Wechselvolle Geschichte eines traditionsreichen Hauses Saal der Harzer Werke nun ein Möbellager
Blankenburg. Aus dem Saal des ehemaligen Klubhauses der Harzer Werke wurde seit kurzem ein Möbellager der Arbeiterwohlfahrt (AWO) des Landkreises Harz (Volksstimme berichtete). Der erneuten Nutzungsänderung des traditionellen Saales geht allerdings eine lange Geschichte voraus.
Bis vor gut 20 Jahren befand sich in diesem Gebäude an der Grefestraße noch das Klubhaus der Harzer Werke. Neben der Gaststätte wurden im Saal regelmäßige Veranstaltungen gut besucht. Danach wurde es ruhiger - ein Unternehmensberater aus dem hohen Norden hatte die Räume verpachtet. Obwohl die Alteigentümer längst ihre Rückübertragungsansprüche geltend gemacht hatten, wurden die Mieter darüber nicht informiert.
Inzwischen hat ein junger Blankenburger Gastronom einen neuen, hoffnungsvollen Versuch unternommen, das Haus mit frischem Leben zu erfüllen. Den Saal jedoch wieder wie früher als Veranstaltungsort zu nutzen, würde vor allem auch an den Einsprüchen der Nachbarn wegen der Lärmbelästigung scheitern.
Die Geschichte des gesamten Hauses ist übrigens ebenso alt wie auch interessant. Als Ende des 19. Jahrhunderts Blankenburg eine aufstrebende Kleinstadt war, wo sich viele Pensionäre und Regierungsbeamte niederließen, bekam der Ziegeleibesitzer Wilhelm Grefe 1896 als Bauherr die Genehmigung, ein Doppelhaus zu errichten. Es befand sich an der später nach ihm benannten Straße.
Nach der Fertigstellung wurden in der linken Hälfte aus Straßensicht Wohnungen vermietet, die rechte Seite enthielt 1899 eine Konditorei, ein Café und ein Restaurant. Zwei Jahre später wurde dieser Teil mit einer Pension ergänzt.
1959 wurden Erben des Hoteliers enteignet
"Um 1911 wurde das Haus zu einem Hotel umgebaut, dessen erster Besitzer und Namensgeber Friedrich Bestehorn war", sagt Hans-Jürgen Bösche, der sich mit der Historie des Gebäudes beschäftigt hat.
In einer Anzeige von 1914 warb der Besitzer: "Hotel und Pension Bestehorn – mit vielen herrliche Aussicht bietenden Balkonzimmern im Zentrum des Villenviertels unmittelbar am Waldrand gelegen, empfiehlt sich den reisenden Herrschaften für kürzeren und längeren Aufenthalt. Sehr geschützt liegender Garten mit Veranden, Saal für Gesellschaften, Familienfestlichkeiten etc., Bäder im Hause, Wagen am Bahnhof".
1959 wurde die Familie Angerstein als Erbe des einstigen Hoteliers enteignet. Das Gebäude fiel in die Hände des Volkseigenen Betriebes (VEB) Harzer Werke. Nach der Wende, als sich auch die Eigentumsverhältnisse des Großbetriebes wieder veränderten, bekam die Familie Angerstein 1992 ihr Eigentum zurück.
Mehrere Versuche, die Gaststätte und den Saal zu vermieten und wieder zu betreiben, scheiterten jedoch. Nach einem Beschluss des Blankenburger Stadtrats vom Juni 2008 sollte aus dem einstigen "Bestehorn" eigentlich das "Kur- und Tagungshotel Stadt Blankenburg" als Vier-Sterne-Hotel mit 42 Zimmern und einer gehobenen Gastronomie entstehen. Der Saal sowie weitere Räume im Haus sollten für Tagungszwecke ausgebaut werden. Übrig blieb von diesen Plänen nichts. Das Hotel entstand in der früheren Schlosskaserne am Schnappelberg.
Das gesamte Gebäude ist nun dreigeteilt. Links entstehen wieder Wohnungen, in der Mitte befindet sich die Gaststätte "Zeitwerk". Der große Saal beherbergt das AWO-Möbellager.