre, wenn ich als Erster die Linie ausprobieren dürfte.“