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Bewohner und Geschäftsleute der Marktstraße bitten um Unterstützung Schluss mit der Tierquälerei, Linde: "Pauschales Gemecker"

Von Regina Urbat 24.08.2010, 07:51

Den jüngsten Unfall mit einer Pferdekutsche in Wernigerode haben Bewohner und Geschäftsleute der Marktstraße zum Anlass genommen, Fuhrunternehmer zu kritisieren. Es geht ihnen nicht darum, die Vierbeiner samt Gespanne aus der Stadt zu verbannen, heißt es. Vielmehr um die Gesundheit der Pferde und Sauberkeit auf dem Kutschen-Parkplatz in der Innenstadt.

Wernigerode. Pferdekutschen gehören zur Stadt wie die bunten Fachwerkhäuser, die vielen Gassen und Geschäfte sowie Bimmelbahnen. "All‘ dies macht Wernigerode so lebenswert und erfreut die Gäste", sind sich Bewohner und Gewerbetreibende der Marktstraße einig. Sie haben aber mit Pferdegespannen dennoch "ein riesiges Problem".

Den jüngsten Unfall am 31. Juli in Nöschenrode, bei dem zwei Pferde durchgegangen sind und eine Rentnerin von der Kutsche überfahren wurde, habe sie veranlasst, sich mit einem Brief an die Stadtverwaltung und Tierschützer zu wenden. Darin berichten sie über ihre Sorgen und bitten um Unterstützung.

Im Volksstimme-Gespräch schilderten einige der über 60 Unterzeichner des Schreibens, das der Redaktion samt Liste vorliegt, was ihnen besonders am Herzen liegt. Voraus schickten sie, dass sie Pferde und Kutschen nicht aus der Stadt verbannen und auch nicht alle Fuhrunternehmen über einen Kamm scheren wollen: "Es gibt Kutscher, die ihre Pferde ordentlich halten und maßvoll belasten. Diese Vierbeiner erwecken auch den Eindruck, dass es ihnen gut geht."

Probleme hätten sie vor allem damit, wenn Pferde bei Temperaturen von mehr als 30 Grad im Schatten stundenlang in der prallen Sonne stehen und auf Fahrgäste warten müssen, "ohne, dass jemand ihnen Wasser gibt". Nicht mit ansehen könnten sie auch, wenn Pferde bei der Hitze mit hängenden Köpfen und Schaum vor dem Maul eine vollbesetzte Kutsche zum Schloss hochziehen. Ebenso traurig sei anzusehen, wenn im Winter die Tiere bei Glatteis auf dem Pflaster unter der Last ausrutschten.

In dem Brief wird außerdem in Frage gestellt, ob die sogenannte Kutschen-Haltestelle im Bereich Marktstraße/Teichdamm der richtige Platz sei: "Der ewige Gestank rings um den Oberpfarrkirchhof vertreibt anliegenden Gastronomen die Gäste."

Diese und weitere "unschöne Erlebnisse" schildern die Unterzeichner, zu denen auch eine Reihe von Touristen gehören, in dem Brief, mit der Absicht, dass sich "endlich Verantwortliche finden, die nicht wegschauen, sondern eingreifen". Denn immer wieder würden sich Gäste über die Haltung von Pferden empören.

"Gestank vertreibt Gastronomen die Gäste"

Zu den Verantwortlichen gehört im Wernigeröder Rathaus Gerald Fröhlich. Ihm seien die Sorgen der Marktstraßen-Anlieger "schon zu Ohren gekommen", sagte der Leiter des Ordnungsamtes auf Nachfrage. Gleichzeitig versicherte er, die Probleme ernstzunehmen und "alle Kutschfahrten-Anbieter an einen Tisch zu holen".

Einer der vier Betreiber, die in Wernigerode mit "Ross und Reiter" unterwegs sind, ist Frank Linde. Für die "Aufregungen der Leute" habe er kein Verständnis, sagte er gegenüber der Volksstimme. "Es wird meist pauschal gemeckert." Sein Unternehmen führe im Sommer immer Trinkwasser für die Tiere mit. Auch gönne er seinen zehn Pferden regelmäßig einen Ruhetag. Frank Linde: "Ihnen geht‘s besser als mir. Ich habe eine Sieben-Tage-Woche." Dass Pferde mal "durchgehen", sei "leider normal". Zum jüngsten Unfall wolle er nichts sagen, nur: "Es waren nicht meine Pferde."