Freizeit Neustart: Von Schierkes Loipenhaus aus den Harz entdecken
Nach mehr als zwei Jahren kehrt wieder Leben ein in Schierkes Loipenhaus. Das Rasthaus für Wanderer und Skifahrer wurde 2008 für 350.000 Euro gebaut. Die Betreibung stellte sich dann aber als schwierig heraus.
Schierke/Wernigerode - Die Türen sind verschlossen, die Fensterläden zu. Seit 2018 ist Schierkes Loipenhaus dicht. Sehr zum Frust etlicher Wanderer und Skilangläufer, die auf dem Weg zum Großen Winterberg oder zum Wurmberggipfel gerne eine Rast in dem Blockhaus eingelegen würden.
Das soll sich nun ändern – dank des Engagements des Fördervereins für Skisport und Naturschutz Harz. Rüdiger und Barbara Ganske wollen es wagen, wollen dem Loipenhaus wieder Leben einhauchen. „Jedes Mal, wenn wir hier oben waren, haben wir gedacht, hier müsste sich was tun“, sagt Ganske. „Und irgendwann haben wir beschlossen, wir machen es.“ Am Freitag, 16. Juli, soll das Loipenhaus erstmals wieder seine Pforten öffnen – und dann regelmäßig freitags, samstags und sonntags von 12 bis 16 Uhr offen stehen.
Kein Wasseranschluss, hohe Nebenkosten
Das Loipenhaus wurde 2008 eröffnet – zwischen Wurmberg und Winterberg direkt an der Grenze von Sachsen-Anhalt und Niedersachsen. Fast 350.000 Euro Fördergeld flossen damals in den Bau des Blockhauses mit Gastraum, Teeküche, Umkleidemöglichkeiten, Toiletten und Duschen. Allein 280.000 Euro kamen vom Land. Der Info und Kommunikationsstützpunkt sollte nicht nur Anlaufstelle für Skisportler, Mountainbiker, Wanderer und Nordic Walker sein. Er galt als erster Baustein für Schierkes touristische Wiedergeburt – so die Hoffnung damals. Und er sollte Tourismus und Skisport gleichermaßen wiederbeleben.
Doch der Betrieb des Loipenhauses, das seit der Eingemeindung Schierkes der Stadt Wernigerode gehört, stellte sich als schwierig heraus. Sowohl die Schierker Baude und ab 2014 die Wernigerode Tourismus GmbH verzweifelten an den immensen Nebenkosten und an den Rahmenbedingungen. Das Loipenhaus hatte nämlich keinen Wasseranschluss. Nutzwasser musste aus einer Regenwasserzisterne gewonnen, Trinkwasser in Kanistern an den Berg transportiert werden. Dazu kam, dass die Kosten für Öl, Heizung, Personal und das regelmäßige Ausleeren der Sammelgrube die Einnahmen bei weitem überstiegen. Die Konsequenz – das Loipenhaus blieb irgendwann geschlossen.
Im Rahmen des Seilbahnprojektes am Schierker Winterberg spielte das Loipenhaus dann wieder eine Rolle. Die Winterberg Schierke GmbH sollte das Haus mitbetreiben, so die Vorstellung von Investor Gerhard Bürger. Mit seinem Rückzug aus dem Projekt sind aber auch diese Pläne begraben.
Mehrere Partner ziehen an einem Strang
Für Rüdiger Ganske und seine Frau ein Grund mehr, hier anzupacken. Sie würden nun „von oben aus“ angreifen, so Ganske mit Blick auf das gescheiterte Millionenprojekt. Zudem hänge er einfach an dem Loipenhaus. Der Förderverein für Skisport und Naturschutz hatte den Bau des Loipenhauses einst mit angeschoben. Ganske, damals noch Kurdirektor von Schierke, heute Rentner nach wie vor Chef des Landesskiverbandes war schon immer involviert.
Allerdings haben sich die Bedingungen vor Ort nicht wirklich geändert. „Das Loipenhaus wird durch den fehlenden Wasseranschluss problembehaftet bleiben“, sagt Wernigerode OB Peter Gaffert (parteilos) – gleichzeitig Chef des Fördervereins für Skisport und Naturschutz. „Dennoch: Wir können wirklich stolz sein auf dieses Haus.“ Und er sehe durchaus Potenzial. „Der Tourismus im Harz hat sich in den vergangenen Jahren gut entwickelt. Wir müssen da weiter dranzubleiben, diese Entwicklung vorantreiben.“ Angebote wie das Loipenhaus würden dazu gehören. „Das funktioniert aber nur, wenn viele an einem Strang ziehen“, so Gaffert, der froh ist, die Wernigerode Tourismus GmbH (WTG) und den Nationalpark Harz mit im Boot zu haben.
„Wir unterstützen das Loipenhaus wirklich gerne“, heißt es von Tourismuschef Andreas Meling. „Es ist schließlich ein Service für die Gäste in der Region.“ Die WTG wolle künftig Infomaterial bereitstellen und in den Touristinformationen auf den neuen Anlaufpunkt hinweisen.
Auch Jens Geffert vom Nationalpark Harz freut sich auf eine „sehr angenehme, konstruktive Zusammenarbeit“ – vor allem im Bereich Umweltbildung.
Die länderübergreifende Kooperation mit verschiedenen Partnern soll in den nächsten Monaten intensiviert werden. Laut Ganske stehen Gespräche mit den Vertretern des Grünen Bandes und der Wurmberg-Seilbahn an.
Regelmäßige Öffnung und Informationen
Ziel des Fördervereins sei es, die „vielfältigen Initiativen des ganzjährigen Bergsports“ zu unterstützen und mit Partnern eigene Projekte zu entwickeln, so Ganske. Themenbereiche wie Umweltbildung, das Grüne Band als nationales Naturmonument, die Etablierung des Loipenhauses als Zielpunkt des Nordic-Aktiv-Zentrums in Schierke und die Nutzung als Standort für den Nachwuchsleistungs-Skisport seien Aufgaben, die sich der Verein auf die Fahnen geschrieben habe. Dazu Diskussionsrunden, Vorträge und kleinere Ausstellungen.
Fürs Erste aber bietet das Loipenhaus regelmäßige Öffnungszeiten an. In der kleinen Teeküche können sich Besucher mit Kaffee, Bockwurst, Wasser, Limonade und Bier stärken. Darüber hinaus gibt es Informationen zu den Tourismusstandorten Wernigerode und Schierke. Rüdiger und Barbara Ganske hoffen nun auf viele Besucher. Kommentar