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Harz Seit 30 Jahren: Kinder für Wald und Natur rund um Blankenburg begeistert

Aktualisiert: 13.4.2021, 09:59

Blankenburg (jü). „Vor einem Jahr haben wir die letzten Schüler zu einer Walderlebniswoche hier gehabt“, sagt Karin Klinghardt etwas wehmütig. Seither ist es im Jugendwaldheim „Lindenberg“ in Blankenburg zwar etwas ruhiger geworden. „Die Zeit haben wir trotzdem gut genutzt“, berichtet die Leiterin eines der insgesamt fünf Jugendwaldheime in Sachsen-Anhalt. „Wir sind nicht in eine Starre verfallen, sondern haben viel am Haus und im Umfeld saniert und in Ordnung gebracht.“ Davon zeugen unter anderem ein neuer Zaun und eine neue Toreinfahrt.

Neue Holzelement und ein Geocache

Ein Schwerpunkt bildete in den vergangenen Wochen außerdem der beliebte Walderlebnispfad zwischen Heimburg und Michaelstein. Dort sind zwei neue Spielelemente aufgestellt worden. Ein neuer Barfußpfad wurde pünktlich zum gestrigen Jubiläumstag fertiggestellt. „Unser Lehrpfad wird dort sehr gut angenommen“, so Karin Klinghardt, die mit ihren Kollegen regelmäßig die dort angebrachte Box für Werbeflyer nachfüllen muss. Zudem soll der Pfad auch Erwachsene anlocken: So ist er inzwischen ein Ziel für Geocacher, die dort einen sogenannten Cache – also eine kleine „Schatzkiste“ samt Logbuch – anhand von GPS-Koordinaten aufspüren können.

„Igel-Eltern“ aus dem Wald gestohlen

Besonders freut das Team vom Jugendwaldheim, dass sich der Vandalismus auf diesem Weg in Grenzen hält. „Dort ist immer viel Betrieb, aber zum Glück passiert recht wenig“, schätzt Karin Klinghardt ein. Allerdings vermissen ihre Kollegen und vor allem die Heimburger Knirpse, die regelmäßig dort im Wald die vielfältigen Spiel-Elemente testen, zwei der dort aufgestellten Holzfiguren. „Unsere Igel-Eltern sind gestohlen worden“, ist Karin Klinghardt traurig, dass jemand die doch recht auffällige Gruppe einfach mitgenommen hat. Vielleicht, so ihre Hoffnung, finden sich die Holz-Igel doch wieder an.

Hoffen auf neue Schulklassen

Neben der Instandsetzung und Pflege des Walderlebnispfades haben die Mitarbeiter des Jugendwaldheims auch die Stiftung Umwelt-, Natur- und Klimaschutz (SUNK) auf den Renaturierungsflächen im Stiftungswald sowie auf Flächen des Landesforstbetriebs tatkräftig unterstützt. Hier macht sich vor allem der „kurze Draht“ zu SUNK-Revierförster Jens Richter positiv bemerkbar. Denn sein kleines Büro grenzt direkt an das von Jugendwaldheim-Chefin Karin Klinghardt. Am liebsten wäre ihnen natürlich, wenn sie ihrem pädagogischen Auftrag nachgehen könnten: „Wir hoffen händeringend, dass die Schüler bald wiederkommen dürfen“, so Karin Klinghardt, die normalerweise pro Jahr rund 800 Mädchen und Jungen ab Klasse 8 für jeweils eine Woche am Lindenberg beherbergt. Hinzu kommen rund 1000 Schüler, für die dort Waldspiele organisiert werden. Bis zu sechs Kindertagesstätten absolvieren dort die beliebten Waldfuchsprojekte.

Aktuell gehen die Waldpädagogen jedoch stark davon aus, dass sie in diesem Jahr keine Schulklassen mehr begrüßen können. „Der Schutz der Kinder und Jugendlichen sowie der Kollegen geht vor“, sagt Karin Klinghardt.

Zwar war bereits im vergangenen Jahr ein umfangreiches Hygienekonzept für das Haus entwickelt worden. Doch die Pandemie-Entwicklung und die gesetzlichen Bestimmungen ließen keine Schüleraufenthalte mehr zu.

Haus ist bis 2023 gut ausgebucht

Die schlechte Nachricht für Schulen, die sich schon für dieses Jahr angemeldet hatten: Sie können ihren Aufenthalt noch nicht einmal für das nächste Jahr reservieren. „Unser Haus ist immer gut gebucht. Wir haben sogar schon Verträge bis 2023“, sagt Karin Klinghardt, die – selbst wenn es wieder möglich sein sollte – kaum eine Chance sieht, noch Termine zu verschieben. Dafür bietet sie mit ihren Mitarbeitern aktuell Tagesprojekte im Wald und in der Natur an, die unter den aktuellen Einschränkungen umsetzbar sind. Dazu zählen unter anderem Thementage mit Bezügen zum aktuellen Unterrichtsstoff, beispielsweise für die vierten Klassen. An der frischen Luft auf der großen Wiese vor dem Jugendwaldheim oder rund um den Mönchemühlenteich können Themen wie „Baum ist nicht gleich Baum“, „Die Tiere des Waldes“ und „Wie wichtig ist Wasser“ den Kleinen näher gebracht werden.

Wald und Natur entdecken

So, wie es zum Gründungstag vor 30 Jahren – am 12. April 1991 - eigentlich auch gedacht war. Aus Anlass dieses Tages haben die Mitarbeiter ihr Haus entsprechend geschmückt, auch wenn die geplante Feier diesmal ausfallen musste.

Das Blankenburger Jugendwaldheim am Lindenberg ist neben Drei Annen Hohne, Spitzberg (Dessau), Arendsee und Wildenstall (Wippra) eines von fünf Häusern, in denen Kinder Natur mit allen Sinnen entdecken und Waldwirtschaft hautnah erleben sollen. Helmut Freye hatte als erster Leiter den Aufbau des Jugendwaldheims zwischen 1991 und 1995 vorangebracht. Ihm folgten Wolf-Jochen Peters, Lutz Böge und Lutz Kletta. Vor 15 Jahren übernahm Karin Klinghardt die Leitung der Bildungsstätte, die vom Landeszentrum Wald Sachsen-Anhalt getragen wird.