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Nationalpark Harz Prinzess Ilse und die wahre Ilse-Quelle

Warum die Ilsenburger Prinzess-Ilse-Quelle eigentlich gar nichts mit dem Fluss Ilse zu tun hat und was sich hinter der Tür des sonst verschlossenen Brunnenhauses verbirgt.

Von Jörg Niemann 17.12.2023, 22:00
Der Harzfluss Ilse bei Ilsenburg auf Höhe der Prinzess Ilse-Quelle. Der Fluss entspringt an der Heinrichshöhe im Nationalpark.
Der Harzfluss Ilse bei Ilsenburg auf Höhe der Prinzess Ilse-Quelle. Der Fluss entspringt an der Heinrichshöhe im Nationalpark. Foto: Jörg Niemann

Ilsenburg. - Eigentlich sieht sie aus wie eine Festung aus dem Mittelalter. Aus festem Stein gemauert mit kleinen Zinnen auf dem Dach gleicht sie auf den ersten Blick dem Wachturm einer möglichen Stadtmauer. Auf den zweiten Blick entdeckt der Wanderer dann allerdings einen im Stein gemeißelten Schriftzug fest – Prinzess-Ilse-Quelle. Denn das Gebäude ist ein sogenanntes Brunnenhaus und dient dem Schutz und vor allem der Sauberkeit des in ihr entspringenden Wassers.

Ortsfremde fragen sich oft, wie es sein kann, dass keine zehn Meter von der Prinzess-Ilse-Quelle die Ilse fließt. Die Lösung ist aber ganz einfach: Beide Quellen haben nichts miteinander zu tun. Der Fluss Ilse entspringt aus einer Quelle, die sich 960 Meter über dem Meeresspiegel am Osthang der Heinrichshöhe im Nationalpark Harz befindet.

Die Prinzess Ilse-Quelle indes tritt genau inmitten des Steinbaus, direkt am Aufstieg zum Ilsestein ans Tageslicht. Ihr Ursprung liegt im Felsmassiv. Diesem Ursprung verdankt sie auch ihren mineralischen Gehalt. Die Prinzess Ilse-Quelle hat laut Erhebungen auf der Internetseite eine Schüttung von 5,2 Litern pro Minute, die mit einer Temperatur von 12.6 Grad Celsius aus dem Berg kommt. Der pH-Wert des Wassers beträgt 7,3.

Gute Wasser-Werte

Diese Ausgangsdaten haben dazu geführt, dass das Wasser der Prinzess Ilse-Quelle bis vor einigen Jahren zu Tafelwasser verarbeitet worden ist. Dazu ist vom Brunnenhaus talabwärts eine etwa 300 Meter lange Wasserleitung verlegt worden, die zu einer kleinen Firma führte, in der Harzer Tafelbrunnen und zum Teil auch Limonade produziert worden ist. Das Unternehmen ging als „Brausefabrik“ in den allgemeinen Sprachgebrauch der Stadt über, wurde privat betrieben. Wenige Jahre nach der Wende ließ der Absatz nach und die Fabrik wurde geschlossen. Das Gebäude diente einige Jahre als Lager und später als Wohnhaus. Erst vor wenigen Wochen wurde es nach einem Eigentümerwechsel abgerissen.

Lesen Sie auch: Warum die Brausefabrik abgerissen wurde

Die Prinzess Ilse-Quelle im Ilsetal.
Die Prinzess Ilse-Quelle im Ilsetal.
Jörg Niemann

Doch auch heute noch können sich zumindest in den wärmeren Monaten die Wanderer am Wasser der Prinzess Ilse-Quelle laben. Im Zuge von Sanierungsarbeiten am Brunnenhaus wurde die Quelle im Jahr 2009 durch eine neue Leitung wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Mittels ultraviolettem Licht wird das Wasser, bevor es das Brunnenhaus verlässt, von Bakterien befreit. Das Licht tötet nicht nur diese Erreger, auch mögliche Viren werden in ihrer Struktur zerstört. Das Wasser kann also bedenkenlos getrunken werden und viele Wanderer füllen dort gern vor dem Marsch zum Brocken ihre Trinkflaschen auf.

Das alles geschieht bei verschlossener Tür, denn das Brunnenhaus bleibt nach wie vor unzugänglich. Für die Volksstimme und die Mitteldeutsche Zeitung öffnete die Stadtverwaltung aber auch dieses Türchen, so dass ein Blick in den Innenraum des Brunnenhauses geworfen werden konnte. Das Innere ist eigentlich nicht mehr als ein kleines Treppenhaus mit kunstvoll gemauerten Wänden, einer Steintreppe und einem abgedeckten Zulauf, hinter dem sich die eigentliche Quelle verbirgt. Durch das Verschließen des Gebäudes ist gesichert, dass das Wasser auch künftig sauber und die eigentliche Quelle der Nachwelt erhalten bleibt.