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Schierke-Projekt Parkplatz-Wildwest im Brockenort

Zahlreiche private "halblegale" Parkplätze machen in Schierke dem Parkhaus Konkurrenz. Die Verwaltung tut sich schwer, Regeln durchzusetzen.

Von Jörn Wegner 26.03.2016, 01:00

Schierke l Das neue Parkhaus in Schierke ist alles andere als rentabel, nur selten sieht man ein parkendes Auto in dem Gebäude am Rande des Brockenortes. Das Problem ist bekannt und wird in der Stadtpolitik viel diskutiert. Große Schuld an dem Leerstand, so ist häufig zu hören, tragen die preiswerteren und günstig gelegenen Parkflächen in der Schierker Ortslage, weshalb sie verschwinden sollen. Das Problem: Die Rechtslage der Flächen ist oft unklar. Ganz besonders im Fokus stehen dabei drei Parkplätze, die in Politik und Verwaltung gern als „halblegal“ bezeichnet werden.

Betroffen davon sind der Parkplatz neben dem Hotel Waldfrieden am Ortsausgang, der Tagesparkplatz gegenüber dem Café Winkler und die Stellplätze neben dem Rathaus.

Letztere sollen nach Volksstimme-Informationen zum ehemaligen Hotel Fürstenhöhe gehören. Das Haus ist längst geschlossen, die Stellfläche aber noch immer nutzbar. Besonders pikant: Der Parkautomat funktioniert nicht, dadurch ist das Parken dort faktisch kostenlos.

Die anderen zwei Parkplätze werden nach Volksstimme-Informationen von der Familie Steinhoff betrieben. Die Unternehmer sind mit dem Brockenwirt, Hotel Brockenscheideck und dem Café Winkler in Schierke aktiv. Teil der Familie ist zudem die Schierker Ortsbürgermeisterin Christiane Hopstock (CDU), die das Hotel Bodeblick betreibt. Geschäftsführer Daniel Steinhoff lässt auf Volksstimme-Nachfrage durch eine Mitarbeiterin mitteilen, dass er sich zu der Thematik nicht äußern möchte. Der Parkplatz gehöre einem „Herrn aus Bruchsal“ und der trete „nicht in Erscheinung“. Er selbst ist aber Pächter der Fläche.

Zu den Besitz- und Betreiberverhältnissen halten sich Stadtpolitik und -verwaltung bedeckt. Namen werden im öffentlichen Teil von Sitzungen nie genannt. Bekannt sind sie trotzdem. „Wir haben kein Kenntnisproblem, wir müssen jetzt handelt“, sagte Stadtratsmitglied Roland Richter (CDU) während der jüngsten Sitzung des Ordnungsausschusses im Schierker Rathaus. Seine Forderung: das Gesetz auch in Schierke konsequent umsetzen. „Ich bitte, dass das mit den Parkplätzen schnellstmöglich geprüft wird“, ergänzte Ordnungsausschussvorsitzender André Weber (CDU).

Doch die Stadt sei gar nicht für die „halblegalen“ Parkplätze in Schierke verantwortlich, sagt Dagmar Tietz vom Wernigeröder Bauamt. Dies sei Sache der Kreisverwaltung und des dortigen Bauordnungsamtes. „Wir haben da keine Möglichkeiten, sind aber dran. Dass das so lange dauert, ist unbefriedigend.“

Ein Gespräch zwischen Vertretern der Kreis- und der Stadtverwaltung zur Thematik gab es am Gründonnerstag. Beteiligt war unter anderem Ordnungsdezernent Volker Friedrich. Ergebnisse der Sitzung könne er noch nicht mitteilen, sagte der Dezernent am Donnerstagnachmittag. Überhaupt sei das Thema kompliziert. Aus der Kreisverwaltung war vor der Osterpause ebenfalls nichts zu erfahren. Dort wolle man die gemeinsame Sitzung abwarten. Die Beantwortung der Volksstimme-Anfrage sei „erst im Nachgang möglich.“

Das Thema steht in der nächsten Sitzung des Ordnungsausschusses am Dienstag auf der Tagesordnung. Allerdings im nicht öffentlichen Teil, wie Ausschusschef André Weber mitteilt.