Tourismus Oberharzer trauern um Pullman-City-Gründer
In Hasselfelde und im Harz war er eine Institution: Wolfgang Hagenberger, Chef der Westernstadt Pullman City, ist bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Weggefährten trauern um einen energischen Macher und guten Freund.

Hasselfelde - „Wir werden dich immer in unseren Herzen tragen und niemals vergessen.“ Diese Abschiedsworte formulierte das Team der Westernstadt Pullman City in Hasselfelde per Facebook-Post im Gedenken an seinen Chef. Westernstadt-Begründer Wolfgang Hagenberger ist am Sonnabend bei einem Verkehrsunfall verstorben. Der 61-Jährige war mit dem Motorrad in Richtung Hasselfelde unterwegs, als ein entgegenkommender Wagen ihn erfasste (die Volksstimme berichtete).
In der Oberharzstadt herrscht Trauer und Bestürzung über den Verlust. „Er reißt eine große Lücke“, sagt Hasselfeldes Ortsbürgermeister Heiko Kaschel (FWG Oberharz), der die Entwicklung der Westernstadt von Anfang begleitet und dort gearbeitet hat. Aus eigener Anschauung sagt er: „Wir verlieren einen großartigen Chef und Organisator.“
Der gebürtige Bayer, der im Harz vor mehr als 20 Jahren eines der beliebtesten Touristenziele aufgebaut hat, sei „bodenständig und sozial eingestellt“ gewesen – und er habe sich nicht verbiegen lassen, sagt Kaschel. „Zum Neujahrsempfang sind wir zusammen in Old-Style-Kostümen gegangen. Da wurden wir komisch angesehen“, erinnert sich der Ortsbürgermeister, der die Zusammenarbeit mit dem Westernstadt-Chef lobt. Hagenberger habe gute Ideen gehabt und sie umgesetzt, die Region verdanke ihm viel. „Er war ein Impulsgeber für den Tourismus.“ Sein Mitgefühl gelte nun Hagenbergers Familie.
Ungewöhnlicher Mensch
An die Angehörigen denkt auch Pamela Groll. Gemeinsam mit Wolfgang Hagenberger und anderen hatte die Geschäftsführerin der Seilbahnen Thale den Verein „Harzer Highlights“ aus der Taufe gehoben, dessen Vorsitzende sie ist. „Beim ersten Treffen dachte ich noch: Was ist denn das für einer?“, erinnert sie sich. Doch rasch zeigte sich, dass unter der mitunter rauen Schale ein herzlicher und „sehr ungewöhnlicher“ Mensch steckte, sagt Pamela Groll.
Sein Beitrag zur Tourismuswirtschaft im Harz könne nicht hoch genug geschätzt werden, ebenso wie sein Mut. „Er kam aus dem tiefsten Bayern und hat es gewagt, in Hasselfelde aus dem Nichts diese Westernstadt aufzubauen. Damit hat er den Grundstein für eine ganz neue Art von Tourismus gelegt“, sagt die Vereinsvorsitzende. Dazu habe er einige Hindernisse aus dem Weg räumen müssen und dies auch geschafft. „Er hatte keine Angst vor gar nichts. Er war kein Ja-Sager, er hat gerade gestanden, egal, vor wem.“
Mit seiner Art habe er viele beeindruckt und die Herzen der Mitstreiter erobert, so Pamela Groll – auch ihres. „Wir sind seit 20 Jahren miteinander befreundet.“ Wenn Hagenberger mit seinem Motorrad der Marke Boss Hoss vorfuhr, „dann bebte die Erde“, sagt sie. „Er war eine Legende.“ Sie ist sicher, dass der Zusammenhalt, den der Westernstadt-Chef zu Lebzeiten gestiftet habe, nun seinen Angehörigen und dem Unternehmen helfe: „Pullman City ist eine Familie.“
Respekt und Autorität
Ähnlich sieht es Markus Mende. Hagenberger habe die Gemeinsamkeit gesucht und nichts von Ellenbogen-Mentalität gehalten, sagt der Marketing-Chef des Tourismusbetriebs der Stadt Oberharz am Brocken. Als er die Nachricht von seinem Tod erhielt, sei er „fassungslos“ gewesen, sagt Mende. Er habe den Westernstadt-Gründer als „absolute Respekts- und Autoritätsperson“ erlebt, als jemanden „mit Ecken und Kanten“, dem es aber stets um die Sache ging und der über die Jahre zum Freund geworden sei.
Als einer der ersten habe er nach der Wende aus eigener Kraft in den Tourismus in der Region investiert. Er habe bewundert, wie Hagenberger die Dinge anging, Pullman City weiter entwickelt habe: „Er hat nie ein Blatt vor den Mund genommen, war immer ehrlich“, so Mende. Und er habe sich den Spaß an verrückten Dingen nicht nehmen lassen, wie seine Leidenschaft für Motorräder und die Fliegerei zeige. „Er ist ein Cowboy gewesen.“
Die Lebenslust habe Hagenberger ebenso ausgezeichnet wie seine Tatkraft, sagt Oberharz-Bürgermeister Ronald Fiebelkorn (CDU). Dank ihm sei die Region über Kreis und Land hinaus bekannt geworden. „Er war ein Macher, der Visionen hatte und sie umgesetzt hat. Nicht nur als Unternehmer, sondern auch als Mensch wurde er sehr geschätzt.“ Dass er nicht mehr da sei, treffe ihn persönlich. „Es ist ein ganz großer Verlust für die Oberharzstadt und den gesamten Harzkreis.“