Corona-Pandemie Pflichttests für Schüler glücken im Harz nur dank Zufall
Harzkreis (dl/ii/jni/jü/kr/rad/ sc)
Seit Montag, 12. APril, ist er für alle Schüler an landesweit allen Schulen verbindliche Pflicht: der Covid-19-Schnelltest. Zweimal pro Woche muss er absolviert werden – Details, insbesondere zum zeitlichen Ablauf – legen die Schulen in Eigenregie fest. Der Teststart lief an den von der Volksstimme befragten Schulen im Harz reibungslos an. Allerdings konnten die Tests faktisch flächendeckend nur erfolgen, weil noch Test-Sets aus der Vorwoche in Reserve waren.
Ein Fakt, den Manuel Slawig von der Pressestelle der Kreisverwaltung auf Anfrage der Volksstimme bestätigt: Eigentlich, so Slawig, sollten die Tests für diese Woche am Freitag voriger Woche im Kreis eintreffen, dann fraktioniert und am gestrigen Montag an die kreisweit knapp 100 Schulen verteilt werden. In der Realität sehe es nun so aus, dass mit der Lieferung der 54.000 Sets – damit seien zwei Tests pro Schüler und Woche möglich – nun erst am heutigen Dienstag zu rechnen sei.
Weil auch in der vorigen Woche die Tests erst im Laufe des Mittwochs an den Schulen landeten und dort deshalb nur einmal statt zweimal pro Schüler getestet wurde, verfügten die Schulen nun noch über Test-Sets.
So auch an den Berufsbildenden Schulen (BbS), wo man sich hinsichtlich der Testpflicht vor eine besondere Herausforderung gestellt sieht: „Wir haben Schüler, die nur an einem Tag in die Schule kommen, andere sind vielleicht Montag und Freitag hier, wieder andere Dienstag und Mittwoch. Da ist das Testen an zwei Tagen in der Woche schwierig zu organisieren“, sagt Klaus-Dieter Ahrent. „Berufsbildende Schulen ticken nun mal ganz anders“, so der Direktor der BbS „Geschwister Scholl“Böhnshausen/Halberstadt.
Testbereitschaft ist hoch
Mittlerweile seien die Probleme, wie man das organisiert, weitgehend gelöst. Für den engagierten Einsatz gebühre dem Kollegium großer Dank, sagt Ahrent.
Bereits seit Januar werde auf freiwilliger Basis an den Standorten in Halberstadt und Böhnshausen getestet. Für die rund 1200 Schüler der 74 Klassen in 23 verschiedenen Ausbildungsgängen kämen nun die am Donnerstag voriger Woche gelieferten Schnelltests zur Anwendung.
Getestet werde auch zu Hause. Viele, die nur an einem oder zwei Tagen in der Woche Unterricht haben, testen sich laut Schulleiter am Vorabend daheim und legen eine „qualifizierte Selbstauskunft“ vor. „Das müssen wir dann glauben“, so Ahrent, überprüfbar sei es nicht. Ohnehin seien 85 Prozent der Schüler volljährig.
Aber die Testbereitschaft sei hoch, die meisten machen mit. Mit Erfolg: Seit Januar seien so zwei symptomfreie, aber mit Corona infizierte Schüler „herausgefischt“ worden. Am Käthe-Kollwitz-Gymnasium Halberstadt lief der Test ruhig an. „Wir haben schon Routine“, sagt Direktorin Sabine Hesse. Aufgrund zahlreicher Quarantänefälle vor und kurz nach den Winterferien wird an Halberstädter Gymnasien schon seit Februar zweimal pro Woche getestet. Auch hier wurden gestern die am Donnerstag voriger Woche gelieferten Test-Sets genutzt. „Es gab ein, zwei kritische Nachfragen zu den Aussagen auf der Homepage des Bildungsministeriums des Landes, ansonsten ziehen Eltern und Schüler gut mit“, sagt Hesse.
Tests von unterschiedlichen Anbietern
Zum Start am Montag habe es keine Verweigerer gegeben, zumindest bei der Hälfte der Schüler, die in dieser Woche Präsenzunterricht hat. Während der freiwilligen Phase hätten rund 20 Prozent der Eltern das Testen der Kinder abgelehnt.
„Bei uns ist alles glatt gelaufen“, so das Fazit von Thomas Möx, Leiter der Harzblick-Grundschule in Wernigerode. „Wir haben ja schon in den vergangenen Wochen während der freiwilligen Testphase Erfahrungen gesammelt.“ Lediglich zwei Schüler von insgesamt 147 hätten sich am Montag nicht in der Schule getestet. „Sie haben den Test stattdessen mit ihren Eltern zu Hause gemacht. Und das ist vollkommen okay.“
Was den Schulleiter besonders freut – alle Tests waren negativ. Testmaterial war vorhanden – aber auch nur, weil in der vergangenen Woche nur einmal, statt wie vorgesehen zweimal, getestet wurde. „Wir konnten letzte Woche erst Donnerstag testen, weil wir vorher keine Schnelltests bekommen haben.“ Da ein weiterer Test am darauffolgenden Tag keinen Sinn gemacht hätte, sei das Material aufgehoben worden.
„Zum Glück“, sagt Möx mit Blick auf den Starttermin der landesweit verbindlichen Pflichttests. „Sonst hätten wir heute nämlich nichts gemacht.“ Die Schule sei jetzt „testlos“. „Wir wissen noch nicht, wann der Nachschub kommt.“
Problematisch sei, dass die Tests je nach Lieferung von einem anderen Hersteller stammen – mit einer etwas anderen Handhabung. „Wir müssen wieder neu erklären. Das macht es schwierig für die Kinder.“ Die neuen Tests seien aber etwas einfacher in der Handhabung als die der Lieferung davor.
Restbestände aus der Vorwoche
Aspekte und Probleme, die Sebastian Knobbe vom Leitungsteam des Fallstein-Gymnasiums in Osterwieck inhaltlich bestätigt: „Wenn wir neue Tests von anderen Herstellern bekommen, müssen wir immer wieder unsere internen und bereits gut eingespielten Abläufe nachjustieren. Das ist nicht optimal, aber wahrscheinlich kaum zu ändern.“ Täglich koste der Testlauf rund 20 Minuten Unterrichtszeit.
Auch Knobbe bestätigt, dass die Pflichttests in der ersten Hälfte dieser Woche nur möglich sind, weil aus der Vorwoche noch Restbestände übrig seien. „Das ist bei uns genau eingetaktet – bis einschließlich Mittwoch kommen wir noch hin, ab Donnerstag ist dann Ebbe.“ Im günstigsten Fall komme nun zum Mittwoch Nachschub, der ab Donnerstagfrüh eingesetzt werden könne. „Andernfalls stellt sich für uns die Frage, ob wir die Schule dann ab Donnerstag schließen müssten.“
Insgesamt fällt Knobbes Fazit namens der Schulleitung positiv aus: Gab es vorige Woche noch 35 Befreiungen vom Präsenzunterricht, weil die Tests nicht wahrgenommen wurden, sei die Zahl nun auf unter 20 gesunken. „Wir interpretieren das als positive Entwicklung.“ Letztlich gebe es am Fallstein-Gymnasium nur eine Totalverweigerung – mit dem Effekt, den Lernstoff zu Hause büffeln zu müssen. Die gestrigen rund 250 Schnelltests seien negativ gewesen.
Und am Fallstein-Gymnasium denken die Lehrer bereits weiter: So könnten die negativen Schnelltests ja auch genutzt werden, um den Schülern in gewissem Rahmen wieder Vereinssport im Außenbereich zu ermöglichen.
Ein ähnliches Bild in und um Blankenburg: So hatte die Grundschule „An der Teufelsmauer“ in Timmenrode aufgrund der kurzen Woche nach den Osterferien nur am vergangenen Donnerstag die Schüler zum noch freiwilligen Test gebeten. „Somit konnten wir die übrig gebliebenen Tests gleich am Montag nutzen“, erklärte Schulleiterin Iris Schrader. Ab sofort soll nun montags und donnerstags getestet werden. „Ich hoffe, dass wir dann auch genügend Tests parat haben.“
Verweigerer bleiben daheim
Positiv wertet Iris Schrader, dass immer mehr Eltern den Tests in der Schule vertrauen: „Einige haben erst abgewartet, wie es läuft“, erklärt sie. Doch bislang habe dies sehr gut geklappt. Besonders erfreulich: „Alle Tests waren bislang negativ.“
Auch im Landschulheim Grovesmühle in Veckenstedt waren die Tests gestern laut Schulleiterin Ines Märkisch nur dank Restbeständen aus der Vorwoche möglich. Auch heute werde mit Vorwochentests gearbeitet. Getestet wurden gestern ausnahmslos alle Schüler. Es gebe zuweilen aber Verweigerer, die dann daheim bleiben müssten. Die Schule lässt keine privaten Tests zu – nur wer mit fachlichem Testergebnis (Testzentrum, Apotheke oder Arzt) komme, dürfe die Schule betreten.