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Seilbahn-Projekt Verhärtete Fronten am Winterberg

Winterberg-Investor Gerhard Bürger hat seine Pläne den Wernigeröder Grünen vorgestellt. In der Fraktionssitzung gab es keinen Kompromiss.

Von Holger Manigk 22.02.2017, 00:01

Wernigerode l Auf diesen Termin hatte Winterberg-Investor Gerhard Bürger lange gewartet: Am Montag stellte er seine Pläne in der Sitzung der Wernigeröder Stadtratsfraktion von Bündnis 90/ Die Grünen und Piraten vor. Aus der anberaumten halben Stunde wurde eine mehr als einstündige Diskussion, eine Annäherung ist nicht in Sicht. Bislang stellen sich die Grünen gegen den Ausbau des Berges bei Schierke zum Skigebiet. Die Fraktionsvorsitzende Sabine Wetzel argumentierte, die Weiterentwicklung des Winterberg-Projektes vom reinen Skihang zur Ganzjahreserlebniswelt sei ein Schritt in die richtige Richtung. Dennoch bezweifele sie, dass das Gebiet schneesicher ist.

„Dieser Winter hat gezeigt, dass der Harz durchaus Schnee kann“, entgegnete Gerhard Bürger. Der Winterberg trage seinen Namen zurecht. „Gegenüber dem Wurmberg haben wir den Vorteil des Nordhangs – er ist kühler und weniger windanfällig.“ Der Hildesheimer Unternehmer sei zuversichtlich, 100 Schneetage zu garantieren . „Wir brauchen drei Tage am Stück Temperaturen von minus drei Grad, dann können wir den Hang innerhalb von 48 Stunden beschneien.“ Ohne Kunstschnee funktioniere das Konzept jedoch nicht.

Der Winterberg-Investor und seine Planer haben indes einen Kompromiss ausgearbeitet, mit dem sie das Landesamt für Umweltschutz in Halle überzeugen wollen. Die Behörde ist für die Genehmigung des Raumordnungsverfahrens zuständig und kritisierte bislang, dass die geplante Seilbahntrasse ein Vogelschutz- und ein FFH-(Fauna-Flora-Habitat-)Gebiet verletze. „Wir versetzen die Mittelstation 40 Meter nach Osten und umgehen damit die Naturschutzgebiete“, erläutertete Bürger. Dadurch müsse die komplette Seilbahn neu geplant werden, erneute Mehrkosten zu bislang kalkulierten 18 Millionen Euro entstünden. „Der Winterberg ist ein ökologisch sensibles Gebiet, der Moorwald am Hang hat europäischen Schutzstatus“, entgegnete Wetzel. Die Investorengruppe könne sich nicht über geltendes EU-Recht hinwegsetzen.

Ob das Winterberg-Projekt Schierke tatsächlich den versprochenen Aufschwung bei Touristen- und Übernachtungszahlen bringen werde, stellte Sabine Wetzel in Frage. „Mit der Entwicklung des Winterbergs bekommen wir nicht mehr Touristen in den Ort“, sagte die Bündnisgrüne. Stattdessen solle man die Erreichbarkeit des Zentrums – etwa des Bahnhofs der Brockenbahn – verbessern. „Ohne attraktiven Ortskern gibt es keine Chance für Schierke“, argumentierte Wetzel. Sie befürchte, wenn – wie geplant – am Winterberg Gastronomie entsteht, wandern noch mehr Touristen aus der Ortsmitte in Richtung Berghang ab. Das habe sich an der Glühweinbude auf der Plaza am Winterbergtor-Parkhaus gezeigt.

Bürger hielt dagegen, das Harzresort im wintersporttechnisch weniger attraktiven Torfhaus, sei im Januar zu 88 Prozent ausgelastet gewesen. „Das sind Traumzahlen für Hoteliers, das können wir in Schierke auch erreichen.“ Das Risiko des Winterberg-Projektes trage allein die Investorengruppe, nicht Wernigerode. „Wir brauchen fünf Jahre, um schwarze Zahlen zu schreiben.“

Auf die Frage des Wernigeröders Werner Kropf, ob eine abgespeckte Version des Winterberg-Projektes – ohne alpine Piste, nur mit Langlaufloipen – denkbar sei, antwortete Bürger: „Das könnte finanziell nicht funktionieren.“ Der Investor sagte abschließend, es sei „nur eine Frage der Zeit, bis das Projekt realisiert wird“.