Investition Plan: Neubau in Wernigerode soll Bibliotheken, Harzbücherei und Harzmuseum vereinen
Wernigerode
„Sie kennen die Mängel. Wir sind ohnehin gezwungen, baulich etwas zu tun“, mahnt Dezernent Rüdiger Dorff. Soll heißen, in Sachen Kinderbibliothek steht die Stadt Wernigerode mit dem Rücken zur Wand.
Das alte Fachwerkgebäude am Oberpfarrkirchhof 4 ist laut Dorff stark sanierungsbedürftig, steht bis auf die Räumlichkeiten, die für die Kinderbibliothek genutzt werden, größtenteils leer. Es gibt keine Toiletten – weder für die Mitarbeiterin noch für die Leser. Und von Barrierefreiheit keine Spur. Eine Sanierung wäre aufwendig.
Deshalb möchte die Stadt das Gebäude am liebsten verkaufen, hat der Dezernent den Mitgliedern im Kulturausschuss eröffnet.
Und die Kinderbibliothek? Sie könnte in einen Neubau neben Harzmuseum/Stadtbibliothek und Harzbücherei einziehen. Der dreistöckige Gebäudetrakt mit Fahrstuhl soll beide Einrichtungen verbinden und gleichzeitig als zentraler Eingangsbereich dienen. Zudem biete er noch Platz für einen Ausstellungsraum, der für museumspädagogische Projekte und für Lesungen genutzt werden könne.
Ohne Fördergeld ist Investition unmöglich
Der Anbau muss allerdings erst noch geplant und gebaut werden. „Wir reden da über eine Million Euro“, so Dorff an die Stadträte gerichtet. „Das ist viel Geld.“ Allerdings bringe der Neubau gleich mehrere Vorteile. Zum einen könnte sich die Stadt die Sanierung der Kinderbibliothek sparen. Gleichzeitig erhofft man sich im Rathaus auch Einsparungen beim Personal. „Durch den zentralen Eingangsbereich bräuchten nicht mehr an drei, vier Stellen Mitarbeiter sitzen.“
Aber: Das Projekt müsse sich rechnen. Das sei Fakt. „Und es wird sich auch rechnen“, ist der Dezernent überzeugt. Die Finanzierung sei zwar noch nicht „in Sack und Tüten“. Aber Vorstellungen gebe es schon. So fließe neben den erwarteten Personaleinsparungen auch der Erlös aus dem Verkauf des alten Gebäudes ein. „Wir werden versuchen, dafür einen Investor zu finden, der dort etwas in unserem Sinne macht.“ Nicht gewollt seien zum Beispiel Ferienwohnungen.
50.000 Euro für erste Planungen
Ohne Fördermittel sei das Projekt allerdings nicht zu stemmen, stellte Dorff klar. „Das gehört zur Wahrheit dazu.“ Die Stadt habe bereits einen entsprechenden Antrag gestellt.
Eine weitere Voraussetzung für das Bauprojekt sei die Zustimmung des Stadtrats. „Dafür ist ein Grundsatzbeschluss notwendig – aber erst wenn die Fördergeldzusage da ist“, so Dorff. „Sicherlich werden die Finanzpolitiker unter Ihnen die Stirn runzeln bei der aktuellen Haushaltslage, weil es eine freiwillige Ausgabe ist. Wir werden Ihnen belegen, dass die Investition sinnvoll ist. Und dann können wir trefflich diskutieren.“
Ob damit auch eine Verbindung zum benachbarten Stadtarchiv geschaffen werden könne, wollte Martina Tschäpe (SPD) wissen. „Das haben wir beleuchtet“, so Dorff. „Es wäre ein Traum. Aber wir kriegen das wirtschaftlich nicht hin.“ Vor allem die Höhenunterschiede der Gebäude würden Probleme bereiten. „Und der Neubau darf nicht zu teuer werden.“ Die Arbeitsbedingungen in der Kinderbibliothek seien nicht die besten, meldete sich Ausschusschefin Cary Barner (CDU) zu Wort. „Deshalb sollten wir das Projekt im Auge behalten.“ Andere Konzepte an dieser Stelle seien in der Vergangenheit gescheitert. „Schauen wir mal, was draus wird.“
Für dieses Jahr stehen für das Projekt fürs Erste 50.000 Euro Planungskosten im Haushalt zur Verfügung. Die Planungen und damit die Ausgaben seien notwendig, „um zu wissen, worüber wir sprechen“, so Rüdiger Dorff. Sollten die Fördergeldzusage und grünes Licht vom Stadtrat kommen, „könnten wir im kommenden Jahr anfangen zu bauen“.